Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P520
DOI: 10.1055/s-0028-1086774

Traumatisches Liquorunterdrucksyndrom bei Liquorleckage am kraniozervikalen Übergang nach Skiunfall

B Schloesser 1, K Schröder 1, M Bettag 1, M Maschke 1
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Einleitung: Beim Liquorunterdrucksyndrom handelt es sich um ein idiopathisches oder erworbenenes Syndrom mit orthostatischen Kopfschmerzen. Zusätzlich kann es zu Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen, Tinnitus und Hirnnervenausfällen kommen.

Fallbericht: Ein 50-jähriger Patient klagt seit einem 3 Wochen zurückliegenden Skiunfall über Nackenschmerzen, okzipital betonte lageabhängige Kopfschmerzen, Schwankschwindel und Tinnitus. Am Vortag der stationären Aufnahme kam es zusätzlich zu seitlich versetzen Doppelbildern, vor allem beim Blick nach rechts. Eine 2 Wochen zurückliegende Röntgenaufnahme der Halswirbelsäule hatte einen unauffälligen Befund erbracht. Klinisch-neurologisch zeigte sich eine Parese des Nervus abducens rechtsseitig. Bei der diagnostischen Lumbalpunktion zeigte sich eine massive Schrankenstörung sowie eine ausgeprägte lympho-monozytäre Pleozytose. Bei Verdacht auf eine entzündliche Genese der Symptomatik wurde eine antibiotische Therapie eingeleitet. Die Kopfschmerzen besserten sich auf Gabe von Koffeintabletten. Die durchgeführte cerebrale kernspintomographische Untersuchung (MRT) zeigte bihemisphärische Hygrome und subdurale Hämatome ohne raumfordernde Wirkung. Die Seitenventrikel imponierten schlitzförmig verengt, quasi ubiquitär intrakraniell konnte ein diffuses durales Kontrastmittelenhancement nachgewiesen werden. Bei Verdacht auf Liquorleckage mit Liquorunterdrucksyndrom wurde ein spinales MRT veranlasst. Dieses zeigte ein durales Liquorleck im Bereich des kraniozervikalen Überganges, sowie spinale juxtadurale Hämatome im Bereich der unteren Brust- und Lendenwirbelsäule. Es erfolgte die plastische Abdeckung der Liquorfistel mittels Muskeltransplantaten und Fibrinkleber über Laminotomie. Der intra- und postoperative Verlauf gestaltete sich komplikationslos. Die Kopfschmerzen und Nackenschmerzen waren schnell rückläufig, die Abducensparese bildete sich komplett zurück.

Diskussion: Bei unserem Patienten kam es nach Skiunfall zu einer traumatischen Liquorfistel am kraniozervikalen Übergang. Die Beschwerden des Patienten, die diagnotische Lumbalpunktion und das kernspintomographisch nachgewiesene durale Kontrastmittelenhancement könnten eine entzündliche Genese der Symptome vermuten lassen. Bei gleichzeitiger Traumaanamnese, sowie beim Vorliegen lageabhängiger Kopfschmerzen und typischen MRT-Befundes, muss differentialdiagnostisch ein Liquorunterdrucksyndrom in Betracht gezogen werden.