Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P486
DOI: 10.1055/s-0028-1086740

Occipitalisneuralgie bei Kompression durch die A. occipitalis mit erfolgreicher operativer Dekompression

C Cornely 1, M Fischer 1, G Ingianni 1, S Isenmann 1
  • 1Wuppertal

Einleitung: Im Vergleich zur Trigeminusneuralgie stellt die Occipitalisneuralgie eine seltene, aber häufig therapieresistente Form des Gesichtsschmerzes dar.

Fallbeschreibung: Eine 66-jährige Patientin stellte sich wegen seit einer Woche attackenartig auftretenden, teils im Sekundentakt einschießenden heftigsten Schmerzen im Versorgungsgebiet des rechten Nervus occipitalis major vor. In der klinisch-neurologischen Untersuchung konnte rechts occipital im peripheren Verlauf des Nerven ein kräftig pulsierender Ast der Arteria occipitalis palpiert werden, durch dessen Kompression die neuralgiformen einschießenden Schmerzen provoziert werden konnten. Duplexsonographisch konnte mit der 17Hz-Sonde ein pathologischer Gefäß-Nerven-Kontakt dargestellt werden, wobei die A. occipitalis genau im Bereich des Schmerztriggerpunktes eine Schlingenbildung zeigte.

Die hochdosierte analgetische Therapie mit Pregabalin, Tilidin und Novaminsulfon erbrachte nur kurzfristige Schmerzlinderung. Eine diagnostische Infiltration des rechten N. occipitalis major mit 1%-igem Xylocain in der so genannten „Occipitalisrinne“ führte zu einer sofortigen, zweistündigen Schmerzfreiheit, so dass wir die Patientin zur operativen Dekompression vorstellten. Intraoperativ konnte ein enger Kontakt des N. occipitalis major mit der A. occipitalis beobachtet werden. Neben der langstreckigen Dekompression und Neurolyse des N. occipitalis major erfolgte eine Arteriolyse und Ligation der A. occipitalis an mehreren Stellen im Verlauf. Postoperativ bestand zwar noch ein Wundschmerz im Operationsgebiet, jedoch traten keine neuralgiformen Schmerzen mehr auf.

Diskussion: Die Occipitalisneuralgie wird in den meisten Fällen idiopathisch eingeordnet, jedoch sind neben Affektionen der 2. und 3. zervikalen Hinterwurzeln, aus denen N. occipitalis major und minor hervorgehen, bedingt durch arthrotische Veränderungen, Hypertrophie der atlantoaxialen Ligamente, Operationen oder Traumata, auch Kompressionen des Nerven durch eine ektatische A. vertebralis oder eine atypische Schlinge der PICA beschrieben worden. In unserem Fall wurde ein Gefäß-Nervenkontakt im distalen Verlauf des N. occipitalis major als mögliche Ursache der Neuralgie nachgewiesen. Die nach erfolgloser konservativer Therapie durchgeführte operative Dekompression führte zu Schmerzfreiheit. Die chirurgische Therapie stellt daher bei der Occipitalisneuralgie eine Option dar, wenn zuvor ein pathologischer Gefäß-Nerven-Kontakt nachgewiesen wurde.