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DOI: 10.1055/s-2008-1040365
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Tuberkulose - Wie gut sind Interferon-γ-Assays?
Publication History
Publication Date:
15 February 2008 (online)
Das Screening auf eine latente Tuberkulose erfolgt heute meist nicht mehr nur mit dem Tuberkulin-Hauttest, sondern auch über den Nachweis der Interferon-γ-Synthese auf spezifische Antigene von Mycobacterium tuberculosis hin. Niederländische Pneumologen und Infektiologen um Sandra M. Arend prüften die Verlässlichkeit zweier kommerziell erhältlicher Tests. Am J Respir Crit Care Med 2007; 175: 618-627
Eine positive Reaktion im Tuberkulin-Hauttest kann auch nach Infektionen mit anderen Mykobakterien und nach früherer Tuberkulose-Schutzimpfung mit dem Bacillus Calmette-Guérin (BCG) auftreten. g-Interferontests ermöglichen eine bessere Abgrenzung echter Tuberkuloseinfektionen von Infektionen mit anderen Mykobakterien und der Reaktion nach Impfung. Die vorliegende Studie verglich in einem konkreten Fall den T-Spot.TB-Test, der im ELISPOT (Enzyme-linked Immunospot Assay) die Zahl der Interferon-produzierenden Zellen im Blut bestimmt, mit einem neuen QFT-GIT-Test (QuantiFERON®-TB Gold In-Tube), der die Interferonkonzentration mittels ELISA (Enzym-linked Immunosorbent Assay) misst. Ausgangspunkt der Untersuchung war der Fall eines mit Tuberkulose infizierten Angestellten eines Supermarkts, der im näheren Umfeld viele Personen angesteckt hatte. Er hatte über 10 Monate Kontakt zu etwa 20 000 meist nicht geimpften Kunden, von denen 469 zufällig am Tag ihres Tuberkulin-Hauttests für die Untersuchung verschiedener Tests auf eine latente Tuberkuloseinfektion ausgewählt wurden. 316 von ihnen zeigten eine positive Reaktion im Tuberkulin-Hauttest. Bei ihnen wurde sowohl ein QFT-GIT als auch ein T-SPOT.TB durchgeführt. Zum Vergleich der Aussagekraft der verschiedenen Tests wurde beim Tuberkulin-Hauttest ein Cut-Off von 10 und 15 mm gewählt, bei den Interferon-γ-Tests wurden die Herstellerangaben und verschiedene Cut-Off-Werte zugrunde gelegt. Außerdem wurden demografische und Expositionsdaten erfasst.
#Cut-Off ist entscheidend
Eine positive Reaktion im Tuberkulin-Hauttest war signifikant assoziiert mit höherem Alter, ein positives Resultat der Interferontests dagegen mit der kumulativen Einkaufszeit in dem Supermarkt. Am deutlichsten galt dies für den QFT-GIT. Bei einem Tuberkulin-Hauttest-Ergebnis der ungeimpften Probanden von mindestens 15 mm als Schwellenwert lag die Sensitivität der anderen Tests bei 42,2 (QFT-GIT) bzw. 51,3% (T-Spot.TB). Die Übereinstimmung zwischen den beiden Interferon-γ-Assays lag bei 89,6%. Eine optimale Übereinstimmung von 93,6% wurde erreicht, wenn für den QFT-GIT ein Schwellenwert von 0,20 IU/ml angesetzt wurde und für den T-Spot.TB ein Cut-Off von 13 Punkten.
#Fazit
Die Bluttests zeigten im Gegensatz zum Tuberkulin-Hauttest eine Korrelation zur Expositionsdauer. Es bleibt aber eine relativ geringe Sensitivität der Interferon-γ-Assays, die der Verbesserung bedürfen, beispielsweise durch die Untersuchung der optimalen Cut-Off-Werte.
Friederike Klein, München