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DOI: 10.1055/s-0028-1086508
Dramatischer Verlauf einer „somatisierten Depression“
Anamnese: Wir berichten über eine 63-jährige Patientin, welche primär in einer internistischen Klinik aufgrund einer Symptomatik mit Gewichtsabnahme, Nausea und Vomitus behandelt worden war. Eine internistische Tumorsuche (Röntgen-Thorax, OBS, Gastroskopie, Koloskopie) erbrachte keinen richtungsweisenden Befund. Die Symptomatik wurde im Rahmen einer somatisierten Depression erklärt und eine stationär psychiatrische Behandlung initiiert.
Im weiteren Verlauf zeigte die Patientin eine progrediente hirnorganische Wesensänderung sowie eine Gangataxie. MR-tomographisch zeigten sich multiple kontrastmittelanreichernde Herde subcortical, pontin und medullär. In der Liquoranalytik zeigten sich 240/3 Zellen. Unter der Verdachtsdiagnose einer Meningitis tuberculosa erfolgte die Zuverlegung in unsere Klinik.
Befunde: Klinisch: Agitierte, desorientierte Patientin. Kein fokalneurologisches Defizit.
Labor: Hyponatriämie. Pathologische Erhöhung der Transaminasen und Cholestaseparameter. ANA, ENA, ANCA negativ. HIV-Serologie negativ.
Liquor: Initial 364/3 Zellen (granulozytäres Zellbild), Glucose 11mg/dl. ACE negativ. Erregerdiagnostik (Mycobakterien, neurotrope Viren, Borrelien, Brucellen, Mycoplasmen, Tropheryma whippelii, Toxoplasmen, Cryptokokken, Nokardien, Aktinomyceten, Legionellen Leptospiren) und Liquorzytologie hinsichtlich maligner Zellen mehrfach negativ.
Verlauf: Unter der Diagnose einer Menigitis tuberculosa wurde mit einer 4fach tuberkulostatischen Therapie (Isoniazid, Rifampicin, Ethambutol, Pyrazinamid) unter Begleitmedikation mit Prednisolon behandelt. Nach einer passageren leichtgradigen Besserung des klinischen und Liquorbefundes (Zellzahl 264/3 Zellen) zeigte die Patientin eine Progredienz der Klinik mit Desorientiertheit, Vigilanzminderung und Hemiparese links, des MRT-Befundes sowie des Liquorbefundes (bis 916/3 Zellen) mit nunmehr Nachweis am ehesten epithelialer Tumorzellen im Liquor. Mittels stereotaktischer Hirnbiopsie wurde letztlich die Diagnose eines hochmalignen Lymphomes gestellt. Der nun stark reduzierte Allgemeinzustand der Patientin ließ keine aggressive Chemotherapie und Radiatio zu, so dass die Patientin unter einer rasch progredienten Vigilanzminderung unter einem palliativen Therapieansatz verstarb.