Dialyse aktuell 2008; 12(1): 14-16
DOI: 10.1055/s-2008-1066535
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Fachkraft Diabetes und Niere - Pilotlehrgang erfolgreich beendet

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Dr. Ludwig Merker

Dormagen

Publication History

Publication Date:
11 March 2008 (online)

Table of Contents

Nicht nur bei uns in Deutschland, auch weltweit steigt die Zahl der Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 kontinuierlich an. In Deutschland sind es nach Schätzungen von Experten bereits etwa 8-9 % der Bevölkerung. Man rechnet damit, dass im Jahr 2010 jeder zehnte Deutsche vom Typ-2-Diabetes betroffen sein wird. Die Folgen für unser Gesundheitswesen sind schon jetzt immens, dazu kommen die Folgeerkrankungen, die sich auf das Leben der Betroffenen auswirken. Während das diabetesbedingte Fußsyndrom erheblich zur Invalidisierung der Menschen mit Diabetes beitragen kann, führen die Auswirkungen der diabetesbedingten Nephropathie zu einer massiven Steigerung der Sterblichkeit dieser Patienten, aber auch zum terminalen Nierenversagen mit der Folge Dialysepflicht.

Die Weiterbildung zur Fachkraft Diabetes und Niere

Zielgruppe

Pflegekräfte, die über eine mindestens einjährige Berufserfahrung im Bereich Nephrologie und/oder Dialyse verfügen

zeitlicher Umfang

in drei Wochen zu je sechs Unterrichtstagen:

  • etwa 160 Stunden theoretischer und praktischer Unterricht

  • 40 Stunden Hospitation in der Diabetologie mit angeschlossener Fußambulanz

  • zwei Klausuren

  • eine fallbezogene Facharbeit

Inhalt

  • Genese und Pathophysiologie des Diabetes mellitus

  • Wirkungen und Nebenwirkungen therapeutischer Maßnahmen bei Diabetes mellitus

  • Ernährungsempfehlungen zum Diabetes mellitus und Nierenerkrankungen

  • Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus und deren Management im Zusammenhang mit einer Dialysebehandlung

  • diabetisches Fußsyndrom

  • modernes Wundmanagement

  • MRSA-Problematik

  • Kommunikation und Interaktion in einer Beratung für Erwachsene

  • Grundkenntnisse in den Bereichen Psychologie, Ethik, Rechtskunde, Dialyseverfahren und Transplantationsverfahren im Zusammenhang mit dem Krankheitsbild Diabetes mellitus, Qualitätsmanagement, Abrechnung und Dokumentation

weitere Informationen

Homepage der Deutschen Diabetes-Gesellschaft: www.ddg.info

Akademie für Gesundheitsberufe am Mathias-Spital in Rheine,

E-Mail: a.osterbrink@mathias-spital.de

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Neben nephrologischer Pflege häufig auch Diabetesbehandlung notwendig

Nephrologen und Dialyseärzte sehen sich seit Jahren mit einer deutlich steigenden Zahl an Patienten konfrontiert, die aufgrund eines diabetesbedingten Nierenschadens dialysepflichtig werden. So liegt nach offiziellen Statistiken des deutschen Registers QuaSi-Niere bereits bei jedem dritten Dialysepatient die Ursache der Dialysepflichtigkeit im Diabetes mellitus. Die Dunkelziffer dürfte, wie bei vielen anderen Krankheitsbildern, noch höher liegen.

Nicht veröffentlichten Statistiken der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein zufolge sind etwa 42 % aller Dialysepatienten in dem dazugehörenden Bezirk von einem Diabetes mellitus betroffen - eine Zahl, die fast genau mit den Erhebungen von Prof. Eberhardt Ritz, Heidelberg, übereinstimmt. Zwar scheint der stetig wachsende Trend der letzten Jahre abzuflachen, eine Umkehr der Tendenz ist aber noch lange nicht in Sicht [Abb. 1].

Menschen mit Diabetes mellitus an der Nierenersatztherapie zu betreuen, ist eine Herausforderung für alle Beteiligten. Diese Aufgabe fordert nicht nur Nephrologen, auch für die Pflegekräfte ist es schwer, sich neben der nephrologischen Fachpflege auch noch dem Diabetes mellitus zu widmen. Für die Betroffenen selbst ist es schwierig, zusätzlich zur Dialysebehandlung noch weitere Spezialisten wie Diabetologen aufzusuchen. Diabetologen und diabetesberatende Fachkräfte haben zudem nicht selten Schwierigkeiten, sich in die komplexe Nierenersatztherapie und deren Begleitmedikation hineinzudenken.

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Abb. 1 Entwicklung der Inzidenz verschiedener Grunderkrankungen dialysepflichtiger Patienten nach [1]

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Abb. 2 Teilnehmer des Pilotlehrgangs zur „Fachkraft Diabetes und Niere” mit Lehrgangsleiter Dr. Ludwig Merker (hinten links) und Prüfer Dr. Bertil Oser (hinten rechts)

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Optimale Diabetestherapie für dialysepflichtige Patienten...

Die Diabetesbehandlung für dialysepflichtige Patienten ist eine Aufgabe, die gelegentlich auch in Resignation endet. Interaktionen zwischen Medikamenten, konkurrierende Empfehlungen zur Ernährung, fehlende Kenntnisse moderner Behandlungs-, Beratungs- und Betreuungsformen erschweren eine optimale ganzheitliche Therapie.

Wie wichtig dies ist, zeigen immer wieder Studienergebnisse. So bewies eine Untersuchung an mehr als 23000 Diabetikern an der Dialyse, dass eine bestmögliche Stoffwechselkontrolle des Diabetes die Sterblichkeit dieser Patientengruppe erheblich herabsetzen kann. Eine optimale Diabetestherapie neben einer optimalen Nierenersatztherapie zu erreichen, muss das Ziel jeder qualitätsorientierten Behandlung sein.

Für viele Fachkräfte aus der nephrologischen Pflege liegt die eigene Ausbildung einige Jahre zurück, in der die Behandlung des Diabetes erhebliche Fortschritte gemacht hat. Parallel zur Professionalisierung der Pflegekräfte in der Nephrologie mit der Einführung der Fachkrankenschwester ist auch in der Diabetologie durch Aus- und Weiterbildung von Diabetesassistenten und Diabetesberatern die Entwicklung nicht stehen geblieben. Was bisher fehlte, ist das Bindeglied zwischen beiden Berufsgruppen. Diesen Mangel beklagen Ärzte und Pflegekräfte seit Jahren, denn sie sehen sich mit nicht unerheblichen Problemen des Diabetes im Alltag konfrontiert, zum Beispiel akuten und chronischen Fußproblemen oder Stoffwechselentgleisungen.

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...ist nun mithilfe der Fachkraft Diabetes und Niere möglich

Hier haben medizinische Fachverbände und Gesellschaften nun reagiert. Gemeinsam mit der Deutschen Diabetes-Gesellschaft, dem Kuratorium für Dialyse und Transplantation e. V. (KfH) und dem Verband Deutsche Nierenzentren der DDnÄ e. V. haben Dr. Brigitte Osterbrink und Dr. Ludwig Merker ein Weiterbildungskonzept realisiert. Dieses Konzept wurde nach Abstimmung aller drei Verbände, die fast alle Diabetologen Deutschlands und über 70 % aller Nephrologen in Deutschland repräsentieren, inzwischen umgesetzt: die „Fachkraft Diabetes und Niere”.

Diese Weiterbildungsmaßnahme soll Angehörige von Fachberufen im Gesundheitswesen mit abgeschlossener Ausbildung und Berufserfahrung in der Dialyse befähigen, Menschen mit Diabetes mellitus im Zusammenhang mit der Behandlung in der Dialyse professionell betreuen zu können. Die Zielgruppe soll in der Beratung und Langzeitbetreuung von Patienten mit Erkrankungen aus dem diabetologischen Formenkreis geschult werden, um ihnen als kompetenter Berater zur Verfügung zu stehen. Schwerpunktmäßig werden daher Pflegekräfte angesprochen, die über eine mindestens einjährige Berufserfahrung im Bereich Nephrologie und/oder Dialyse verfügen.

Die ersten Fachkräfte Diabetes und Niere sind fertig ausgebildet - Kommentare

„Sie sind nun zu einer tragenden Säule in der Versorgung unserer diabeteskranken Dialysepatienten geworden”.

Lehrgangsleiter Dr. Ludwig Merker, Diabetologe und Nephrologe aus dem Diabetes- und Nierenzentrum Dormagen

„Ich bin froh, dass es diesen Kurs endlich gibt.”

Mitglied der Prüfungskommission Dr. Bertil Oser, Nephrologe und Diabetologe aus dem KfH-Nierenzentrum Bernkastel-Kues

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„Ein echter Gewinn”

Der zeitliche Umfang beträgt analog zur Weiterbildung anderer nicht ärztlicher Assistenzberufe etwa 160 Stunden theoretischen und praktischen Unterricht, ergänzt durch eine 40 Stunden umfassende Hospitation in der Diabetologie mit angeschlossener Fußambulanz. Die Weiterbildungsmaßnahme kann teilnehmenden medizinischen Fachangestellten auf ihre Fachweiterbildung angerechnet werden.

Den Pilotkurs, der zwischen Ende August und Ende November 2007 in Rheine an der Akademie für Gesundheitsberufe des Mathias-Spitals stattfand, absolvierten siebzehn Teilnehmer. Das dicht gepackte Programm war auf drei Wochen zu je sechs Unterrichtstagen verteilt, daneben waren noch zwei Klausuren zu bestehen sowie eine fallbezogenen Facharbeit abzufassen.

Die Kursteilnehmer empfanden das Programm als sehr dicht, fordernd, aber ausgewogen. „Der Kursus war ein echter Gewinn für mich”, so eine Fachkrankenschwester für Nephrologie. Auch das Praktikum empfanden die Fachkräfte Diabetes und Niere als Bereicherung. „Ein zufriedenstellendes und anspornendes Fazit”, darin waren sich die Organisatoren der Weiterbildungsmaßnahme einig.

So wurde auch der Stundenplan für den zweiten, im Februar 2008 beginnenden Kurs, schon überarbeitet. „Wir wollen ein noch stärkeres Gewicht auf den Praxistransfer und die Betreuungskomponente legen”, resümierte Merker. Daneben planen die Organisatoren, die abgeschlossene Weiterbildung zur „Fachkraft Diabetes und Niere” der Weiterbildung zur „Diabetesassistent/-in DDG” gleichzustellen. Dies wäre für die praktische Umsetzung im Rahmen der geltenden Disease-Management-Programme eine wertvolle Unterstützung.

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Literatur

  • 1 Frei U, Schober-Halstenberg HJ.. Nierenersatztherapie in Deutschland. QuaSi-Niere Jahresbericht 2005/2006. Berlin 2006
  • 2 Kalantar-Zadeh K, Kopple JD, Regidor DL. et al. . Diabetes Care. 2007;  30 1049-1055
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Dr. Ludwig Merker

Dormagen

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Literatur

  • 1 Frei U, Schober-Halstenberg HJ.. Nierenersatztherapie in Deutschland. QuaSi-Niere Jahresbericht 2005/2006. Berlin 2006
  • 2 Kalantar-Zadeh K, Kopple JD, Regidor DL. et al. . Diabetes Care. 2007;  30 1049-1055
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Dr. Ludwig Merker

Dormagen

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Abb. 1 Entwicklung der Inzidenz verschiedener Grunderkrankungen dialysepflichtiger Patienten nach [1]

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Abb. 2 Teilnehmer des Pilotlehrgangs zur „Fachkraft Diabetes und Niere” mit Lehrgangsleiter Dr. Ludwig Merker (hinten links) und Prüfer Dr. Bertil Oser (hinten rechts)