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DOI: 10.1055/s-0028-1086694
Panikattacken als Symptom einer Occipitallappenepilepsie: eine Analyse der Anfallspropagation
Epileptische Angstauren (AA) können typische Panikattacken imitieren und somit zu einem Verzug in der korrekten Therapie der Epilepsie führen. Die zentrale Bedeutung der Amygdala für iktale AA sowie deren Rolle als frühes Symptom bei mesiotemporalen Epilepsien wurde gezeigt. Wir berichten über einen Patienten, bei welchem im Oberflächen- sowie im invasiven Video-EEG Panikattacken im Sinne epileptischer AA abgeleitet wurden, die von einem epileptogenen Focus rechts occipito-lateral ihren Ursprung nahmen.
Der 47-jährige Patient litt seit seinem 16. LJ an einer Epilepsie. Initiale grands maux ohne einleitende fokale Anfälle sind infolge der Verknüpfung mit einem exzessiven Alkoholabusus möglicherweise als Alkoholanfälle einzustufen. Im Verlauf etablierte sich eine Semiologie mit leichteren und schwereren Angstgefühlen einer Frequenz von 1–3/d, durch AA eingeleiteten komplex fokalen Anfällen und sekundär generalisiert tonisch-klonischen Anfällen nur in Phasen ohne adäquate Medikamentenspiegel. MR-tomographisch ergaben sich keine Hinweise auf eine epileptogene Läsion. Das FDG-PET zeigte einen Glucose-Hypometabolismus rechts temporo-basal, das interiktale und iktale SPECT eine Hypoperfusion in derselben Region, gut vereinbar mit der Anfallssemiologie und einer iktalen Involvierung der Amygdala. Gegen diese sich semiologisch und in der funktionellen Bildgebung aufdrängende Hypothese einer Epileptogenese temporal anterior sprach das Oberflächen-EEG mit einem Schwerpunkt der interiktalen und iktalen Aktivität rechts temporal-posterior-occipital. Im invasiven Video-EEG-Monitoring mit subduralen Elektroden sowie einer Tiefenelektrode zu rechter Amygdala und Hippocampus zeigte sich ein primärer Anfallsursprung occipito-lateral mit rascher Propagation der epileptischen Aktivität nach temporo-mesial. Mittels Elektrostimulation an occipitalen und an amygdalären Kontakten ließen sich habituelle AA auslösen. Über einen Zeitraum von 12 Monaten nach Topektomie rechts occipito-lateral besteht Anfallsfreiheit. Die Histologie zeigte eine FCD 1a.
Aufschlussreich ist zum einen die fehlende räumliche Überschneidung von mittels invasivem Monitoring und durch die postoperative Anfallsfreiheit gesicherter occipitaler Anfallsursprungszone und symptomatogener Zone temporal anterior, zum anderen die enge Korrelation zwischen Wahrnehmung des Patienten und Ausdehnung iktaler Aktivität. Panikattacken können durch einen occipitalen epileptogenen Focus getriggert werden.