Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211(4): 142-146
DOI: 10.1055/s-2007-960658
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Präkonzeptionelle Gesundheitsberatung und Beratung zur Wahl der Geburtsklinik als weitere Instrumente zur Verringerung von Frühgeburten

Preconceptional Health Promotion and Counselling Pregnant Women in Choosing their Obstetric Clinic as Further Tools in the Reduction of Preterm DeliveriesJ. W. Dudenhausen1 , K. Friese2 , W. Kirschner3
  • 1Klinik für Geburtsmedizin Charité, Campus Virchow Klinikum und Campus Benjamin Franklin, Berlin
  • 2Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe - Innenstadt / Großhadern, München
  • 3Forschung Beratung + Evaluation Berlin
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Publication History

2006

2007

Publication Date:
29 August 2007 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: An dem seit nunmehr sechs Jahren bestehenden Programm zur Verringerung von Frühgeburten in Deutschland - BabyCare - haben bisher über 100 000 Schwangere teilgenommen. Das Programm findet bei niedergelassenen Frauenärzten, Krankenkassen und den Schwangeren sehr hohe Akzeptanz. Die Evaluation der Geburtsergebnisse der Teilnehmerinnen im Vergleich zu den Perinataldaten in Niedersachsen zeigt wiederholt einen stabilen Rückgang der Frühgeburten. Eine weitere Reduktion der Frühgeburten erscheint uns durch eine zusätzliche präkonzeptionelle Gesundheits- und Ernährungsberatung möglich. Dieses Programm wird derzeit entwickelt und steht im Juni 2007 zur Verfügung. Ein weiterer Ansatzpunkt der Optimierung besteht in der zielgerichteten Beratung der Schwangeren zur Klinikwahl. Hierzu sind zunächst entsprechende Informationsmedien zu entwickeln. Methodik: Auswertung einer Stichprobe von 3 345 ärztlich dokumentierten Geburtsergebnissen von BabyCare-Teilnehmerinnen im Vergleich zu den kumulierten Perinataldaten in Niedersachsen der Jahre 2002 bis 2005 nach Kontrolle bzw. Gewichtung für Alter, Parität, Mehrlingsschwangerschaft und Schulbildung. Beispielhafte Ableitung präventiver Potenziale einer präkonzeptionellen Intervention und zusammenfassende Analyse der Probleme der Krankenhauswahl von Schwangeren. Ergebnisse: Teilnehmerinnen am BabyCare-Programm haben eine um 20 bis 25 % geringere Frühgeburtenrate als ein strukturgleiches Vergleichskollektiv. Eine zusätzliche präkonzeptionelle Gesundheits- und Ernährungsberatung kann prägravide Risiken gezielt senken und eröffnet ein weites Feld präventiver Maßnahmen, die nach epidemiologischer Datenlage Komplikationen im Verlauf der Schwangerschaft (u. a. Fehlbildungen, Fehl- und Frühgeburten) deutlich verringern können. Die gezielte Beratung zur Wahl der Geburtsklinik kann zusätzlich die Fehlallokation von Risikoschwangerschaften verringern. Schlussfolgerungen: Durch Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung, die das BabyCare-Programm umfasst, lässt sich die Zahl der Frühgeburten signifikant senken. Das Programm ist effektiv und effizient. Eine weiteres Potenzial zur Verringerung der Frühgeburten wird in einer präkonzeptionellen Gesundheits- und Ernährungsberatung gesehen, die derzeit erarbeitet wird. In der stärkeren Beratung zur Wahl der Geburtsklinik wird ein weiterer Ansatzpunkt zur Verringerung und / oder zum besseren Management von Komplikationen im Verlauf der späten Schwangerschaft und bei der Geburt gesehen.

Abstract

Background: More than 100 000 women have already participated in the given BabyCare programme. It is highly accepted by pregnant woman, gynaecologists as well as the health insurance companies co-operating. Evaluation of the birth outcomes is done annually in comparison with a given perinatal data base. We look for further tools to reduce preterm deliveries. Methods: Birth outcome is analysed based on a sample of 3 345 births documented by the gynaecologist controlled for age, parity, multiple gestation and education level. The preventive potentials of preconceptional interventions are exemplified and the given problems in the choice of obstetric clinics are summarized. Results: Women participating in the BabyCare programme have a rate of preterm birth which is 20 to 25 % lower than in the control group. Additional preconceptional health promotion can reduce pregravid risk factors and provides many opportunities for preventive measures, which may reduce the incidence of severe complications substantially. Targeted counselling the choice of a clinic will additionally provide support for women with high risk pregnancies and may lead to a further reduction of complications or rather to a better management of incident complications. Conclusions: Health and nutritional counselling in early pregnancy by the BabyCare programme leads to a stable, significant, effective and efficient reduction of preterm births. The additional preconceptional and antepartal measures may contribute to a further reduction of complications.

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  • 13 www.dkgev.de/pdf1473

1 Quelle BabyCare-Daten

2 Quelle: BabyCare-Daten

3 ebd.

J. W. Dudenhausen

Klinik für Geburtsmedizin Charité · Campus Virchow Klinikum und Campus Benjamin Franklin · Berlin

Augustenburger Platz 1

13353 Berlin

Email: joachim.dudenhausen@charite.de

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