Aktuelle Neurologie 2008; 35 - M118
DOI: 10.1055/s-0028-1086527

Die Wirkung hämatopoetischer Wachstumsfaktoren auf die funktionelle Erholung nach einem Schlaganfall – eine Meta-Analyse experimenteller Studien am Beispiel von G-CSF

J Minnerup 1, J Heidrich 1, J Wellmann 1, A Rogalewski 1, W.R Schäbitz 1
  • 1Münster

Fragestellung: Der hämatopoetische Wachstumsfaktor Granulozyten-Kolonie stimulierender Faktor (G-CSF) ist hinsichtlich seiner Wirkung auf Proliferation und Differenzierung von Leukozyten gut bekannt. Eine Reihe experimenteller Arbeiten konnte nun eine durch G-CSF verbesserte funktionelle Erholung im Schlaganfallmodell nachweisen. Die hier beschriebene Meta-Analyse fasst die Ergebnisse von G-CSF in experimentellen Studien zusammen.

Methoden: Elektronische Datenbanken wurden nach Studien durchsucht, in denen G-CSF im Tiermodell des ischämischen Schlaganfalles gegeben wurde. Es wurden Studien einbezogen, in denen die Therapie nach Ischämieinduktion begonnen wurde und die zudem über die funktionelle Erholung berichten. Die Testung der funktionellen Erholung wurde in drei Gruppen unterteilt: 1. Lauffunktion (Rotarod Test), 2. Allgemeines neurologisches Defizit (Neuroscore), 3. Extremitätenfunktion. Zunächst wurden die Verhältnisse der Outcome-Parameter von behandelten und unbehandelten Tieren gebildet. Unter Anwendung eines Random-Effects-Modelles wurden aus diesen Verhältnissen Forest-plots für die einzelnen Outcome-Parameter erstellt. Mit einer Meta-Regression wurden der Einfluss der G-CSF-Dosis und der des Zeitpunktes des Therapiebeginns auf das Behandlungsergebnis ermittelt.

Ergebnisse: Für die Analyse wurden 13 Studien berücksichtigt. Der Effekt der einzelnen Therapien auf die funktionelle Erholung wird in Abb.1 dargestellt. G-CSF verlängert die Laufzeit auf dem Rotarod um 24% (95%-KI, 14%-35%), reduziert das allgemeine neurologische Defizit um 36% (95%-KI, 25%-44%) und verbessert die Extremitätenfunktion um 40% (95%-KI, 9%-61%). Die Meta-Regressions-Analyse konnte für höhere Dosen G-CSF eine signifikant bessere funktionelle Erholung nachweisen (p<0,0001). Weiterhin war ein Therapiebeginn mehr als 6 Stunden nach Ischämieinduktion ebenso wirksam wie ein früherer Therapiebeginn (p=0,0076 bzw. p=0,0014).

Schlussfolgerung: G-CSF führt dosisabhängig und auch bei Gabe mehr als 6 Stunden nach Ischämiebeginn zu einer Verbesserung der funktionellen Erholung. Dieses weite Therapiefenster hebt den neuroregenerativen Aspekt der Schlaganfallbehandlung mit G-CSF hervor. Meta-Analysen stellen ein relativ neues Instrument zur Beurteilung experimenteller Studien dar. Sie können Faktoren wie Dosis und Therapiefenster, die in Einzelstudien nur schwierig zu ermitteln sind, erfassen und tragen somit zur Qualitätssicherung experimenteller Studien bei.

Rotarod

Neuroscore

Limb function