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DOI: 10.1055/s-0028-1086533
Relevanz des rechten präfrontalen Cortex für kognitive und affektive Theory of Mind-Leistungen: eine TMS-Studie
Fragestellung: Unter Theory of Mind (ToM) wird die Fähigkeit verstanden, den mentalen Zustand einer anderen Person zu erschließen. Man unterscheidet zwischen affektivem (Interpretation einer dritten Emotion) und kognitivem (Interpretation einer dritten Intention) ToM. Der präfrontale Cortex stellt ein wichtiges neurales Korrelat von ToM-Leistungen dar. Neuere Studien geben Hinweise darauf, dass der rechte dorsolaterale präfrontale Cortex (DLPFC) für kognitive ToM-Fähigkeiten eine Rolle spielen könnte. In dieser Studie wurde die Relevanz dieser Struktur für kognitves ToM mittels repetitiver transkranieller Magnetstimulation (rTMS) untersucht. Erwartet wurde eine selektive Leistungsminderung kognitiver ToM-Leistungen durch rTMS über dem rechten DLPFC.
Methoden: 28 gesunde Probanden (männlich, Rechtshänder, mittleres Alter: 24.0, SD:2,7J.) führten je zwei Mal die computergestützte „Yoni-Aufgabe“ zur Erfassung kognitiver und affektiver ToM-Leistungen durch. Hierbei muss der mentale Zustand eines Gesichts anhand des Ausdrucks und/oder der Blickrichtung erschlossen werden. Eine rTMS (Magstim Rapid2 Stimulator, 1Hz, 900 Pulse, Intensität 100% des individuellen Motor-Schwellenwerts) des rechten DFPFC (BA 9) und des Vertex als Kontrollbedingung wurde durchgeführt. BA 9 wurde mittels der 5cm-Methode lokalisiert, mit Vitamin B-Kapseln markiert und mittels MRT (1,5 Tesla, Achieva, Philips) validiert. Zur Datenanalyse wurde ein Allgemeines lineares Modell mit Messwiederholung berechnet.
Ergebnisse: Es wurde eine signifikante Interaktion zwischen Bedingung (experimentell vs. Kontrollstimulation) und Stimulustyp der Aufgabe (kognitives ToM, affektives ToM, Non-ToM-Kontrollitems) gefunden (p=0.029). Ein post-hoc T-Test für gepaarte Stichproben zeigte einen signifikanten Unterschied für die Reaktionszeiten der Probanden auf kognitive ToM-Stimuli in der experimentellen Bedingung im Vergleich zur Kontrollbedingung (p=0,001). Die Reaktionszeiten waren in der experimentellen Bedingung im Vergleich zur Kontrollbedingung verkürzt.
Schlussfolgerung: Eine rTMS auf den rechten DLPFC hat einen Effekt auf kognitive, nicht affektive ToM-Leistungen. Es kommt zu einer Verkürzung der Reaktionszeiten, d.h. zu einer Effizienzsteigerung der Leistung. Möglicherweise ist dieser Effekt auf eine herabgesetzte transcallosale Inhibition des rechten DLPFC auf den linken DLPFC zurückzuführen, der für kognitive ToM-Leistungen offensichtlich hohe Relevanz besitzt.