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DOI: 10.1055/a-2272-5388
Synonyma: Canalis incisivus – Ductus nasopalatinus? „Das Seltene ist selten …?“
Synonyms: Canalis incisivus – Ductus nasopalatinus? “The rare is rare …?”
Einleitung
Der offene Ductus nasopalatinus (DNP) ist eine seltene Missbildung im vorderen Oberkiefer, die erstmals 1881 von Leboucq (Leboucq H. Arch Biol Paris 1981; 2: 386–397) zitiert wurde. In der Literatur sind ca. 40 Fälle eines offenen DNP beschrieben (Lundner AS. Am J Orthod Dentofacial Orthop 2006; 130: 96–99).
Der DNP entwickelt sich innerhalb der ersten Fetalwoche innerhalb des Canalis incisivus aus Epithelresten und bildet sich in den späteren Fetalwochen zu einer Verbindung von Mundhöhle und Nasenhöhle ([Abb. 1]). Vor der Geburt verschließt sich der Gang spontan. Bei vielen Säugetieren lokalisiert sich das vomero-nasale-Organ (Jacobson-Organ) in den vorderen Nasenboden an der Basis der Nasenscheidenwand und ist für die olfaktorische Wahrnehmung bestimmter Stoffe verantwortlich. Das Vorhandensein und die Funktion des Jacobsen-Organs (Cartilago vomero-nasalis) wird beim Menschen kontrovers diskutiert (Smith TD. J Anat 2000; 197: 421–436). Embryonal ist der Canalis incisivus mit den paarigen Stenon’Foramina (nasal) und dem Foramen incisivum (oral), in dem Gefäße und Nerven vom Nasenboden zum anterioren Gaumen verlaufen (Nervus nasopalatinus und Arteria nasopalatina), vom Ductus nasopalatinus zu differenzieren. Unklare Sensibilitätsstörungen der zentralen Oberkieferzähne und andere Symptome wurden bei Vorhandensein eines DNP beschrieben (Ebinger A. Quintessenz 2011; 62(10): 1335–1338).


In den computertomografischen Aufnahmen des Mittelgesichts werden die Strukturen des harten Gaumens obligat abgebildet, sodass in den Untersuchungen von traumatischen Mittelgesichtsverletzungen, stomatologischen Untersuchungen und diagnostischen CT’s von HNO Erkrankungen ein Canalis incisivus gut erkennbar ist.
Da die klinischen Beschwerden des offenen DNP unspezifisch sind und meist auch unbekannt erscheinen, ist die Sensibilisierung auf die Region des harten Gaumens und der seltenen Entwicklungsstörung im diagnostischen Alltag besonders wichtig.
In den folgenden Abbildungen aus Routine CT-Untersuchungen werden unterschiedliche Formen des Canalis incisivus dargestellt ([Abb. 2], [Abb. 3], [Abb. 4]).






Publikationsverlauf
Eingereicht: 15. September 2023
Angenommen nach Revision: 19. Februar 2024
Artikel online veröffentlicht:
04. April 2024
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