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DOI: 10.1055/s-0028-1086815
Prognostischer Wert des ABCD2 Scores über das 90 Tage Intervall hinaus
Hintergrund: Patienten mit transitorischer ischämischer Attacke (TIA) weisen ein erhöhtes Risiko für weitere vaskuläre Ereignisse auf. Während das Schlaganfallrisiko die kurzfristige Prognose der Patienten dominiert, stellen kardiovaskuläre Erkrankungen die Haupttodesursache im Langzeitverlauf dar. Kürzlich wurde der ABCD2 Score als prognostisches Punktesystem zur Abschätzung des Schlaganfallrisikos in den ersten 90 Tagen nach TIA validiert. In der vorliegenden Studie sollte untersucht werden, ob sich der ABCD2 Score auch zur vaskulären Risikostratefizierung im Mittel- bis Langzeitverlauf nach TIA eignet.
Methodik: Bei 176 Patienten mit TIA, die zwischen Mai 2000 und Juli 2004 konsekutiv auf der Stroke Unit behandelt wurden, erfolgte eine retrospektive Erhebung des ABCD2 Scores. Nach einem medianen Follow-Up von 27 Monaten wurden die Patienten telefonisch oder postalisch zu neuen vaskulären Ereignissen befragt sowie behandelnde Hausärzte und Krankenhäuser zur Komplettierung der Daten kontaktiert.
Ergebnisse: Bei 55 (31,3%) Patienten lag ein ABCD2 Score von ≤3 Punkten und bei 120 (68,2%) von >3 Punkten vor. Verlaufsdaten waren von 173 (98,3%) Patienten verfügbar. 22 (13,8%) Patienten erlitten einen Hirninfarkt oder eine erneute TIA, 5 (3,1%) einen Myokardinfarkt (MI) oder ein akutes Koronarsyndrom (ACS), 3 (1,7%) einen vaskulär bedingten Tod, und 5 (3,1%) Patienten unterzogen sich einer koronaren oder peripheren Revaskularisation.
In der Cox-Regression war ein ABCD2 Score >3 mit einer signifikanten Risikoerhöhung für den kombinierten Endpunkt aus Hirninfarkt, MI oder ACS, und vaskulärem Tod (Hazard Ratio (HR) 3,1, 95% Konfidenzintervall (CI) 1,1–8,8) verknüpft. Während es bei 12 (10,1%) Patienten mit einem ABCD2 Score >3 zu einem MI oder ACS, einer Revaskularisation oder einem vaskulären Tod kam, war dies bei keinem der Patienten mit einem ABCD2 Score ≤3 der Fall. Für den kombinierten Endpunkt aus Hirninfarkt und TIA wiesen Patienten mit einem ABCD2 Score >3 in der Cox-Regression keine signifikante Risikoerhöhung auf.
Schlussfolgerung: Ein ABCD2 Score >3 ist mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse im Mittel- bis Langzeitverlauf nach TIA verknüpft. Das erhöhte kardiovaskuläre Risiko dieser Patientengruppe sollte in der Therapieentscheidung berücksichtigt und die Patienten einem KHK-Screening zugeführt werden. Eine Eignung des Scores zur zerebrovaskulären Risikostratefizierung über das 90 Tage Intervall hinaus konnte nicht gezeigt werden.