Pneumologie 2008; 62(6): 314
DOI: 10.1055/s-2008-1080970
Pneumo-Fokus

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bronchiolitis-obliterans-Syndrom - Diacetyl als mögliche Ursache enttarnt

Further Information

Publication History

Publication Date:
06 June 2008 (online)

 
Table of Contents

Van Rooy und Mitarbeiter gehen davon aus, dass ein Zusammenhang zwischen Diacetyl und dem Bronchiolitis-obliterans-Syndrom (BOS) besteht. Sie haben dies in der vorliegenden Studie an Arbeitern einer Diacetyl-Produktionsfabrik untersucht. Am J Respir Crit Care Med 2007; 176: 498-504

Zoom Image

Diacetyl wird bei der Herstellung von Mikrowellenpopcorn verwendet. Man vermutet, dass es ein Bronchiolitis-obliterans-Syndrom verursachen kann. Diese berufsbedingte Lungenerkrankung trägt auch den Namen "Popcorn worker’s lung" (Bild: Corel Stock).

Diacetyl wird in der Lebensmittelindustrie als Butteraroma in der Herstellung von Mikrowellenpopcorn verwendet. Studien aus Nordamerika deuten darauf hin, dass in Fabriken, in denen Diacetyl hergestellt wurde, Arbeiter ein Bronchiolitis-obliterans-Syndrom (BOS) entwickeln. Bis jetzt sind keine BOS-Fälle außerhalb von Nordamerika bekannt, die in Zusammenhang mit chemischer Produktion von Aromastoffen in der Lebensmittelindustrie stehen.

In die Studie eingeschlossen wurden insgesamt 175 Arbeiter, die von 1960 bis 2003 in einer niederländischen Diacetyl-Produktionsfabrik gearbeitet haben. Es wurden Fragebögen beantwortet und Lungenfunk-tionstest durchgeführt. Fixierte Atemwegsobstruktion wurde als FEV1 < 80% (of predicted) und FEV1/FVC-Ratio (of predicted) < 70% definiert. 102 Arbeiter hatten signifikant niedrigere FEV1-Werte (-292 ml). Es handelte sich um jene Arbeiter, die in direktem Kontakt mit der Diacetyl-Produktion standen. Bei 3 dieser 102 Fälle wurde tatsächlich ein BOS mit Air Trapping im HRCT gefunden, die bis zu diesem Zeitpunkt als Patienten mit Asthma bronchiale bzw. COPD, aber nicht als BOS-Patienten erkannt und behandelt wurden. Die ersten beiden Arbeiter waren ihr Leben lang Nichtraucher gewesen. Der 3. Arbeiter hatte 14 Pack Years geraucht. Der FEV1-Wert lag beim ersten Arbeiter bei 35,1% predicted, beim zweiten bei 37,4% predicted und beim dritten bei 42,3% predicted. Die FEV1/FVC-Ratio betrug beim ersten Arbeiter 42,9%, beim zweiten 43,8% und beim dritten 57,8 %. Bei allen 3 Fällen konnte auch longitudinal eine klare Assoziation zwischen Diacetylexposition und Lungenfunktion hergestellt werden.

#

Bewertung

In dieser in den Niederlanden durchgeführten Studie fand sich eine Häufung von BOS-Fällen in einer Fabrik, die Diacetyl produziert. Das Neue an dieser Studie ist, dass bisher außerhalb von Nordamerika eine derartige Studie noch nicht durchgeführt wurde und tatsächlich 3 BOS-Fälle identifiziert wurden. Es gibt außerdem Hinweise, dass nicht nur Arbeiter, sondern auch Konsumenten von Diacetyl gefährdet sein könnten, ein BOS zu entwickeln. Präventivmaßnahmen und weiterführende Untersuchungen in anderen Fabriken scheinen dringend erforderlich.

Referiert und berwertet von Dr. Dominik Hartl, München

 
Zoom Image

Diacetyl wird bei der Herstellung von Mikrowellenpopcorn verwendet. Man vermutet, dass es ein Bronchiolitis-obliterans-Syndrom verursachen kann. Diese berufsbedingte Lungenerkrankung trägt auch den Namen "Popcorn worker’s lung" (Bild: Corel Stock).