Z Sex Forsch 2024; 37(02): 69-79
DOI: 10.1055/a-2269-5877
Originalarbeit

Berichtete Konsequenzen des Verbots von Sexpuppen mit kindlichem Erscheinungsbild

Eine Inhaltsanalyse von BetroffenenaussagenReported Consequences of the Ban on Sex Dolls with a Childlike AppearanceA Content Analysis of Affected Persons’ Reports
Jeanne C. Desbuleux
1   Institut für Forensische Psychiatrie und Sexualforschung, Universität Duisburg-Essen
2   Center for Translational Neuro- and Behavioral Sciences, Universitätsmedizin Essen
,
Johannes Fuss
1   Institut für Forensische Psychiatrie und Sexualforschung, Universität Duisburg-Essen
2   Center for Translational Neuro- and Behavioral Sciences, Universitätsmedizin Essen
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Einleitung Eine Verschärfung des Strafgesetzbuches im Juli 2021 hat den Handel mit und Besitz von Sexpuppen mit kindlichem Erscheinungsbild in Deutschland unter Strafe gestellt. Neben moralischen Gründen steht die Befürchtung im Raum, dass sexuelle Handlungen mit Kindern durch das Angebot jener Puppen normalisiert oder sogar eingeübt werden könnten, was zu vermehrter sexualisierter Gewalt an Kindern führen könnte. Empirische Daten für diese Annahme fehlen.

Forschungsziele Die vorliegende Arbeit hat einerseits zum Ziel, die Debatte um Sexpuppen mit kindlichem Erscheinungsbild darzustellen und andererseits die berichteten Konsequenzen des Verbots von Sexpuppen mit kindlichem Erscheinungsbild für die Betroffenen zu dokumentieren.

Methoden Die schriftlichen Aussagen von N = 40 betroffenen Personen des Verbots von Sexpuppen mit kindlichem Erscheinungsbild, die durch eine offene Frage eines Online-Surveys erhoben wurde, wurden hinsichtlich der berichteten Konsequenzen analysiert.

Ergebnisse Am häufigsten nannten die Nutzer*innen (negative) Auswirkungen auf ihre (psychische) Gesundheit. Darüber hinaus wurden eine erhöhte Unsicherheit sowie eine empfundene Diskriminierung durch die Gesellschaft bzw. Politik berichtet. Die Teilnehmer*innen berichteten von einer Zunahme problematischer Verhaltensweisen, wie z. B. dem erneuten Anschauen von Missbrauchsabbildungen, und davon, dass für sie eine Möglichkeit weggefallen sei, Sexualität legal auszuleben.

Schlussfolgerung Aus Sicht der Betroffenen wirkt sich das Verbot von Kindersexpuppen negativ auf ihr Leben und das Risiko für sexualisierte Gewalt gegen Kinder aus. Die vorliegenden Daten liefern keine Hinweise darauf, dass die Gesetzesverschärfung dem Schutz von Kindern dient, auch wenn das Studiendesign diesbezüglich Grenzen aufweist.

Abstract

Introduction As of July 2021, the possession and trade of sex dolls with a childlike appearance have become punishable in Germany. In addition to moral reasons, there are concerns that the availability of such dolls could normalize or even encourage sexual activity with children, leading to an increase in sexual violence against children. There is no empirical data to support this assumption.

Objectives The aim of this study is to present the debate on child-like sex dolls and to document the reported consequences of a ban on child-like sex dolls for those affected.

Methods The written statements of N = 40 persons affected by the ban on sex dolls with childlike appearance, which were

collected through open-ended questions in an online survey, were analyzed with regard to the resulting consequences.

Results Users most frequently mentioned (negative) effects on their (mental) health. Increased insecurity and perceived social and political discrimination were also reported. Participants reported an increase in problematic behaviour, such as viewing child sexual abuse images again, and that they were no longer able to live out their sexuality legally.

Conclusion From the perspective of those affected, the ban on child sex dolls has a negative impact on their lives and the risk of sexualized violence against children. The available data do not provide any evidence that the tightening of the law serves to protect children, although the study design has limitations in this respect.



Publication History

Article published online:
25 April 2024

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