Gastroenterologie up2date 2019; 15(03): 279-296
DOI: 10.1055/a-0852-4494
Darm/Anorektum
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erbliche Polyposis und Darmkrebserkrankungen

Deepak B. Vangala
,
Michael Steckstor
,
Wolff Schmiegel
,
Alexander Baraniskin
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Publication History

Publication Date:
17 September 2019 (online)

Dickdarmkrebserkrankungen zählen mit einer Inzidenz von ca. 60 000 Fällen nach wie vor zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. In 10 – 30% – also bei bis zu 18 000 Neuerkrankungen – wird eine erbliche Ursache angenommen [1]. Hierzu zählen Patienten mit Polyposis-Syndromen, Nicht-Polyposis-Syndromen und positiver Familienanamnese ohne bislang identifizierte Keimbahnmutation. In diesem Beitrag werden die wichtigsten Syndrome dargestellt.

Kernaussagen
  • Junges Erkrankungsalter und positive Familienanamnese sind die wichtigsten Parameter zur Erfassung von Risikopatienten für erblichen Darmkrebs.

  • Der endoskopische und histopathologische Phänotyp sowie das individuelle und familiäre Tumorspektrum geben Hinweise hinsichtlich des vorliegenden Syndroms.

  • Die Versorgung von (Krebs-)Erkrankten und nicht erkrankten Anlageträgern erfolgt interdisziplinär. Die Anbindung an ein Zentrum zur Mitbetreuung der Patienten ist wünschenswert.

  • Risikopersonen und Verwandte von erblichen Darmkrebspatienten sollten genetisch beraten werden.

  • Bei einer Keimbahnmutationsanalyse sind die Bestimmungen des Gendiagnostikgesetzes zu beachten. Eine genetische Beratung ist vor der prädiktiven Mutationstestung obligat!

  • Die Identifikation einer krankheitsverursachenden Keimbahnmutation erlaubt – nach genetischer Beratung – die prädiktive Diagnostik von Verwandten des Patienten.

  • Vorsorgeempfehlungen richten sich nach dem jeweiligen Syndrom. Auch bei fehlendem Mutationsnachweis ist eine intensivierte Vorsorge gemäß den aktuellen Leitlinien zu empfehlen.