Aktuelle Dermatologie 2008; 34(10): 365-366
DOI: 10.1055/s-2008-1077608
Eine Klinik im Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Geschichte der Hautklinik, von der Gründung bis September 2006[*]

History of the Department of Dermatology – From its Founding until September of 2006Dj.  Djawari1
  • 1Hautklinik der SLK-Kliniken Heilbronn; Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg
Further Information

Prof. Dr. Djalil Djawari

Hautklinik
SLK-Kliniken

Am Gesundbrunnen 20 – 24
74078 Heilbronn

Email: djalil.djawari@slk-kliniken.de

Publication History

Publication Date:
08 October 2008 (online)

Table of Contents #

Zusammenfassung

Die Hautklinik Heilbronn wurde 1985 unter dem ersten Klinikleiter Prof. Dr. Djalil Djawari gegründet. In diesem Artikel wird der Auf- und Ausbau der Klinik in den darauf folgenden 21 Jahren beschrieben, beginnend mit einer improvisierten Arbeit im Keller des Klinikums bis zum Aufbau einer modernen Dermatologischen Klinik mit allen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts.

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Abstract

The Department of Dermatology Heilbronn was founded with Prof. Dr. Djalil Djawari as its first director. In this paper, the foundation and extension of the Department during the next 21 years is described. It started with improvised work in the cellar of the hospital but was developed step by step into a modern Department of Dermatology with all standards of the 21st century.

Im Herbst 1983 wurde ich, damals Leitender Oberarzt der Hautklinik Stuttgart-Bad Cannstatt, durch die Stadt Heilbronn für eine Meinungsbildung eingeladen, um nach einer Ortsbesichtigung mich darüber zu äußern, ob Bedarf für eine Hautklinik im Städt. Krankenhaus für Stadt und Landkreis Heilbronn besteht. Meine Antwort war damals eindeutig „ja”.

Später erfuhr ich, dass auch viele Vertreter von Universitäten aus nah und fern zu dieser Meinungsbildung eingeladen worden waren. Das Resultat war, dass außer mir alle Vertreter der nahen Universitäten diese Frage mit „nein” und die fernen mit „ja” beantwortet hatten.

Im Frühjahr 1984 las ich dann eine Anzeige im Deutschen Ärzteblatt und bewarb mich um die ausgeschriebene Chefarztstelle der neu zu entstehenden Hautklinik Heilbronn. Unter den 14 Bewerbern wurde ich nach den üblichen langen Prozeduren am 20. 12. 1984 zum ersten Chefarzt der noch nicht vorhandenen Klinik und bisher von vier niedergelassenen Kollegen als Belegbetten genutzten Abteilung gewählt.

Anfang 1985 führte ich im Rathaus der Stadt die notwendigen Vorstellungsgespräche mit den Bewerberinnen und Bewerbern des benötigten Teams (ärztliches und nichtärztliches Personal) für die zukünftige Klinik. Bei dieser Gelegenheit suchte ich das vorhandene Gebäude (vorher das Personalwohnheim, später Belegbettenabteilung) auf. Auf meine Frage, wo der zukünftige Chefarzt sein Zimmer hätte, wo sich die Arbeits- bzw. Aufenthaltsräume der Sekretärin der Klinik, der Schreibkräfte und der MTA befänden, und welche Räume als Labor und Untersuchungszimmer zur Verfügung ständen, wurden mir nur Patientenzimmer gezeigt.

Die Möglichkeit, Betten aus den Zimmern herauszunehmen und für mich bzw. mein Personal Arbeitsräume einzurichten, wurde von mir als unmöglich bezeichnet und abgelehnt. Der nächste Vorschlag sah vor, dass die Stadt Heilbronn bzw. das Krankenhaus mehrere Container für die benötigten Räumlichkeiten auf dem Rasen vor der Klinik aufstellt und hohe Miete zahlt.

Nachdem ich erfuhr, wie unglaublich teuer diese Lösung wäre, inspizierte ich den Keller des ehemaligen Wohnheims und fand unter den dicken Rohren und durchlaufenden Versorgungsinstallationen bzw. Wasserleitungen einen großen Raum, den ich mithilfe des hauseigenen Maurers mit dünnen Wänden in drei winzig kleine Kämmerchen (Chefarztzimmer, Sekretariat, Untersuchung) aufteilen ließ. Für das Labor nahm ich den Aufenthaltsraum der Stationsschwester. Das Mobiliar dieser vier Räume haben wir (meine Sekretärin und ich) aus den abgestellten, ausrangierten, alten Möbeln im Schuppen des Krankenhauses ausgesucht.

Im schmalen, mit Rohren und Leitungen „geschmückten” Gang dieses Kellers wurden der Länge nach alte Stühle aus dem Schuppen aufgestellt. Damit hatten wir auch den Warteraum für die Patienten eingerichtet.

Kein Aprilscherz! Aber so haben wir am 1. April 1985 fröhlich und voller Energie die Arbeit aufgenommen. Die neu gegründete Hautklinik mit 33 Betten und 2 Assistenten nahm offiziell ihren Betrieb auf (Zitat „Heilbronner Stimme”). Die Mahlzeiten für die Patienten mussten aus der Küche über den Hof den weiten Weg transportiert werden, kamen abgekühlt in der Klinik an und mussten vor der Ausgabe an die Patienten in der Teeküche wieder aufgewärmt werden.

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Abb. 1 Eingangsbereich der „alten” Hautklinik bis 1996.

Volle zwei Jahre haben wir, „die Kellerkinder”, unter primitivsten Verhältnissen unsere Medizin praktiziert; die Medizin, auf die es ankam, und sie kam an! In dieser Zeit musste ich ohne Oberarzt auskommen, was bedeutete, dass ich weder Urlaub noch ein freies Wochenende hatte und zudem immer und durchgehend in Rufbereitschaft sein musste.

Durch die oben beschriebene Situation war „die Stadt im Zugzwang” (Zitat des damaligen Krankenhausdezernenten). So wurde auch in dieser Zeit ein Anbau nach unseren Vorstellungen geplant und fertiggestellt ([Abb. 1]). Jetzt konnten wir neue Räume beziehen und einrichten. Ein OP-Raum stand jedoch weiterhin nicht zur Verfügung. Die notwendigen Eingriffe hatten wir bisher in einem kleinen Zimmer (später Arztzimmer) durchgeführt. Der damalige Chefarzt der Kinderklinik, Herr Prof. Dr. Hansjörg Cremer, erfuhr während einer Chefärztesitzung von meiner Situation und stellte uns schließlich im Keller seiner Klinik Räume zur Verfügung, wo wir unseren OP-Bereich einrichten durften. Dabei mussten die OP-Patienten personalintensiv bei Wind und Wetter über die weite Strecke von der Hautklinik über den Hof geschoben werden. Im Zuge des Neubaus wurde dann ein Kellerdurchbruch geschaffen und die Patienten und das Personal konnten trockenen Fußes den OP-Raum erreichen.

Während dieser Zeit habe ich in der Rubrik „Eine Klinik im Mittelpunkt” die Hautklinik Heilbronn in dieser Zeitschrift vorgestellt und mit der Veröffentlichung von 6 wissenschaftlichen Arbeiten im selben Heft versucht, das Spektrum unserer dermatologischen Aktivitäten darzustellen [Akt. Dermatol. 19 (1993) 312 – 338]. Bei der ersten Arbeit in diesem Heft handelte es sich um die Ergebnisse der experimentellen, hier in der Klinik durchgeführten Promotionsarbeit über Granulozytenfunktionsprüfung in vivo des damaligen Doktoranden und späteren Assistenten der Klinik, Herrn Dr. med. R. Schwarzenbach.

Im September 1996 wurde das neue Gebäude der Hautklinik im Rahmen der Zusammenlegung aller Kliniken am Gesundbrunnen auch fertiggestellt und wir zogen von der alten Klinik in die große, moderne und nach allen medizinischen, vor allem dermatologischen Bedürfnissen eingerichtete, neue Klinik um. Mit diesem Umzug standen uns auch nach der Genehmigung des Sozialministeriums ab sofort offiziell 40 Betten zur Verfügung. Im Funktionsbereich der Klinik mit Ambulanz, Labor, Bibliothek, Therapie-, Untersuchungs-, Allergietest- und Allergieprovokationsräumen hatten wir nun endlich auch einen modernen und komplett eingerichteten OP-Bereich.

Über 21 Jahre konnte ich in der Hautklinik Heilbronn heilen und lehren. Gemeinsam mit meinen Mitarbeitern konnten wir neue Diagnostiken [z. B. Hautarzt 49 (1998), 835 – 837], innovative Therapien [z. B. Zeitschr. Hautkr. 77 (2002) 14 – 18] einführen, einsetzen und publizieren. Über 100 wissenschaftliche Publikationen, über 20 Buchbeiträge, über 200 Vorträge und über 70 Kurzbeiträge in den dermatologischen Zeitschriften waren die Früchte dieser Aktivitäten. Unabhängig von täglichen und wöchentlichen intensiven internen Fort- und Weiterbildungen für die Mitarbeiter der Klinik, wobei auch Gäste willkommen waren, veranstalteten wir in dieser Zeit 36 externe Fortbildungsseminare und Tagungen (jährlich 1 – 2-mal) mit namhaften Referenten für die niedergelassenen Kollegen, mehrere Male auch interdisziplinär.

Am 5. Aug. 2006 vollendete ich mein 65. Lebensjahr und zum Ende dieses Monats wurde ich in den Ruhestand versetzt. Seit dem 1. Sept. 2006 führt mein Nachfolger, Herr Prof. Dr. med. H. Löffler, mit neuen, innovativen und zukunftsorientierten Ideen und mit Elan die Klinik. Die bisherigen Resultate in dieser kurzen Zeit beweisen, dass sich die Hautklinik in guten Händen befindet. Ich wünsche ihm von Herzen weiterhin eine glückliche Hand, viel Erfolg und alles Gute für die Zukunft.

1 * Herrn Prof. Dr. med. Frank O. Weidner zum 70. Geburtstag gewidmet.

Prof. Dr. Djalil Djawari

Hautklinik
SLK-Kliniken

Am Gesundbrunnen 20 – 24
74078 Heilbronn

Email: djalil.djawari@slk-kliniken.de

1 * Herrn Prof. Dr. med. Frank O. Weidner zum 70. Geburtstag gewidmet.

Prof. Dr. Djalil Djawari

Hautklinik
SLK-Kliniken

Am Gesundbrunnen 20 – 24
74078 Heilbronn

Email: djalil.djawari@slk-kliniken.de

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Abb. 1 Eingangsbereich der „alten” Hautklinik bis 1996.