B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2007; 23(4): 135
DOI: 10.1055/s-2007-981224
EDITORIAL

© Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

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EditorialH. Deimel
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Publication Date:
10 August 2007 (online)

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    Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    passend zum Beginn der Ferienzeit, die viele von Ihnen evtl. auch mit einem wohlverdienten Urlaub im Ausland verbinden werden, möchte ich mit diesem Schwerpunktheft zur „Bewegungs- und Sporttherapie im internationalen Raum” Ihren Blick auf einige der dortigen Bedingungen, Ausbildungsangebote, Konzepte oder Arbeitsfelder lenken. Im Zuge der zunehmenden Öffnung und Vernetzung der Arbeitswelt sowie der angestrebten stärkeren Vereinheitlichung von Ausbildungsgängen und -abschlüssen wird dieses Thema auch für unser Berufsfeld von wachsendem Interesse sein, um die damit verbundenen Chancen für Bewegungs- und Sporttherapeuten sichtbar zu machen und um ggf. beruflich im Ausland tätig werden zu können. Auf der universitären Ebene wird diese Entwicklung zur größeren Harmonisierung und Vergleichbarkeit von Studiengängen sowie der intensiven Zusammenarbeit mit ausländischen Universitäten durch den sog. Bologna-Prozess forciert; im Jahre 1999 wurden diese Reformen in Bologna auf der europäischen Bildungsministerkonferenz beschlossen. Die Umstellung bisheriger Studienabschlüsse zugunsten des Bachelor- oder Masterabschlusses sind u. a. Ausdruck dieser Entwicklung. Hiervon sind auch die sportwissenschaftlichen Studiengänge betroffen, wobei sich zunehmend mehr Universitäten den Bereichen Prävention, Gesundheitssport und Bewegungs- und Sporttherapie zuwenden. Insofern muss man auch kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass sich in Zukunft auf neu geschaffene oder frei werdende Therapeutenstellen wahrscheinlich auch vermehrt gut qualifizierte europäische Absolventen bewerben werden. Umgekehrt jedoch werden auch deutsche Absolventen ihren Arbeitsplatz im Ausland suchen, v. a. wenn das Studium ihnen ein Auslandssemester ermöglicht.

    An dieser Stelle möchte ich noch einen weiteren Gedanken anfügen: Soll das Konzept der Bewegungs- und Sporttherapie, wie es im DVGS e. V. verstanden und vertreten wird, über den deutschsprachigen Raum hinaus Verbreitung finden, ist es sinnvoll, die Mitgliedschaft auch für ausländische Absolventen zu öffnen, um ihnen Zugang zu den Fortbildungsangeboten zu ermöglichen bzw. qualitative Standards im europäischen Raum anzusteuern. Im Einzelfall ist dies schon geschehen. Vorstellbar wäre weiterhin die Gründung einer europäischen Sektion. Inwieweit jedoch eine Harmonisierung auf europäischem Niveau letztlich erreicht werden kann, bleibt kritisch abzuwarten; in der Unterschiedlichkeit von Konzepten und Ideen steckt andererseits ja auch eine Bereicherung.

    Dass ein Heft zu dieser Thematik nicht in der Lage sein wird, all die unterschiedlichen europäischen oder internationalen Bedingungen, Facetten und Besonderheiten im Präventions- und Rehabilitationsbereich abzudecken, dürfte einsichtig sein. Aus diesem Grund erfolgt in einer ersten Runde ein Blick auf unsere Nachbarländer Österreich, Schweiz und Spanien. Schon hier wird deutlich, dass sich alle drei Länder bezüglich der Ausbildungsmöglichkeiten oder der Verankerung der Bewegungs- und Sporttherapie im klinischen Bereich erheblich voneinander unterscheiden. Clemens Ley beschreibt die verschiedenen universitären Angebote in Spanien, die jedoch noch nicht in einem eigenständigen Berufsabschluss für unseren Bereich gemündet sind; dementsprechend steckt die Bewegungs- und Sporttherapie im klinischen Sektor dort noch in den Anfängen. In Österreich scheint dieser Bereich noch überwiegend von der Physiotherapie abgedeckt zu werden, wie die Untersuchung von Ruth Kleinagel zeigt - zumindest in der Psychiatrie! Hingegen findet sich in der Schweiz doch eine gute Positionierung durch akademisch ausgebildete Bewegungs- und Sporttherapeuten mit teilweise bewegungspsychotherapeutischen Weiterbildungen; ebenso weisen die personellen und organisatorischen Bedingungen (Patienten-Therapeuten-Relation, Supervisionsangebote, räumliche Bedingungen) auf einen guten Versorgungsstandard hin.

    In loser Folge sollen demnächst weitere Einblicke in verschiedene andere europäische Länder vorgenommen werden. Leser, die vielleicht selbst einige Zeit beruflich im Ausland tätig waren, möchte ich ermuntern, ihre Erfahrungen und Eindrücke darüber zu veröffentlichen. Die Redaktion wünscht sich aktive Mitglieder zur Gestaltung unserer Zeitschrift.

    In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erholsame Ferienzeit!

    Ihr Hubertus Deimel