Pneumologie 2008; 62(6): 318
DOI: 10.1055/s-2008-1080976
Pneumo-Fokus

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Asthma bronchiale - Abgeschwächte Wirkung von Glukokortikoiden bei rauchenden Asthmatikern

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Publication Date:
06 June 2008 (online)

 
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Erst in jüngerer Zeit wurde untersucht, inwieweit sich Rauchen auf die Effektivität einer antiasthmatischen Therapie auswirkt: Es beeinflusst die Wirkung von Kortikosteroiden, weshalb möglicherweise höhere Dosen erforderlich sein könnten. Ob eine solche Medikamenteninteraktion mit Zigarettenrauch auch bei einer Therapie mit Leukotrienrezeptor-Antagonisten auftritt, untersuchte nun eine Arbeitsgruppe aus den USA. Am J Respir Crit Care Med 2007; 175: 783-790

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Rauchen wirkt sich negativ auf eine antiasthmatische Therapie aus (Bild: Paul-Georg Meister/Pixelio).

Eigentlich wäre die Annahme logisch, dass Asthmatiker den Kontakt mit Zigarettenrauch meiden. Einige Umfragen in verschiedenen Ländern errechneten jedoch mit 25-35% einen etwa gleich hohen Anteil an aktiven Rauchern unter den Patienten mit Asthma wie er auch in der Gesamtbevölkerung vorkommt. Hinzu kommt noch ein nicht unbeträchtlicher Prozentsatz von Asthmatikern mit passiver Tabakrauch-Exposition in ihrer Umgebung. Tabakrauch kann bei Asthmatikern nicht nur eine Bronchokonstriktion auslösen und die respiratorischen Symptome verschlimmern, sondern führt bei regelmäßig rauchenden Asthmatikern im Vergleich zu nicht rauchenden Patienten auch zu einem beschleunigten Verlust der Lungenfunktion.

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Zwei verschiedene Therapieansätze im Vergleich

Die Arbeitsgruppe um S. C. Lazarus von der University of California, San Francisco, wählte dazu einen multizentrischen, placebokontrollierten, doppelt verblindeten Ansatz mit einem Crossover der Medikation nach 8-wöchiger Therapie (inhaliertes Beclomethason 160 µg 2-mal täglich oder oral eingenommenes Montelukast 10 mg 1-mal täglich) und zwischenzeitlicher 6-wöchiger Auswaschphase mit Placebo. An der Studie nahmen 44 Nichtraucher und 39 Raucher teil, die alle seit mindestens 10 Jahren an leichtem bis mäßigem Asthma bronchiale litten. Primäres Endziel der Studie war die Änderung des FEV1 vor der Inhalation eines Bronchodilators bei Rauchern im Vergleich zu Nichtrauchern. Zu Beginn und Ende jedes Behandlungszeitraums erfolgten Messungen der Spirometrie und der Reaktivität auf Methacholin sowie eine Erfassung der asthmaspezifischen Lebensqualität.

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Kortikoid-Resistenz tritt bei Rauchern auf

Bei der Auswertung der Studie zeigte sich, dass rauchende und nicht rauchende Asthmatiker unterschiedlich auf eine Monotherapie mit einem inhalierten Kortikosteroid oder einem Leukotrienrezeptor-Antagonisten reagierten. So verbesserten sich unter Beclomethason bei den Nichtrauchern fast alle untersuchten physiologischen Parameter, während das Kortikosteroid bei den Rauchern nur den morgendlichen Peak-flow signifikant verbesserte. Die Autoren folgern daher, dass das Rauchen bei Asthmatikern zu einer Art Resistenz gegenüber inhalierten Kortikosteroiden führt. Basieren könnte diese abgeschwächte Wirkung auf einer Down-Regulation der Histon-Deacetylase, einer verstärkten Entzündungsreaktion durch Neutrophile, einem erhöhten Titer an TNF-a oder einer Produktion an Cysteinyl-Leukotrienen.

Montelukast hingegen beeinflusste die physiologischen Parameter der Nichtraucher nur geringfügig, während sich bei den Rauchern der morgendliche Peak-flow im Vergleich zu den Nichtrauchern stark verbesserte. Dieser Effekt könnte in einer verstärkten Leukotrien-Synthese oder Leukotrien-Sensitivität von Rauchern begründet sein. Die dadurch chronisch erhöhten Leukotrien-Titer von Rauchern würden somit auch stärker auf Leukotrienrezeptor antagonisierende Medikamente ansprechen.

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Fazit

Aus den Ergebnissen der Studien folgern die Wissenschaftler, dass Rauchen die physiologische Antwort auf Kortikosteroide verändert im Sinne einer Kortikoid-Resistenz. Dieser Aspekt sollte bei der Behandlung rauchender Asthmatiker mit inhalativen Kortikosteroiden berücksichtigt werden, indem evtentuell die Dosis entsprechend zu erhöhen ist. Bezüglich der Effektivität von Leukotrienrezeptor-Antagonisten bei rauchenden Patienten mit Asthma zeigte sich gegenüber den Nichtrauchern eine bessere Lungenfunktion. Ob diese Wirkung sich allerdings in einer veränderten Therapiestrategie niederschlägt, sollte erst nach weiteren und detaillierteren Studien erwogen werden. Deren Ziel sollte die optimierte Therapie für Asthmatiker sein, die trotz aller Ratschläge mit dem Rauchen nicht aufhören wollen oder können.

Ulrike Andres, Ginsheim

 
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Rauchen wirkt sich negativ auf eine antiasthmatische Therapie aus (Bild: Paul-Georg Meister/Pixelio).