Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2008; 15(2): 57
DOI: 10.1055/s-2008-1079377
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Australien - Anstieg der von Moskitos übertragenen Infektionen

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Publication Date:
10 June 2008 (online)

 
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Australische Gesundheitsbehörden haben für das Jahr 2008 für die Region New South Wales eine Warnung vor verschiedenen durch Mücken auf den Menschen übertragbaren Virusinfektionen herausgegeben. Es wird empfohlen, bei Aufenthalten in New South Wales unbedingt auf eine strikte Expositionsprophylaxe (Mückenschutz) zu achten.

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Heftiger Regen führte zu explosionsartiger Mückenvermehrung

In New South Wales war es in den ersten Monaten in diesem Jahr zu einem dreifachen Anstieg der Zahlen von Infektionen mit dem Ross-River-Virus (epidemische Polyarthritis) und dem Barmah-Forest-Virus im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres gekommen. Insgesamt sind in diesem Jahr in New South Wales bisher 380 Fälle der Ross-River-Virus-Infektion und 121 Fälle der Barmah-Forest-Virus-Infektion aufgetreten. Grund für diese bedenkliche Entwicklung sind die heftigen Regenfälle der jüngeren Vergangenheit, die zu einer explosionsartigen Vermehrung von Mücken in New South Wales geführt haben.

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Erster direkter Nachweis von Murray-Valley-Enzephalitis-Viren

Neben den beiden oben genannten Infektionen wurde auch das Murray-Valley-Enzephalitis-Virus bei Mücken und Hühnern ("sentinel chicken") in den Regionen Griffith, Leeton und Macquarie Marshes (New South Wales) und Kerang (Victoria) bei Routineuntersuchungen nachgewiesen. Humane Infektionen hat es in diesem Zusammenhang bisher nicht gegeben.

Die Anwesenheit von Murray-Valley-Enzephalitis-Viren wurde in New South Wales bisher erst zweimal als Serokonversion bei Hühnern in den Jahren 2000/2001 (Region Darling River) und 2003/2004 (Region Menindee Lakes) nachgewiesen. Auch damals hat es keine humanen Infektionen gegeben. Bei dem aktuellen Nachweis aus Moskitos handelt es sich um den ersten direkten Virusnachweis (Virusisolation) aus der Region New South Wales. Der letzte Ausbruch der Murray-Valley-Enzephalitis in Victoria fand im Jahr 1974 statt, wobei neun Menschen verstorben sind.

Die Murray-Valley-Enzephalitis kommt endemisch in Neu Guinea und in Teilen Australiens vor. Die Übertragung erfolgt durch Moskitos der Gattung Culex. Eine Schlüsselrolle bei der Übertragung auf den Menschen spielt die Art Culex annulirostris. Die Gefahr einer Infektion ist relativ gering, jedoch kann der aktuelle Virusnachweis als Warnung betrachtet werden.

Das Ross-River-Virus und das Barmah-Forest-Virus sind verwandte und relativ ähnliche Viren (Gattung Alphavirus, Familie Togaviridae), die zwar zu schweren Erkrankungen führen können, jedoch nicht tödlich enden und meist völlig ausheilen. Das Murray-Valley-Enzephalitis-Virus hingegen gehört zur Familie der Flaviviridae und kann zu schweren Erkrankungen mit tödlichem Ausgang führen.

Dr. Raymund Lösch und Dr. rer. nat. Mirko Dreßler, Bad Doberan

Quelle: promed