Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P510
DOI: 10.1055/s-0028-1086764

Glioblastom WHO IV° im Hirnstammbereich: wichtige Differentialdiagnose bei Prozessen der hinteren Schädelgrube

C Buschsieweke 1, K Schröder 1, M Bettag 1, M Maschke 1
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Einleitung: Das Glioblastom ist ein primärer intrakranieller Tumor epithelialen Ursprungs, das sich im Median im Alter von 64 Jahren klinisch manifestiert.

Die Gliome können im gesamten Gehirn, allerdings gehäuft frontal und temporal entstehen. Hirnstammgliome sind eher selten, und treten im Vergleich zu anderen Lokalisierungen eher bei jüngeren Menschen auf.

Fallbericht: Die neurologische Symptomatik der 15-jährigen Patientin mit seit 2 Wochen bestehendem Schwindel insb. beim Stehen und Gehen mit Übelkeit, Kopfschmerzen und Geschmacksstörungen ließ sich auf eine Raumforderung in der Pons linksseitig mit perifokalem Ödem im MRT zurückführen. Klinisch neurologisch bestand eine Gangataxie sowie Doppelbilder.

Bei einem 51-jährigen Patienten konnte eine seit 4 Wochen bestehende neurologische Symptomatik in Form von stechender Nackenschmerzen, Parästhesien der rechten Hand sowie im Bereich des linken Unterschenkels, leichtgradiger Hemiparese rechts sowie Gangataxie kernspintomographisch auf eine zystische Raumforderung im Bereich des oberen Halsmarks zurückgeführt werden.

Nach Ausschluss eines entzündlichen Geschehens im Liquor erfolgte eine Stereotaktische Biopsie bei der 15-jährigen Patientin bzw. eine Teilresektion bei dem 51-jährigen Patienten. Bei beiden Patienten konnte histologisch die Diagnose eines Glioblastoms WHO Grad IV gestellt werden.

Bei dem Patienten blieb nach einer antiödematösen Therapie und der Teilresektion nur noch eine Hypästhesie im Bereich des rechten Beins von der Fußsohle bis zum Gesäß reichend zurück.

Bei beiden wurde nach Diagnosestellung eine kombinierte Strahlen-Chemotherapie begonnen.

Diskussion: Glioblastome IV° Grades mit Lokalisation im Hirnstamm sind eine wichtige Differentialdiagnose bei Prozessen in der hinteren Schädelgrube, die unabhängig vom Alter des Patienten erwogen werden muss. Bemerkenswert ist dabei die häufig vorhandene Diskrepanz zwischen geringen klinischen Symptomen bei ausgedehnten MRT Veränderungen. Die Prognose ist dabei deutlich schlechter als bei supratentoriell gelegenen Gliomen.