Pneumologie 2008; 62(6): 313
DOI: 10.1055/s-2008-1080968
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Allergologie - Landwirte leiden seltener unter Allergien

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Publication Date:
06 June 2008 (online)

 
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Obwohl Landwirte mit einer Vielzahl von Pflanzen, Tieren und Stäuben in Kontakt sind, ist ihr Risiko an Allergien zu erkranken gegenüber der restlichen Bevölkerung verringert. Zu diesem Ergebnis kommen Chen et al. in einer Querschnittstudie an 2081 Personen aus Humboldt (Kanada). Int Arch Allergy Immunol 2007; 144: 338-342

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Landwirte leiden seltener unter Allergien (Bild: H.-Joachim Schiemenz/Pixelio).

Schon lange ist bekannt, dass Kinder von Landwirten ein geringeres Risiko haben, an Allergien zu erkranken als Stadtkinder. Die Ursachen sind bisher nicht geklärt, aber es gibt Hinweise, dass Endotoxine und andere Stallstaubkomponenten eine schützende Wirkung entfalten. Vor allem in der frühen Entwicklungsphase des Immunsystems spielt die mikrobiologische Exposition eine wichtige Rolle für die entstehende Immunabwehr. Tierexperimentelle Untersuchungen weisen darauf hin, dass Stallstaubkomponenten präventiv im Hinblick auf Allergien wirken.

Chen und Mitabeiter konnten zeigen, dass in dem kanadischen Kollektiv auch bei erwachsenen Landwirten ein gegenüber der Allgemeinbevölkerung verringerter Anteil an Atopikern zu finden war. Atopie wurde mit Hilfe eines Hauttests gegenüber 4 verschiedenen Allergenen (Milbe, Katze, Gräser, Schimmelpilze) ermittelt. Weitere Informationen bezüglich Asthma, Rauchverhalten, Trinkgewohnheiten und anderen Faktoren wurden per Fragebogen erhoben.

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Bewertung

Dass nicht nur Bauernkinder, sondern auch erwachsene Landwirte seltener Allergiker sind, ist kein unerwarteter Befund. Hinweise für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Exposition und Gesundheit liefert diese Studie allerdings nicht. Da außerdem nur die landwirtschaftliche Exposition der letzten 5 Jahre erfragt wurde, ist nicht zu erkennen, welcher Anteil der Untersuchten schon als Kind auf einem Bauernhof gelebt hat. Möglich ist in jedem Fall, dass Personen mit massiven allergischen Problemen zu einer anderen Tätigkeit wechseln (Healthy Worker Effect). Auffallend ist auch, dass nur der Hauttest, nicht aber die Häufigkeit von Asthma- und Atemwegsbeschwerden einen signifikanten Unterschied zwischen Landwirten und Nichtlandwirten ergibt. Das legt die Vermutung nahe, dass nicht allergische Atemwegsprobleme im landwirtschaftlichen Bereich vorherrschen und ein möglicher Atopieschutz kein wirklich gesundheitlicher Vorteil der Landwirte ist.

Referiert und bewertet von Dr. Verena Liebers, Bochum

 
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Landwirte leiden seltener unter Allergien (Bild: H.-Joachim Schiemenz/Pixelio).