Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2008; 15(2): 62
DOI: 10.1055/s-2008-1079381
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Höhenbedingte Erkrankungen und Gesundheitsgefahren bei Bergsteigern - Besser im Original lesen

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Publication History

Publication Date:
10 June 2008 (online)

 
Table of Contents

Pollard AJ, Murdoch DR. Bergmedizin - Höhenbedingte Erkrankungen und Gesundheitsgefahren bei Bergsteigern. 199 Seiten. Verlag Hans Huber, Bern, 2007, ISBN: 978-3-456-84443-5, 49,95 Euro

Das "High Altitude Medicine Handbook" von Pollard und Murdoch erschien 2003 in der dritten englischsprachigen Auflage und wurde seither vielfach verkauft. Sogar eine unautorisierte Auflage (in Indien produziert) lässt sich über Amazon bestellen. Dies zeigt die Beliebtheit dieses Buches. Schließt es doch die Lücke zwischen der "Bibel" der Höhenmedizin ("High Altitude Medicine and Physiology" von West, Schoene und Milledge, vierte Auflage von 2006) und einfachen Übersichtsartikeln zur Höhenmedizin.

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Teils angenehm kurz, teils zu wenig ausführlich

Der Vorteil der deutschen Ausgabe von 2007 liegt sicher in seiner knappen und übersichtlichen Darstellung höhenbedingter und höhenbezogener Erkrankungen. Dabei ist insbesondere das Kapitel über Höhenkrankheit klar und prägnant geschrieben. Überflüssige Spekulationen über mögliche Pathogenese und nicht sicher wirksame Medikamente fehlen.

Diese wohltuende Prägnanz ist leider in den Kapiteln über chronische Krankheiten, Kontrazeption und Schwangerschaft in der Höhe etwas übertrieben worden, hier würde man sich mehr Ausführlichkeit wünschen. Dies gilt auch für die weiteren Kapitel zu Training, Reisekrankheiten sowie Prävention/Versorgung bei Krankheit in den Bergen. Hier hätten die Autoren besser auf die Darstellung verzichtet, da dies von anderen Autoren (wie z. B. Auerbach in "Field Guide to Wilderness Medicine") besser und klarer gelöst wurde. Allerdings ist auch dieses Buch leider nicht auf Deutsch verfügbar.

Dem Kapitel "Akklimatisation" wurden nur eineinhalb Seiten gewidmet, dies ist viel zu kurz und trägt diesem wichtigsten Präventionsfaktor der Höhenerkrankungen nicht ausreichend Rechnung.

Da Pollard Hauptautor einer Richtlinie zum Problem "Kinder in der Höhe" ist, wurde dagegen viel Wert auf dieses Thema gelegt. Dies ist für alle beratenden Reisemediziner sehr wertvoll, da sonst hierüber wenig Literatur vorliegt.

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Schlechte Übersetzung

Ein wirklicher Wermutstropfen ist allerdings die deutsche Übersetzung, die offenbar mit wenig medizinischem und bergsteigerischem Sachverstand erfolgte. Dies erschwert zum einen das flüssige Lesen, zum anderen sind manche Dinge wirklich unverständlich (z. B. "Fußbrand" statt Immersions-Kälte-Nässe-Schaden für den englischen Ausdruck "trench foot"). Wer nicht auf eine deutsche Übersetzung angewiesen ist, sollte daher unbedingt die englischsprachige Originalausgabe vorziehen. Dann würde auch die Originalbildunterschrift "Western Cwm" (als "Westkar" übersetzt) wieder den Bezug zum Mount Everest erlauben.

PD Rainald Fischer, München

 
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