Dialyse aktuell 2007; 11(1): 12
DOI: 10.1055/s-2007-985913
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Neu entdeckte Tumorantigene sollen Immunreaktion verstärken - Impfung gegen Nierenkrebs wird klinisch erprobt

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Publication Date:
08 August 2007 (online)

 
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Die Impfung gegen Krebs ist eine vielversprechende Therapieoption. Ihr Ziel ist, die körpereigene Abwehr gegen den Tumor zu verstärken. Ein Team um Prof. Stefan Stevanovic, Tübingen, hat Strukturen - sogenannte Tumorantigene - auf Nierenkrebszellen identifiziert, die zur Impfung gegen Nierentumoren eingesetzt werden. Erste klinische Studien mit diesen Antigenen laufen bereits. Die Deutsche Krebshilfe hat dazu erforderliche Forschungsarbeiten mit über 80 000 Euro gefördert.

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Körpereigene Abwehrreaktion gegen die Krebszellen verstärken

Das Immunsystem hat die Aufgabe, Krankheitserreger wie Viren, Bakterien und Pilze zu zerstören. Auch Krebszellen verraten sich gegenüber dem Immunsystem durch Eiweißmoleküle auf ihrer Oberfläche. Spüren Abwehrzellen diese Tumorantigene auf, lösen sie eine Immunreaktion im Körper aus. Im Idealfall kann das körpereigene Abwehrsystem den Krebs bekämpfen. "Die Immunantwort ist jedoch meist zu schwach, um die bösartigen Zellen effektiv zu vernichten", erklärt Stevanovic.

Die Tumorantigene lassen sich allerdings einsetzen, um die Abwehrreaktion gegen die Krebszellen zu erhöhen. Bei dieser Immuntherapie wird der Patient mit Tumorantigenen geimpft, die auch auf den Krebszellen in seinem Körper vorkommen. Auf diese Weise werden die krebsspezifischen Strukturen den Abwehrzellen vermehrt gezeigt. Dies kann die Immunreaktion erheblich verstärken.

"Es sind bereits viele Dutzend Tumorantigene bekannt, die zu einer Reaktion der T-Killerzellen gegen Krebs führen", erklärt Stevanovic. "Der große Vorteil der von uns entdeckten Tumorantigene ist, dass sie auch die T-Helferzellen aktivieren, von denen wir uns eine besonders effektive Immunreaktion versprechen."

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Erste Ergebnisse werden Ende 2007 erwartet

Der Tübinger Arbeitsgruppe ist es außerdem gelungen, den Bauplan dieser Tumorantigene aufzuschlüsseln. So können sie diese im Labor herstellen und für eine Immuntherapie einsetzen. Drei dieser Tumorantigene werden derzeit an der Klinik für Urologie unter der Leitung von Prof. Arnulf Stenzl in klinischen Studien als Impfstoff zur Immuntherapie bei Nierenzellkrebs erprobt.

"Dabei konnten wir bereits ein Ansprechen von T-Zellen in Patienten beobachten, ohne dass schwerwiegende Nebenwirkungen auftraten. Zudem ist die Impfung technisch einfach", erklärt Stevanovic. "Die tatsächliche Bedeutung für die klinische Praxis können wir jedoch erst nach einer Zwischenauswertung - voraussichtlich Ende 2007 - beurteilen". Diese Art der Immuntherapie könnte in Zukunft insbesondere dafür eingesetzt werden, um Tumorreste, die beispielsweise nach einer Operation noch im Körper sind, zu vernichten.

idw

 
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