Pneumologie 2007; 61(9): 559
DOI: 10.1055/s-2007-991961
Pneumo-Fokus

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Passivrauchen - Menschen mit bronchialer Hyperreagibilität besonders gefährdet

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Publication Date:
16 October 2007 (online)

 
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Dass Rauchexposition Nichtraucher gefährdet, ist längst in aller Munde. Dass das langjährige Passivrauchen konkrete Atem-wegssymptome hervorruft und die Lungenfunktion beein-trächtigt, zeigte eine schweizerische Studie von Margaret W. Gerbase et al. Am J Respir Crit Care Med 2006; 174: 1125-1131

Im Rahmen der Swiss Study on Air Pollution and Lung Disease in Adults (SAPALDIA) wurden 1661 Nichtraucher 2-mal im Abstand von 11 Jahren untersucht - in den Jahren 1991 und 2002. Die Teilnehmer hatten niemals geraucht und wiesen zum Zeitpunkt der ersten Erhebung keine Atemwegssymptome auf. 1202 von ihnen gaben zu Beginn an, im letzten Jahr keinem Passivrauch ausgesetzt gewesen zu sein. 309 berichteten von einer regelmäßigen Rauchexposition zu Hause oder am Arbeitsplatz.

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Weitere Belege für die Notwendigkeit des Nichtraucherschutzes in der Öffentlichkeit - wie in der vorliegenden Studie - sollten eigentlich gar nicht mehr nötig sein (Bild: Avan Sidiq, Stuttgart).

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Bei langer Rauchexposition Dyspnoegefahr

Nach 11 Jahren konnten 87% der Teilnehmer erneut evaluiert werden. Etwa jeder 2., der bei der ersten Untersuchung noch eine aktuelle Rauchexposition zu Hause oder am Arbeitsplatz angegeben hatte, berichtete zu diesem Zeitpunkt nicht mehr von einer solchen Belastung, 9% der ursprünglichen Kohorte war auch zu diesem Zeitpunkt noch exponiert. Husten trat bei Passivrauchern signifikant häufiger auf als bei nicht rauchexponierten Studienteilnehmern, die Odds Ratio als Maß der Wahrscheinlichkeit für das Symptom lag bei 2,1 (95% Konfidenzintervall: 1,2-3,7; p = 0,01). Deutlicher noch waren diejenigen betroffen, die zu Beginn der Studie bereits eine bronchiale Hyperreagibilität (BHR) im Metacholin-Provokationstest gezeigt hatten. Bei ihnen wurde eine starke Assoziation zwischen Rauchexposition und der Entwicklung von Giemen, Husten, Dyspnoe und chronischer Bronchitis beobachtet. Statistisch signifikant war dieser Zusammenhang allerdings nur für die Dyspnoe (p < 0,01). Diejenigen, die zu Beginn eine BHR aufwiesen und über viele Jahre regelmäßig Tabakrauch ausgesetzt waren, hatten einen signifikant niedrigeren Quotienten FEV1/FVC (forciertes expiratorisches Einminutenvolumen zu forcierter Vitalkapazität; 72,9 ± 7,7 vs. 76,8 ± 6,1; p < 0,01) als die Teilnehmer, die weder hyperreagibel noch Rauch ausgesetzt waren. Derselbe signifikante Unterschied ergab sich auch bezüglich des Quotienten FEF25-75/FVC (forcierter expiratorischer Fluss zu forcierter Vitalkapazität; 56,1 ± 22,5 vs. 68,1 ± 21,6; p < 0,01).

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Fazit

Die Studie belegt einmal mehr: Passivrauchen führt zu Atemwegssymptomen und beeinträchtigt die Lungenfunktion. Je länger die Rauchexpositon anhält, umso deutlicher zeigen sich die Folgen. Besonders betroffen sind dabei Menschen mit bronchialer Hyperreagibilität, die möglicherweise bei Rauchexposition ein besonders hohes Risiko haben, chronische Atemwegserkrankungen zu entwickeln.

Friederike Klein, München

 
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Weitere Belege für die Notwendigkeit des Nichtraucherschutzes in der Öffentlichkeit - wie in der vorliegenden Studie - sollten eigentlich gar nicht mehr nötig sein (Bild: Avan Sidiq, Stuttgart).