Der Klinikarzt 2007; 36(11): 615
DOI: 10.1055/s-2007-992903
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Operationen bei Herzkranken - Nutzen und Risiko von Betablockern liegen eng beieinander

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Publication Date:
20 December 2007 (online)

 
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Patienten mit koronarer Herzkrankheit haben bei nichtkardialen Operationen bekanntermaßen ein höheres Risiko als Herzgesunde, ein kardiales Ereignis zu erleiden. Ob eine Betablockertherapie dieses Risiko reduzieren kann, beantwortet die POISE[1]-Studie - die bislang größte randomisierte kontrollierte Untersuchung zu dieser Fragestellung (n = 8351).

Im Rahmen der Studie erhielten die Patienten zwei bis vier Stunden vor und bis zu sechs Stunden nach dem Eingriff randomisiert jeweils 100 mg Metoprolol oder Placebo. Zwölf Stunden nach der Operation wurde dann eine 30-tägige Metoprololtherapie (200 mg täglich) initiiert. War eine orale Einnahme der Medikation nicht möglich, wurde eine wirkungsäquivalente Dosis intravenös verabreicht. "Unsere Studie hat klar dokumentiert, dass dieses perioperative Metoprolol-Schema akute kardiale Ereignisse verhindern kann", berichtete Prof. Philipe J. Devereaux, Hamilton (Ontario, Kanada).

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Kein klarer Nutzen, daher individuelle Risikostratifizierung notwendig

Einzelne Ereignisse des primären Endpunkts - Todesfälle oder Schlaganfälle - traten allerdings unter der Betablockertherapie häufiger auf. So reduzierte sich zum Beispiel das Risiko, einen nichttödlichen Myokardinfarkt zu erleiden, signifikant von 5,1 auf 3,6 %. Das Risiko für ein Vorhofflimmern sank ebenso wie das für eine koronare Revaskularisation. Die Gesamtmortalität bzw. die Schlaganfallinzidenz erhöhte sich dagegen von 2,3 auf 3,1 % bzw. von 0,5 auf 1,0 %. Angestiegen war auch das Risiko für eine klinisch signifikante Hypotonie oder Bradykardie.

Würden 1000 Patienten behandelt, würde Metoprolol 15 Herzinfarkte, drei kardiale Revaskularisationen und sieben neue Fälle von Vorhofflimmern verhindern, berechnete Devereaux. Der Preis dafür seien allerdings acht Todesfälle, fünf Schlaganfälle, 53 Hypertonie- und 42 Bradykardie-Fälle. Demnach müsse der mögliche Nutzen individuell genau gegen das potenzielle Risiko abgewogen werden, resümierte Devereaux.

Quelle: Late-Braking Clinical Trials IV "The Perioperative Ischemic Evaluation (POISE) Trial: a randomized controlled trial of metoprolol versus placebo in patients undergoing noncardiac surgery" auf dem Kongress der American Heart Association, 2007

sts

1 PeriOperative ISchemic Evaluation trial

1 PeriOperative ISchemic Evaluation trial