Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P555
DOI: 10.1055/s-0028-1086809

Dysprosodie bei Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom

W Visser 1, U Schlegel 1, S Skodda 1
  • 1Bochum

Einleitung: Die Parkinson-typische Sprechstörung ist nicht nur gekennzeichnet durch variabel ausgeprägte Störungen von Sprechatmung, Stimmbildung und Artikulation. Es finden sich auch in unterschiedlichem Maße Veränderungen der Prosodie, die durch die Dimensionen von Sprechtempo und -rhythmus, Redefluss und Variation von Tonhöhe und Lautstärke gekennzeichnet ist.

Ziel: Analyse objektiver Prosodie-Parameter bei Patienten mit IPS in Korrelation zu krankheitsspezifischen Parametern im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen.

Methoden: N=169 Patienten mit IPS (97Männer, 72 Frauen) und 64 altersgematchte gesunde Kontrollpersonen (31Männer, 33 Frauen) wurden anhand einer standardisierten Leseaufgabe mittels akustischer Analyse untersucht. Bei 14 der Patienten wurde zusätzlich ein standardisierter l-Dopa-Test durchgeführt. Als Maß für die Tonhöhenvariation wurde die Grundfrequenzvariation (F0SD und F0range) ermittelt; Sprechtempo und Pausenanteile wurden anhand der Messung von Silben- und Pausenlängen definiert.

Ergebnisse: Abgesehen von einzelnen geschlechtsspezifischen Besonderheiten fand sich lediglich eine signifikante Reduktion der F0SD bei Patienten mit IPS im Vergleich zur Kontrollgruppe; Sprechgeschwindigkeit und Pausenanteil beim Sprechen zeigten keine relevanten Unterschiede in den Untersuchungsgruppen. Intonationsvariation und Sprechtempo waren nicht miteinander korreliert. In der IPS-Gruppe zeigte sich eine negative Korrelation zwischen Gesamtsprechrate (TSR) und Hoehn&Yahr-Stadium sowie eine positive Korrelation zwischen UPDRS Motor Score und Pausenanteil lediglich bei männlichen Patienten. Bei weiblichen IPS-Patienten hingegen zeigte sich eine negative Korrelation zwischen Hoehn&Yahr-Stadium bzw. UPDRS Motor Score und F0SD und F0range.

Trotz jeweils signifikanter Besserung der motorischen Funktionen fand sich nach standardisierter l-Dopa-Gabe keine Änderung der einzelnen Prosodie-Parameter.

Schlussfolgerungen: Der fehlende Zusammenhang zwischen Intonation und Sprechtempo bei Patienten mit IPS und die unterschiedliche Korrelation mit der motorischen Beeinträchtigung lässt vermuten, dass Intonationsvariation und Sprechtempo unterschiedlichen pathophysiologischen Steuerungsmechanismen unterliegen.