Gesundheitswesen 2010; 72(11): e60-e64
DOI: 10.1055/s-0029-1242781
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Die Kommunikation untereinander ist häufig nicht vorhanden” – Interviews mit Pflegedienstmitarbeitern zur ambulanten Palliativversorgung

Mutual Communication is Often Lacking – Interviews with Professional Care Givers on Ambulatory Palliative CareH. Götze1 , A. Perner1 , D. Anders1 , E. Brähler1
  • 1Selbstständige Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universität Leipzig, Medizinische Fakultät
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
04. Januar 2010 (online)

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Zusammenfassung

Ziel der Studie: Im Rahmen der Studie „Möglichkeiten und Grenzen häuslicher Palliativversorgung” fand eine Befragung von an der ambulanten Palliativversorgung beteiligten Pflegedienstmitarbeitern statt. Hierbei interessierte die subjektive Sicht der professionell Pflegenden zu Problembereichen in der Palliativversorgung, zur Zusammenarbeit mit anderen Leistungserbringern und Angehörigen sowie zu den Arbeitsbedingungen in dem Bereich.

Methodik: Mithilfe qualitativer Leitfadeninterviews erfolgte die Befragung von Mitarbeitern aus neun kooperierenden Pflegediensten. Die Interviews wurden aufgenommen, transkribiert und in Anlehnung an die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring analysiert und ausgewertet.

Ergebnisse: Die Pflegedienstmitarbeiter sehen die Ursachen für ein Scheitern von häuslicher Versorgung vor allem in der schlechten Zusammenarbeit mit den anderen Leistungserbringern, aber auch in der großen Belastung der pflegenden Angehörigen. Demgegenüber schätzen sie eine gute Zusammenarbeit mit dem Hausarzt und anderen an der Pflege Beteiligten, eine ausreichende Qualifizierung und Vernetzung sowie engagierte Angehörige und zufriedene Patienten als förderliche Faktoren für eine ambulante Palliativversorgung ein.

Schlussfolgerung: Eine zügige Implementierung von spezialisierten ambulanten Versorgungsmodellen (SAPV) ist dringend erforderlich, um eine interdisziplinäre und kooperative Versorgung von Palliativpatienten zu gewährleisten und den Pflegedienstmitarbeitern ein effektives Arbeiten zu ermöglichen.

Abstract

Goal of the Study: Within the study “possibilities and borders of ambulatory palliative care” interviews with employees of the outpatient care service were carried out. Thereby the subjective view of the professional care givers was the maintaining of interest. The focus was on problems in palliative home care, co-operation with other professionals and family caregivers as well as the conditions of their work.

Methods: With the help of qualitative manual interviews, the questioning took place with nine cooperating ambulatory care services. The interviews were recorded, transliterated, analysed and evaluated following the qualitative content analysis of Mayring.

Results: From the ambulant caregivers’ point of view the causes for a failure of home care are particularly the poor cooperation with other professionals and the large distress of the family caregivers. In contrast, they estimate that a good cooperation with the family doctor and other participants of the care, a sufficient qualification and networking as well as committed family caregivers and pleased patients are beneficial factors for ambulatory palliative care.

Conclusion: An efficient implementation of specialised ambulatory care models (SAPV) is imperative in order to ensure an interdisciplinary and cooperative care for palliative patients and to afford an effective working field for professional care givers.

Literatur

1 Bei der Frage nach der Anzahl der betreuten Palliativpatienten pro Jahr wurde den Befragten zuvor folgende Definition dieser Patientengruppe vorgelegt. „Die Fragen beziehen sich auf Patienten mit einer nicht heilbaren progredienten und weit fortgeschrittenen Erkrankung mit begrenzter Lebenserwartung, für die das Hauptziel der Behandlung die Lebensqualität ist”.

Korrespondenzadresse

Dipl. Psych. H. Götze

Universität Leipzig

Medizinische Fakultät

Selbstständige Abteilung für

Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie

Philipp-Rosenthal-Straße 55

04103 Leipzig

eMail: heide.goetze@medizin.uni-leipzig.de