Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2008; 15(1): 8
DOI: 10.1055/s-2008-1064913
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Ecuadorexkursion 2007 - Schwerpunkt "Reisen mit chronischer Erkrankung"

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Publication Date:
15 April 2008 (online)

 
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Erfahrungsbericht eines Schlafapnoepatienten, der als 65-jähriger Allgemeinarzt und Senior an der reisemedizinischen Exkursion des DFR nach Ecuador und auf die Galapagosinseln vom 4.-19.11. 2007 teilnahm.

Ich schlafe seit 1997 mit einem BIPAP-Gerät ("Biphasic Positive Airway Pressure") und schleppe seine 4,5 kg in jedem Urlaub mit mir herum. Ohne Gerät bin ich unausgeschlafen, also müde und abgeschlagen und habe Halsschmerzen, da Pharynx und Larynx geschwollen sind.

Die reisemedizinische Fortbildung soll mir ein Tätigkeitsfeld für den Ruhestand öffnen. Die Planung der Exkursion war für mich daher auch Anlass, mir ein leichteres Zweitgerät zu kaufen. Es wiegt nur 750 g, sein separates Netzteil 250 g. So blieb mir ausreichend Kapazität beim Fluggepäck, das zum Beispiel auf dem Flug von Guayaquil nach Galapagos auf 20 kg beschränkt ist.

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Trotz technischer Schwierigkeiten...

Für mich stellte sich nun das Problem mit der Stromversorgung. Mein Gerät war für die 110 Volt des ecuadorianischen E-Netzes ausgelegt und an den entsprechenden Adapter für die Steckdosen hatte ich auch gedacht. Es gab aber drei Orte, an denen normalerweise kein Strom aus der Steckdose kommt, die Tambopaxi-Hütte in Andenhochlage, die Liana Lodge im Regenwald und die MS Encantada, unser Schiff im Galapagosarchipel.

In zahlreichen E-Mails mit dem deutschen Reiseveranstalter Windrose und mit dem ecuadorianischen Reisebüro Transcord erfuhr ich ausgesprochen liebenswürdige Hilfsbereitschaft und fand schließlich folgende Lösung: Transcord organisierte in Quito eine Autobatterie, die mich im Bus begleitete. Ich fand nach vielem Hin und Her den passenden Spannungsumwandler mit Zigarettenanzünderadapter, der in eine Steckdose gesteckt wurde, an welcher zwei Batterieklemmen befestigt waren. Klingt kompliziert, klappte aber.

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Auf dem Rio Nappo im Regenwald

Wie ich später zuhause beim Zubehörhandel meines Schlafapnoegerätes entdeckte, gibt es ein einfaches Kabel, das unter Verzicht von Netzteil und Spannungsumwandler eine direkte Verbindung zwischen Gerät und Batterie (bzw. Zigarettenanzünder) bietet. Dumm gelaufen! Der Händler habe das nicht gewusst bzw. mir wegen der Kosten von 169 Euro nicht vorschlagen wollen!?!

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...kommt auch ein Schlafapnoepatient unter Extrembedingungen zurecht

So schleppte ich zwar eine ziemliche Kabellage mit mir herum, konnte aber auf der 3 800 Meter hohen Tambopaxi-Hütte und in der Urwaldlodge hervorragend schlafen. Vor allem fürchtete ich, in der großen Höhe gesundheitliche Probleme zu bekommen. Doch ich konnte am nächsten Morgen den Aufstieg auf das 4 800 Meter hohe Refugium am Cotopaxi problemlos bewältigen.

Insgesamt drei Nächte war ich auf die Batterieversorgung angewiesen. Bei längerer Nutzung wäre wohl ein Batterieladegerät erforderlich gewesen. Zum Glück konnte vorab geklärt werden, dass die MS Encantada in dieser Jahreszeit den Generator auch nachts für die Klimaanlage laufen lässt. Dort hatte ich also Netzanschluss, allerdings nur in einer von insgesamt sechs Kabinen. Nebenbei: Meine Mitschläfer benötigten die von mir vorsichtshalber mitgebrachten Oropax nicht.

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Technisches Equipment

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Am Cotopaxi-Refugium auf 4 800 Meter Höhe

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Mit gründlicher Vorbereitung und vernünftigem Verhalten...

Das Resümee meiner ersten Reiseerfahrung als Schlafapnoepatient am Rande der Zivilisation unter Extrem- und Outdoorbedingungen: Mit entsprechend gründlicher Vorbereitung und etwas Fantasie sind die durchaus vorhandenen Probleme zu lösen. Es gibt geschätzte 500 000-800 000 apparatebehandelte Schlafapnoepatienten in Deutschland. Die Dunkelziffer liegt noch wesentlich höher, obwohl die Krankheit immer bekannter und häufiger einer adäquaten Diagnostik und Therapie zugeführt wird. Bei Aufenthalten in großen Höhen sind Schlafapnoepatienten erheblich gefährdet. In der reisemedizinischen Beratung wird man an diese Störung denken müssen und immer öfter zu flexiblen Lösungsvorschlägen aufgefordert werden.

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...sind die Strapazen in großer Höhe zu bewältigen

Mein Fazit als Senior bei solch einer Reise: Bei vernünftigem Verhalten ohne Maximalanspruch und ausreichender Adaptation (die wir durchgeführt haben) können auch ältere Menschen mit durchschnittlicher Fitness und gutem Gesundheitszustand entsprechende Strapazen in großen Höhen problemlos meistern.

Ich selbst machte allerdings auch die Erfahrung, dass bereits Höhen von 2 800 Metern (Quito) bei gesundheitlichen Einschränkungen nicht unerhebliche Störungen hervorrufen können. Ich reiste mit einer kräftigen, von mir vorher bagatellisierten Bronchitis an. Meine Mitreisenden machten sich dann große Sorgen um mich, als ich bei den Klinikbesichtigungen in Quito blass, bläulich und kurzluftig wurde und als Einziger den Aufzug benutzen musste. Ein gründlicher Check im Hospital Metropolitano, Quito, und eine adäquate Medikation machten die erfolgreiche Durchführung der weiteren Reise möglich. Weitere Informationen zur Exkursion beim Verfasser und der Geschäftsstelle des DFR.

Dr. Edzard Voget, Aurich

 
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Auf dem Rio Nappo im Regenwald

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Technisches Equipment

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Am Cotopaxi-Refugium auf 4 800 Meter Höhe