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DOI: 10.1055/s-2008-1081043
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Wettlauf mit der Zeit - Bei der Akuttherapie des Schlaganfalls zählt jede Minute
Publication History
Publication Date:
13 June 2008 (online)
- Problem liegt am Anfang der Versorgungskette
- Besser informiert - schneller therapiert
- Eine frühe Akuttherapie hat dramatische Auswirkungen auf die Prognose
Hält man sich vor Augen, dass bei einer zerebralen Ischämie auf dem Boden einer Atherosklerose durch die Unterbrechung der zerebralen Perfusion mit jeder Minute ohne Behandlung knapp zwei Millionen Gehirnzellen unwiederbringlich verlorengehen, bekommt die plakative Aussage "time ist brain" ein ganz anderes Gewicht. Es zählt tatsächlich jede Minute!
#Problem liegt am Anfang der Versorgungskette
Trotz aller Fortschritte bei der Prävention und der Akuttherapie (s. Kasten) bleibt der Schlaganfall ein medizinischer Notfall. Noch immer behalten zwei Drittel der Überlebenden eine Behinderung zurück, ein Viertel der Patienten ist nach dem Insult pflegebedürftig, und jeder Zweite bleibt dauerhaft arbeitsunfähig.
"Allein der schnelle Transport der Patienten in die Klinik reicht nicht aus, um Schlaganfallpatienten eine gute Prognose zu verschaffen", konstatierte Prof. Christian Gerloff, Hamburg. Denn allenfalls ein Drittel der Allgemeinbevölkerung kennt die Symptome des Schlaganfalls. Und selbst wenn Betroffene die Symptome realisieren, reagieren viele falsch, informieren zunächst ihren Hausarzt und verlieren viel Zeit.
#Besser informiert - schneller therapiert
Dass eine stringente Informationspolitik dazu beitragen kann, das Wissen um die gefährliche Krankheit in der Bevölkerung zu verbessern und die Behandlung Betroffener zu optimieren, dafür ist die von Boehringer Ingelheim unterstützte Initiative "Schlaganfall - ein Notfall! 112" in Hamburg ein gutes Beispiel. Im Rahmen dieser Aufklärungskampagne wurden die Hamburger Bürger unter anderem über Infoscreens in den öffentlichen Verkehrsmitteln, Radio- und Fernsehspots und Öffentlichkeitsveranstaltungen sechs Monate lang über den Schlaganfall, seine Symptome und seine Therapie informiert.
"Unsere Aktion trägt Früchte", freute sich Gerloff. Denn in Hamburg konnte dadurch die sogenannte "Event-to-door-time" deutlich verkürzt werden. So werden jetzt 53 % aller Patienten innerhalb des Zeitfensters von sechs Stunden in eine der neun Hamburger Stroke Units eingewiesen, vor der Aktion waren dies nur 41 % der Patienten. Besonders erfreulich aber ist, dass inzwischen nicht mehr nur 13, sondern 19 % der Patienten sogar innerhalb von zwei Stunden in der Schlaganfallstation ankommen - eine relative Steigerung von immerhin 46 %. Und knapp ein Drittel der Patienten mit ischämischem Schlaganfall konnten von einer Thrombolyse profitieren.
Über die Unterstützung solcher Kampagnen hinaus engagiert sich Boehringer Ingelheim auch mit einem Lehr- und Informationsfilm mit dem Titel "Schlaganfall - jede Sekunde zählt", der einen breiten Einblick in die Symptomatik sowie die Akutversorgung und -behandlung des Schlaganfalls gibt. Nicht zögern, sondern umgehend die 112 wählen, lautet die Botschaft des Films.
sts
Quelle: Pressegespräch "Biopharmazeutische Kompetenz von Boehringer Ingelheim: 20 Jahre Actilyse® - bis heute Goldstandard", veranstaltet von der Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG, Ingelheim
#Eine frühe Akuttherapie hat dramatische Auswirkungen auf die Prognose
In den letzten Jahren hat sich die Versorgung von Schlaganfallpatienten deutlich verbessert - angefangen von der Einführung der Schlaganfallstationen (Stroke Units), über die Gabe von Acetylsalicylsäure (ASS) innerhalb von 24 Stunden nach dem Insult, einer Dekompressionsoperation bei besonders schweren Fällen (1-2 % der Patienten) bis hin zur Thrombolyse mit dem rekombinanten Gewebe-Plasminogen-Aktivator (rt-PA) Alteplase (Actilyse®) - dem einzigen zugelassenen Fibrinolytikum für die Akuttherapie des ischämischen Schlaganfalls.
Frühe Thrombolyse ist ein wichtiger Therapiebaustein
Mithilfe von rt-PA können die durch Thromben verschlossenen Zerebralarterien innerhalb von Minuten wieder eröffnet werden, vorausgesetzt, die systemische Fibrinolyse erfolgt so schnell wie möglich - genauer gesagt innerhalb eines Drei-Stunden-Zeitfensters nach dem Einsetzen der Schlaganfallsymptome, so das Ergebnis einer Metaanalyse der Studien ECASS[1] I und II, NINDS[2] und ATLANTIS[3].
Besonders ausgeprägt ist der Nutzen der rt-PA-Therapie jedoch bei einer Behandlung innerhalb von 90 Minuten. In der NINDS-Studie verbesserten sich bei 50 % der Patienten, die in diesem Zeitfenster behandelt wurden, die Symptome auf der NIHSS[4]-Skala um mindestens 4 Punkte innerhalb von 24 Stunden. Unter Placebo erreichten dies nur 42 % der Patienten. "Es geht immer um die Zeit"; so Hacke. "Der Effekt der Lyse ist nach 90 Minuten etwa doppelt so groß wie nach drei Stunden!"
Erfolgreiches Schlaganfallmanagement in der Stroke Unit
Einen großen Einfluss auf die Prognose der Schlaganfallpatienten hat auch deren Einweisung in eine Stroke Unit, so Hacke. Damit lasse sich die Mortalität der Patienten um 3-4 % und die Einweisung in ein Pflegeheim um 2 % reduzieren. Parallel erhöhe sich das unabhängige Überleben um 5 %. Dies ist insbesondere auf die besseren Bedingungen für die Anwendung der Lysetherapie zurückzuführen.
In Deutschland profitiert derzeit bereits die Hälfte aller Schlaganfallpatienten von einer solchen Therapie in einer der inzwischen eingerichteten gut 180 Stroke Units. "Allerdings gibt es noch immer rund 120 Kliniken in Deutschland, die in ihrer neurologischen Station noch keine Stroke Unit etabliert haben", so Hacke.
Vorhandene Optionen konsequent ausnutzen
Auch wenn es heute bei der Akuttherapie unserer Schlaganfallpatienten immer noch eher darum gehe, den Schaden zu begrenzen, "haben wir etwas zu bieten!", schloss Hacke. "Wenn wir dies den Patienten zugänglich machen, dann wäre schon viel geholfen."
01 European Cooperation Acute Stroke Study
02 National Institute of Neurological Diseases
03 Alteplase Thrombolysis for Acute Noninterventional Therapy in Ischemic Stroke
01 European Cooperation Acute Stroke Study
02 National Institute of Neurological Diseases
03 Alteplase Thrombolysis for Acute Noninterventional Therapy in Ischemic Stroke