Neuroradiologie Scan 2019; 09(03): 208-209
DOI: 10.1055/a-0960-6439
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Akute toxische Leukenzephalopathie: eine heterogene Entität

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Publication Date:
06 August 2019 (online)

Die Bezeichnung toxische Leukenzephalopathie bezieht sich auf nicht spezifische neurologische Symptome (wie veränderten mentalen Status) in Folge von Verletzungen der weißen Substanz. Man unterscheidet eine akute und eine chronische Form der toxischen Leukenzephalopathie. Das klinische Erscheinungsbild der akuten toxischen Leukenzephalopathie (ATL) ist sehr variabel, jedoch beginnt sie abrupt, reicht von geringen kognitiven Einschränkungen bis zu schweren neurologischen Dysfunktionen in Abhängigkeit vom Ausmaß der betroffenen Hirnareals. Am besten lässt sich die Schädigung initial mit diffusionsgewichteter Bildgebung darstellen, mit fokal oder symmetrisch reduzierter Diffusion in der periventrikulären weißen Substanz mit oder ohne begleitende Läsionen in der FLAIR-Sequenz.

Fazit

ATL ist eine bildmorphologische Manifestation verschiedenster Ätiologien mit potenziell reversibler reduzierter Diffusion, vor allem im Bereich der periventrikulären weißen Substanz. Die Outcomes können sich deutlich unterscheiden. In der vorliegenden Studie verschwanden die neurologischen Symptome bei 36 % der Patienen, wohingegen bei 23 % schwerwiegende Folgezustände zurückblieben. Das klinische Outcome war am schlechtesten bei chemotherapiebezogener ATL (hauptsächlich nach Fludarabin-Therapie). Opiat-Toxizität hatte das zweitschlechteste Outcome und zeigte ein schwerwiegenderes Ausmaß in der diffusionsgewichteten Bildgebung. Demgegenüber waren Immunsuppressiva-bezogene ATL eher fokal mit klinisch milderem Verlauf. Die Autoren schließen, dass weitere Studien hinsichtlich anderer klinischer Faktoren und Komorbiditäten notwendig sind, die das Outcome von ATL beeinflussen, wie zum Beispiel eine Urämie.