Pneumologie 2008; 62(3): 178-179
DOI: 10.1055/s-2008-1038138
Nachruf
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Nachruf Dr. med. Dietrich Müller-Wening

In Memoriam Dr. med. Dietrich Müller-Wening (1942 - 2008)J.  Sennekamp1
  • 1Lungen- und Allergiezentrum Bonn des Malteserkrankenhauses
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Publication Date:
05 March 2008 (online)

Am 24. Januar 2008 verstarb im Alter von 65 Jahren Dr. med. Dietrich Müller-Wening, der 25 Jahre die renommierte Lungenklinik Zusamklinik im schwäbischen Zusmarshausen bei Augsburg geleitet hat.

Dr. med. Dietrich Müller-Wening

Geboren am 14.5.1942 in Plauen/Sachsen als Sohn eines Fabrikantenehepaars wuchs er im Kreis seiner Großfamilie auf. Von 1948 bis 1960 besuchte er dort die Grund- und Oberschule.

1960 verließ die Familie die DDR und siedelte in den Westen über. Nach Erlangung der westdeutschen Hochschulreife studierte er 1961 - 1968 in Giessen und Hamburg Medizin, wobei ihn die Studienstiftung des Deutschen Volkes infolge seiner ausgezeichneten Noten unterstützte.

1970 fand die Eheschließung mit Irene Fitzek in München statt. Aus der Ehe gingen die Kinder Claudius und Konstanze hervor.

Trotz der hohen beruflichen Beanspruchung gelang es ihm, noch genügend Zeit aufzubringen für seine Hobbys, das Skifahren, Opernbesuche und Besuche von Kunstausstellungen. Er war aktives Mitglied des Lions-Clubs Augsburg, den er ein Jahr lang leitete.

Nach der Medizinalassistentenzeit arbeitete er pneumologisch und radiologisch im Zentralkrankenhaus Gauting bei München, zuletzt als Oberarzt bei Prof. Dr. med. Herbert Blaha. Als Lungenarzt und Internist erwarb er auch noch die Zusatzbezeichnungen Allergologie, Sozialmedizin und Umweltmedizin.

Am 1.1.1983 wurde er Chefarzt der Zusamklinik der LVA Schwaben in Zusmarshausen bei Augsburg. Auf der Basis seiner extensiven Literatur-Recherchen und exzellenten Kenntnisse über berufsbedingte Lungenerkrankungen etablierte er in der Klinik hochspezialisierte Untersuchungsverfahren, insbesondere inhalative Provokationstests in Verbindung mit Lavage-Untersuchungen, was andernorts selten mit einer solchen Perfektion durchgeführt wird. Nur mit großem Durchsetzungsvermögen sind derartige Tests, die sich bis in die Nacht hineinziehen, durchführbar. Der Lohn für seinen Einsatz ist, dass die Zusamklinik eine weithin bekannte Anlaufstation für schwierig zu diagnostizierende Lungenerkrankungen, insbesondere berufsbedingte, geworden ist. Assistent bei ihm zu werden, war unter angehenden Pneumologen sehr begehrt. Sind doch aus seiner Schule zahlreiche bekannte Pneumologen hervorgegangen.

Er begnügte sich nicht mit dieser schon herausragenden Leistung, sondern betrat auch mit innovativen Untersuchungen Neuland. Besonders hervorzuheben ist seine Untersuchung über die Effektivität von Atemschutzmasken, deren Filterfunktion er im inhalativen Provokationstest unter natürlichen Bedingungen überprüfte, publiziert in der Zeitschrift Chest 1989.

Zusammen mit seinen Mitarbeitern entdeckte er die Zimmerspringbrunnenlunge, eine exogen-allergische Alveolitis (Befeuchterlunge) von häuslichen UIltraschallverneblern, die häufig zu Keimschleudern werden, wenn das Wasser in diesen Luftbefeuchtern nicht regelmäßig gewechselt wird. Die American Thoracic Society würdigte diese in Respiratory Medicine publizierte Arbeit in ihrem jährlichen Review bei den interstitiellen Lungenkrankheiten als eine der bedeutendsten Entdeckungen des Jahres 2005.

In der Arbeitsgemeinschaft exogen-allergische Alveolitis gehörte er mit zahlreichen wissenschaftlichen Beiträgen und der von ihm ausgerichteten Jahrestagung 1996 in Zusmarshausen zu den aktivsten Mitgliedern. Seit 1999 leitete er mit mir diese Arbeitsgemeinschaft der DGP. Es war für uns beide eine sehr bereichernde und harmonische Zusammenarbeit.

Im Jahre 2005 richtete er für die Süddeutsche Gesellschaft für Pneumologie die Jahrestagung aus.

Bei seinem ausgeprägten Gerechtigkeits- und Perfektionssinn war es ihm immer ein besonderes Anliegen, dass für alle Patienten einheitliche Diagnosekriterien, insbesondere für Berufskrankheiten, angewendet werden. Er war der Initiator der aktuellen deutschen Richtlinien zur Diagnosestellung der exogen-allergischen Alveolitis, die ein Jahr vor seinem Tod in dieser Zeitschrift erschienen sind.

Mit Erreichen seines 65. Lebensjahres im Mai 2007 hatte der Träger des Krankenhauses, die DRV Schwaben, wegen seiner hervorragenden Leitung seinen Vertrag um zwei Jahre verlängert. Der Tod durch ein Tumorleiden kam viel zu früh. Er hatte sich noch viel vorgenommen. Auf seine riesige klinische Erfahrung, seine kritischen Analysen und äußerst prägnanten Formulierungen wissenschaftlicher Texte müssen wir jetzt verzichten.

Dietrich, wir haben Dir sehr viel zu verdanken. Du fehlst uns sehr; wir werden Dich nie vergessen!

Prof. Dr. med. Joachim Sennekamp

Lungen- und Allergiezentrum Bonn des Malteserkrankenhauses

Weberstr. 118

53113 Bonn

Email: sennekamp@t-online.de

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