Pneumologie 2008; 62(6): 317
DOI: 10.1055/s-2008-1080974
Pneumo-Fokus

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zystische Fibrose - Ibuprofen verlangsamt Abnahme der Lungenfunktion

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
06. Juni 2008 (online)

 
Inhaltsübersicht

In der vorliegenden Studie untersuchten M. W. Konstan und seine Mitarbeiter an einer großen Patientenzahl, welchen Effekt eine Ibuprofen-Therapie auf Patienten mit zystischer Fibrose im Kindes- und Jugendalter hat. Am J Respir Crit Care Med 2007; 176: 1084-1089

Die chronisch-pulmonale Entzündung ist eine der pathophysiologisch bedeutendsten Ursachen für die kontinuierliche Abnahme der Lungenfunktion bei zystischer Fibrose (CF). Einen möglichen therapeutischen Ansatzpunkt stellt somit die antiinflammatorische Therapie bei diesen Patienten dar. Orales Ibuprofen wird in den USA relativ häufig als entzündungshemmendes Medikament eingesetzt. Das Team aus Cleveland konnte in einer 1995 veröffentlichten Pilotstudie an einer begrenzten Patientenzahl einen positiven Effekt einer oralen Ibuprofeneinnahme auf die Lungenfunktion bei CF-Patienten nachweisen. In dieser früheren Studie zeigten CF-Patienten, die mit Ibuprofen behandelt wurden, einen geringeren Verlust an Lungenfunktion über die Zeit als placebobehandelte Patienten. Aufgrund des Fehlens größerer Studien ist der therapeutische Stellenwert von Ibuprofen bei diesen Patienten jedoch immer noch umstritten.

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Gastrointestinale Blutungen häufiger unter Ibuprofen

In der vorliegenden Studie wurden über einen Zeitraum von 2 bis 7 Jahren 1365 Ibuprofen-behandelte CF-Patienten mit 8960 Patienten, die keine Ibuprofen-Therapie erhielten, verglichen. Alle Patienten waren zwischen 6 und 17 Jahre alt und hatten eine milde CF-Lungenerkrankung (FEV1 > 60% des vorhergesagten Werts).

Es zeigte sich eine Verschlechterung der Lungenfunktion bei Patienten ohne Ibuprofen-Therapie deutlicher im Vergleich zu Ibuprofen-behandelten Patienten. Nach 5 Jahren hatte die Lungenfunktion bei den unbehandelten Patienten um 10% abgenommen, bei Ibuprofen-behandelten Patienten verschlechterte sich die Lungenfunktion um 7%. Diese Differenz von 3% über 5 Jahre zeigt, dass ohne Ibuprofen-Therapie eine um 0,6% höhere Abnahme an FEV1 pro Jahr zu erwarten ist, als mit Ibuprofen-Therapie. CF-Patienten leiden generell häufiger an gastrointestinalen Blutungen und gastro-duodenalen Ulzera im Vergleich zur Normalbevölkerung. Obwohl gastrointestinale Blutungen insgesamt ein seltenes Ereignis in dieser Studie waren, zeigten CF-Patienten mit einer Ibuprofen-Therapie häufiger gastrointestinale Blutungen, als die Kontrollen (jährliche Inzidenz 0,37% versus 0,14%).

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Bewertung

Diese Studie zeigt, dass eine antiinflammatorische Therapie mit Ibuprofen bei Patienten mit einer milden CF-Lungenerkrankung im Alter zwischen 6 und 17 Jahren zu einer langsameren Abnahme der Lungenfunktion führt. Nach Einschätzung der Autoren überwiegt der Gewinn an Lungenfunktion das leicht gesteigerte Risiko einer gastrointestinalen Blutung durch Ibuprofen. Das Ergebnis dieser Studie könnte gerade im Kindes- und Jugendalter in der Praxis zu einem erhöhten Einsatz von Ibuprofen in der Behandlung der milden CF-Lungenerkrankung führen.

Referiert und bewertet von Dr. B. Koller und Dr. D. Hartl, München