Planta Med 1959; 7(1): 8-23
DOI: 10.1055/s-0028-1101586
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

UNTERSUCHUNGEN ZUR LAGE, AUSBILDUNG UND FUNKTION DER SCHLEIMFUHRENDEN GEWEBE BEI MALVAGEEN UND TILIAGEEN

H. Spegg
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Publication Date:
15 January 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Bildung der schleimführenden Gewebe von Althaea officinalis wurde im Zusammenhang mit der Ontogenese der Pflanze verfolgt. Bei einer Reihe weiterer Malvaceen sowie bei den einheimischen Linden wurde die ontogenetische Entwicklung einzelner Organe und ihrer schleimbildenden Gewebe untersucht, Lage und Anordnung derselben beschrieben.

Während der ontogenetischen Entwicklung treten bei den untersuchten Arten die schleimführenden Gewebe in verschiedenen Formen auf. Diese bilden eine Reihe, welche von der gleichmäßigen Verteilung von Schleim im Grundgewebe oder in der Epidermis zu einzelnen Schleimidioblasten, zu Schleimzellgruppen und schließlich durch Auflösung der trennenden Zwischenwände in Schleimzellgruppen zu Schleimlücken führen kann.

Der Fortschritt in der Ausbildung der schleimführenden Gewebe hängt in der Hauptsache vom Entwicklungszustand der Pflanze ab. In einzelnen Fällen (Staubblattsäule von Althaea officinalis und Malva silvestris) zeigen gegen Ende der Vegetationsperiode gebildete Organe eine Rückentwicklung (Schleimzellgruppen und Einzelidioblasten an Stelle von Schleimlücken).

Die Modifikation der Schleimgewebebildung wurde durch Kultur unter verschiedenen Standortbedingungen geprüft.

Beiträge zur physiologischen Bedeutung des Schleims wurden durch fortlaufende Messungen der Viskosität des Schleims und des Zuckergehaltes in Winterknospen von Tilia cordata und Tilia platyphyllos, sowie durch Berechnung des Schleimgehaltes der Schleimgewebe verschiedener Blattorgane erbracht.

Danach wird der Schleim nicht als Reservestoff verwertet, wohl aber dürfte er als Wasserspeicher auf Grund des Umfanges und der Verteilung der Schleimgewebe eine beträchtliche Bedeutung für den Wasserhaushalt der Pflanze besitzen.

Summary

Formation of mucilage-carrying tissue in Althaea officinalis was investigated in connection with the ontogenesis of this plant. In a number of other Malvaceae, as well as in domestic Tilia trees the ontogenetic development of individual organs and the relevant mucilage–producing tissue were examined and their topography and arrangement described.

During ontogenesis, the mucilage–carrying tissue in the species under investigation becomes manifest in various forms. These stages, in turn, form a chain of development, which may lead from uniform distribution of mucilage in the basic tissue or epidermis as idioblasts and subsequent formation of mucous cell groups to mucous cavities resulting from dissolution of cell walls.

Progress in the formation of mucilage-carrying tissue chiefly depends on the stage of development of the plant. In individual cases (formation of the columna in Althaea officinalis and Malva silvestris) organs which had developed during the end of vegetation show a degeneration, in that mucous cavities have dwindled down to mucous cell groups and individual idioblasts.

Modification of mucilage tissue formation was examined by culture under varying environmental conditions.

Evidence of the physiological importance of mucilage was supplied by continuous measurements of viscosity of mucilage and sugar contents of winter buds of Tilia cordata and Tilia platyphyllos, as well as by calculation of mucilage contents of mucilage tissue in various leaf organs.

The findings appear to indicate that although mucilage is not actually utilized as reserve substance, it is of vital importance to the water household of the plant in view of the extent and distribution of mucilage tissue.

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