Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2008; 15(2): 57
DOI: 10.1055/s-2008-1079378
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Jemen - Erstmaliges Vorkommen der Myiasis

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Publication Date:
10 June 2008 (online)

 
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Nach Angaben jemenitischer Gesundheitsbehörden sind im Jemen seit Dezember 2007 landesweit acht Menschen und 16 750 Haustiere (Ziegen, Schafe, Rinder, Kamele und Esel) in 3 413 Orten an der Myiasis erkrankt. Die Erkrankung trat erstmalig im Dezember 2007 in der Region al-Dhaher (Provinz Saada, in der Nähe zur Grenze nach Saudi Arabien) auf und breitete sich auch auf andere Regionen (Provinzen Hajjah, al-Hudeidah und al-Mahwit) im Jemen aus.

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Fliegen legen die Larven auf die intakte Haut, Wunden oder in Hohlorgane

Die Myiasis, die auch Fliegenmadenbefall genannt wird und die es zuvor im Jemen nicht gegeben hat, ist eine Infektion der Haut, die sowohl bei Tieren als auch bei Menschen auftritt. Die Fliegen (z. B. Tumbufliege, Dasselfliege) legen die Larven auf der intakten Haut (primäre Myiasis), auf Wunden (sekundäre Myiasis) oder in Hohlorganen (z. B. Nasennebenhöhle, Ohr, Vagina) ab. Die Larven werden von den Fliegen teilweise auch auf feuchten Sand oder auf trocknender Wäsche abgelegt.

Die Larven können - je nach Fliegenart - durch die intakte Haut in den Körper eindringen. Die nach zehn bis 14 Tagen auftretende Symptomatik richtet sich nach dem Manifestationsort. Es kann zur Ausbildung einer lokalen Entzündung, Wundinfektion und Wunddestruktion, sowie zum Befall innerer Organe kommen. Komplikationen sind relativ selten.

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Roher Speck lockt Maden an die Oberfläche

Die Wunde sollte luftdicht verschlossen werden - mit Vaseline oder einem luftdichten Pflaster. Legt man rohen Speck auf die Haut, kommen die Maden an die Oberfläche. Mit Öl verdünntes Chloroform lockt die Maden teilweise aus Hohlorganen heraus. Die chirurgische oder endoskopische Entfernung ist oft möglich. Prophylaktisch sollte hautbedeckende Kleidung zum Schutz vor den Fliegen getragen werden.

Um welche Fliegenarten es sich bei den im Jemen aktuell auftretenden Erregern der Myiasis handelt, wurde bisher nicht mitgeteilt. Die Erreger kommen hauptsächlich in den Tropen und Subtropen vor. Infrage kommen beispielsweise Chrysomya bezziana, C. albiceps, Cochliomyia hominivorax, Lucilia cuprina oder Cordylobia antropophaga. Möglicherweise wurde die aktuelle Ausbreitung der Myiasis in den Jemen durch eine Kombination von Faktoren, wie beispielsweise Migrationen von Menschen und Haustieren, veränderte Landnutzung und Klimaveränderungen, hervorgerufen.

Dr. Raymund Lösch und Dr. rer. nat. Mirko Dreßler, Bad Doberan

Quellen: promed, CDC

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Bild: Photo Disk Health and Medicine

 
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