Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P526
DOI: 10.1055/s-0028-1086780

Versorgung von Parkinson-Patienten in neurologischen Schwerpunktpraxen in Berlin (NeuroPa-Studie)

R Ehret 1, M Balzer-Geldsetzer 1, J.P Reese 1, I Dodel 1, E Becker 1, A Christopher 1, H Friedrich 1, S Kraemer 1, W Lüer 1, M Müngersdorf 1, R Puzich 1, I Schultes-Platzek 1, V Siefjediers 1, K Tiel-Wilck 1, R Dodel 1
  • 1Berlin, Marburg

Fragestellung: Erhebung der Versorgung von Patienten mit idiopathischem Parkinsonsyndrom (IPS) in neurologischen Spezialpraxen in Berlin.

Methoden: In 12 neurologischen Spezialpraxen in Berlin wurden alle IPS-Patienten im 4. Quartal 2006 in die Studie eingeschlossen. Mittels Fragebögen wurden soziodemographische, klinische und ökonomische Daten für den Beobachtungszeitraum erhoben. Direkte und indirekte Kosten wurden berechnet. Der Ressourcenverbrauch wurde mit gültigen Preisen zum Auswertungszeitpunkt Dezember 2006 berechnet. Mittels detaillierten Abrechnungsabgaben der Ärzte und den von der KV für die jeweilige Praxis zur Verfügung gestellten Punktwerten, wurden die Entgelte für die Patientenbetreuung berechnet.

Als klinische Parameter wurden die Krankheitsausprägung nach Hoehn und Yahr (HY), das Vorliegen motorischer Komplikationen, neuropsychiatrische Symptome und Begleiterkrankungen erfasst. Darüber hinaus wurden depressive Symptome (mittels BDI), kognitive Beeinträchtigungen (mittels MMST), die gesundheitsbezogene Lebensqualität (mittels EQ-5D) und die Patientenzufriedenheit (mittels ZUF-8) erfasst.

Ergebnisse: Von 834 angesprochenen Patienten nahmen 431 (51,7%) teil. An den direkten Kosten von im Mittel Eur1741 hatten die Medikamentenkosten (Eur809), die nicht-medizinische Therapie (Eur233) und Krankenhausaufenthalte (Eur452) den größten Anteil. Die Arzthonorare nach EBM beliefen sich auf ca. Eur42 pro Patient im 3-Monats-Zeitraum. Auf Rehabilitationen entfielen Eur120.

Als Kostenfaktoren für die direkten Kosten konnten die Schwere der Krankheit nach HY, weibliches Geschlecht, Motorfluktuationen sowie vermehrte depressive Symptome identifiziert werden. Während des Krankheitsverlaufs von HYI zu HYIV erhöhten sich die Kosten um mehr als das Dreifache. Die Messung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität mittels EQ5D zeigte eine deutliche Beeinträchtigung der Patienten gegenüber der Allgemeinbevölkerung.

Schlussfolgerungen: Die vorliegende Studie unterstreicht die große finanzielle Belastung durch IPS, insbesondere durch die Medikation und die Nutzung stationärer Einrichtungen. Erstmalig ist durch die Dokumentation der Arzthonorare nach EBM ein Vergleich der in Rechung gestellten Leitungen mit der tatsächlichen Vergütung durch die kassenärztliche Vereinigung möglich. Dieser Vergleich und weitere ökonomische Untersuchungen der IPS können einen wichtigen Beitrag zur Aufdeckung von Über-, Unter-, und Fehlversorgung bei der Parkinson-Patienten leisten.