Z Sex Forsch 2019; 32(02): 90-99
DOI: 10.1055/a-0894-9400
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sexualpädagogik in der Sekundarstufe I in Österreich

Eine empirische Untersuchung von thematischen Schwerpunkten und besonderen Wünschen von Eltern und Schüler*innenSexuality Education in Austrian Middle SchoolsAn Empirical Study of Thematic Priorities and Special Wishes of Parents and Pupils
Claudia Depauli
Pädagogische Hochschule Salzburg, Bundeszentrum für Sexualpädagogik
,
Wolfgang Plaute
Pädagogische Hochschule Salzburg, Bundeszentrum für Sexualpädagogik
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
06. Juni 2019 (online)

Zusammenfassung

Einleitung Das WHO-Regionalbüro für Europa und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) haben 2010 Standards für Sexualerziehung in Europa veröffentlicht, um einen Überblick über die Themen der Sexualerziehung zu geben, die in der Schule angepasst an verschiedene Altersstufen behandelt werden sollten. Sie sollen gewährleisten, dass Sexualkundeunterricht in Europa entwicklungsangemessen und von einheitlich guter Qualität ist.

Forschungsziele Österreichische Eltern bzw. Erziehungsberechtigte und Schüler*innen wurden nach der Bedeutung der von den WHO-Standards abgedeckten Themen befragt sowie nach Aspekten, die sie sich für eine erfolgreiche Sexualerziehung wünschen.

Methoden Es wurden standardisierte Online-Fragebögen entwickelt, die durch die Direktor*innen der Schulen den Eltern und Schüler*innen zugänglich gemacht wurden. Es wurden insgesamt 9 196 Teilnehmende befragt, davon in der hier dargestellten Altersgruppe der 13- bis 15-jährigen Schüler*innen 2 204 Personen. Es handelte sich um 1 571 Jugendliche (weiblich: 742, männlich: 820), und 633 Eltern (weiblich: 523, männlich: 110). Die Teilnehmer*innen bewerteten die Wichtigkeit der Themen anhand von 5-stufigen Likert Skalen.

Ergebnisse Die Eltern der 13- bis 15-jährigen Schüler*innen beurteilen sexualpädagogische Inhalte insgesamt als wichtig, wobei für Mütter die Relevanz höher ist als für Väter. Eltern wünschen sich gut ausgebildete Lehrkräfte. Besonders wichtig sind ihnen Informationen zu biologischen Grundlagen und Hygiene sowie die Rechte und der Schutz der Kinder und Jugendlichen. Am Beispiel Homosexualität zeigt sich, dass es auch Inhalte gibt, deren Behandlung besonders für Väter nur wenig Wichtigkeit besitzen.

Schlussfolgerung Zeitgemäße Sexualpädagogik muss sich einer Vielzahl neuer Herausforderungen stellen und entwicklungsangepasst ab der frühen Kindheit zum Wohl der Kinder und Jugendlichen evidenzbasiert Informationen bereitstellen.

Abstract

Introduction The WHO Regional Office for Europe (WHO EURO) and the Federal Centre for Health Education (BZgA) published in 2010 the standards for sexuality education in Europe. The standards were developed to give an overview of the issues of sex education that should be addressed at school at different ages. They should ensure that sexuality education is age-appropriate and of consistently good quality throughout Europe.

Objectives In the present survey, Austrian parents and pupils were asked about the importance of the topics covered by the WHO standards and about aspects for a successful sexuality education.

Methods Standardized online questionnaires were developed, which were made available to parents, relatives and pupils by the school’s headmasters. A total of 9 196 people took part in the study, including 2 204 persons in the age group of 13 to 15-year-old students shown here. There were 1 571 adolescents (female: 742 , male: 820), and 633 parents (female: 523, male: 110). The participants assessed the importance of the topics on the basis of 5-point Likert scales.

Results The parents of the 13–15 year-old pupils rate sexuality education as very important, the relevance for mothers however is higher than for fathers. They also request well-trained teachers. Furthermore parents are particularly interested in fundamental biological principles being taught as well as hygiene and the rights and protection of children and adolescents. The example of ‘homosexuality’ shows that there are issues that seem to be of little importance, especially for fathers.

Conclusion Modern sexuality education has to face up to a multitude of new challenges and provide evidence-based information from early childhood for the well-being of children and adolescents. Parental fears can only be reduced by scientifically based information.