Rehabilitation (Stuttg) 2008; 47(3): 184-190
DOI: 10.1055/s-2007-992789
Beiträge zur Diskussion

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

MRSA-Hygiene in der stationären Rehabilitation am Beispiel der onkologischen Rehabilitation - Ein Positionspapier[*]

MRSA Hygiene in Inpatient Rehabilitation on the Example of Oncological Rehabilitation - A Position PaperA. Eichhorn 1 , J. Barth 1 , B. Christiansen 2
  • 1Rehabilitationsklinik Nordfriesland, St. Peter-Ording
  • 2Zentrale Einrichtung Medizinaluntersuchungsamt und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
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Publication Date:
13 June 2008 (online)

Zusammenfassung

Infektionen und Besiedlungen mit Methicillin-resistentem Staphylococcus aureus (MRSA) sind in Krankenhäusern ein zunehmendes Problem, weil sie sich dort immer mehr ausbreiten. In Heimen ohne überwiegend pflegerische Betreuung und ohne dem Krankenhaus ähnliche medizinische Versorgung der Bewohner wurden genotypisch identische MRSA-Stämme bei Zimmernachbarn bisher nur selten gefunden. Die vom Robert Koch-Institut (RKI) herausgegebenen Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von MRSA sind für diese beiden Bereiche daher teilweise sehr diskrepant. Das Setting in Rehabilitationskliniken ist unter hygienischen Gesichtspunkten in vieler Hinsicht eher mit einer Arztpraxis oder einem Heim mit überwiegend selbständigen Bewohnern zu vergleichen als mit einem Akutklinikum. Für eine effektive und humane stationäre Rehabilitation von Patienten mit MRSA-Besiedlung wäre es wünschenswert, Bedingungen zu definieren, unter denen von der für Akutkliniken vorgeschriebenen strikten Isolationshygiene abgewichen werden kann, indem dann z. B. die RKI-Empfehlungen für Heime befolgt werden könnten. Mit dem Input einer Zusammenfassung der klinischen Relevanz von MRSA und eines Vergleiches der beiden teilweise identischen, teilweise aber sehr unterschiedlichen RKI-Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von MRSA wird im vorliegenden Artikel der Versuch unternommen, das hygienische Setting in der (insbesondere onkologischen) stationären Rehabilitation unter den genannten Aspekten zu charakterisieren. Es folgen eine Reihe von Empfehlungen zur MRSA-Hygiene in der stationären Rehabilitation, die sich je nach Risikoprofil teilweise an die RKI-Richtlinien für Krankenhäuser, teilweise auch an die Richtlinien für Heime anlehnen. Die Empfehlungen haben vorläufigen Charakter ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Wertigkeit einer Leitlinie. Sie sollen auf ein Problem fokussieren, das auch in Rehabilitationskliniken immer öfter auftritt. Sie können für die Praxis in der stationären Rehabilitation im Einzelfall eine wertvolle Hilfe darstellen, zumal es bisher keine Veröffentlichungen zum Thema MRSA-Hygiene gibt, die den Verhältnissen in der stationären Rehabilitation in differenzierter Weise gerecht werden.

Abstract

Infections and colonisations with methicillin resistant staphylococcus aureus (MRSA) are an in-creasing problem in German hospitals because they spread there more and more. In homes without predominant nursing care and without hospital-like medical care of the inhabitants, genotypically identical MRSA-strains are rarely found in room neighbours up to now. The recommendations on prevention and control of MRSA published by the Robert Koch-Institut (RKI) therefor are partially discrepant for these two fields. The setting in rehabilitation medical centres, from hygienic points of view, is in many respects similar to a medical practice or a home with predominantly independent inhabitants rather than to a hospital for patients with acute diseases. For an effective and humane stationary rehabilitation of patients with MRSA colonisation it would be desirable to define conditions under which the strict isolation-hygiene prescribed for acute hospitals could be deviated from, following e. g., the RKI recommendations for homes instead. With the input of a summary of the clinical relevance of MRSA and a comparison of both partly identical, partially however very different RKI-recommendations on prevention and control of MRSA the present article seeks to characterize the hygienic setting in (particularly oncological) stationary rehabilitation under the above aspects. A series of recommendations on MRSA hygiene in stationary rehabilitation follows, which depending on the risk profile involved is based partially on the RKI guidelines for hospitals, partially however, on the guidelines for homes. The recommendations have a preliminary character without claiming completeness or the rank of a guideline. They are intended to focus on a problem which arises more and more frequently also in rehabilitation centers. They can, in the individual case, provide a useful help for the practice in stationary rehabilitation particularly as there are no publications on the subject of MRSA hygiene so far which meet the circumstances in stationary rehabilitation in a different manner.

1 Dieser Artikel gibt den Inhalt eines Vortrags wieder, den der Erstautor am 27.4.2007 auf einer Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft für Krebsbekämpfung (ARGE) für Ärzte in Bad Gandersheim gehalten hat.

Literatur

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1 Dieser Artikel gibt den Inhalt eines Vortrags wieder, den der Erstautor am 27.4.2007 auf einer Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft für Krebsbekämpfung (ARGE) für Ärzte in Bad Gandersheim gehalten hat.

2 Siehe: www.mrsa-net.org (EUREGIO) „Häufig gestellte Fragen (FAQ)“

Korrespondenzadresse

Dr. Andreas Eichhorn

Rehabilitationsklinik Nordfriesland

Wohldweg 9

25826 St. Peter-Ording

Email: dr.eichhorn@hamm-kliniken.de