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DOI: 10.1055/s-0028-1086814
Intravenöse Gabe von Antihypertensiva – Kontraindikation für Thrombolyse bei ischämischem Schlaganfall?
Hintergrund: In den Zulassungskriterien für die Thrombolyse ist ein systolischer Blutdruck >185mmHg, welcher durch aggressive Maßnahmen (i.v.-Antihypertensiva) gesenkt werden muss, als Kontraindikation ausgewiesen.
Wir untersuchten, wie oft auf unserer Stroke Unit Patienten mit initialen Blutdruckwerten >185mmHg und der dadurch notwendigen Applikation von i.v.-Antihypertensiva lysiert worden sind, ob vermehrt Komplikationen im Sinne von sekundären intrazerebralen Blutungen auftraten und wie sich das Outcome im Vergleich zu den nicht antihypertensiv behandelten Patienten darstellte.
Methodik: Prospektive Untersuchung. Jeder Patient erhielt vor Thrombolyse eine CT oder MRT, sowie eine Kontrollbildgebung nach 5–7 Tagen. Nach 3 Monaten wurde die Modified Rankin Scale (mRS) bestimmt.
Ein systolischer Blutdruck von <180mmHg stellte Grundvoraussetzung für den Beginn der Thrombolysetherapie dar. Lagen die Werte außerhalb dieses Bereiches, erfolgte eine standardisierte Behandlung. Wir begannen mit der sublingualen Gabe von Nitrospray bis max. 6 Hub, danach erfolgte die intravenöse antihypertensive Behandlung.
Ergebnisse: Von 02/2005–12/2007 wurden 203 Patienten (115Männer, 88 Frauen, Ø Alter 72 Jahre; NIH-SS 13 Punkte) lysiert. 35/203 (17,2%) Patienten hatten bei stationärer Aufnahme erhöhte Blutdruckwerte (RR syst. >185mmHg), welche durch intravenöse Antihypertensiva gesenkt werden mussten. Der initiale Blutdruckwert betrug bei diesen Patienten im Durchschnitt 217/118mmHg. Die Blutdrucksenkung erfolgte bei 84% der Patienten mit Nifedipin (Ø 0,5mg/h), bei 14% mit Nepressol (Ø 5mg/h) und 1 Patient wurde mit Paracefan (0,06mg/h) behandelt. Lagen die Blutdruckwerte im Zielbereich, erfolgte die Lysetherapie mit rt-PA.
Es gab keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen unbehandelten Patienten und antihypertensiv behandelten Patienten hinsichtlich des guten Outcome (mRS 0–1: 47% vs. 38%; p=0,3), der Letalität (16% vs. 21%; p=0,5) und der sekundären Hirnblutungsrate (1,8% vs. 2,9%; p=0,7).
Schlussfolgerungen: Die Thrombolyse bei Patienten, deren hypertensive Blutdruckwerte mit i.v.-Antihypertensiva gesenkt werden mussten, war sicher und effektiv. Diese Kontraindikation der Thrombolysebehandlung sollte überdacht werden.