Pneumologie 2008; 62(1): 1
DOI: 10.1055/s-2007-1012573
Pneumo-Fokus

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Allergologie - Erhöhtes Infektionsrisiko bei atopischer Dermatitis

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Publikationsdatum:
25. Januar 2008 (online)

 
Inhaltsübersicht

Eine hohe Prävalenz bakterieller oder viraler Infektionen ist für Patienten mit atopischer Dermatitis typisch. Verschiedene Faktoren können daran beteiligt sein. Sümegi et al. untersuchten, inwieweit das CD14/TLR-System - Teil der angeborenen Immunabwehr - bei diesen Infektionen eine Rolle spielt. Int Arch Allergy Immunol 2007; 143: 177-184

Mikrobielle Pathogene exprimieren verschiedene phylogenetisch konservierte Regionen (sogenannte PAMPs = Pathogen-associated molecular Patterns), die durch Interaktion mit den entsprechenden Rezeptoren eine Immunreaktion stimulieren. Zu diesen Pattern Recognition Receptors (PRRs) gehört auch die Gruppe der 10 Toll-like-Rezeptoren (TLR). TLR2 interagiert mit verschiedenen Komponenten gramnegativer und grampositiver Bakterien, TLR4 erkennt Lipopolysaccharide (LPS). Auch das Oberflächenmolekül CD14 gehört zu den PRRs. Sowohl die membrangebundene als auch die lösliche Form vermitteln die LPS-Erkennung. Sümegi et al. vermuteten deshalb, dass Veränderungen im CD14/TLR-System zur Infektanfälligkeit bei atopischer Dermatitis beitragen können. Das Blut von 30 Patienten und 56 Kontrollen wurde hinsichtlich der Rezeptoren TLR2, TLR4, CD180 und CD14 untersucht und die CD14-vermittelte Bakterienaufnahme der Leukozyten mittels Durchflusszytometrie bestimmt. Im Vergleich zu gesunden Kontrollen zeigte sich bei Patienten mit intrinsischer atopischer Dermatitis eine erhöhte Expression von TLR2 und TLR4 auf Monozyten, von TLR2 und CD14 auf Granulozyten sowie CD180 auf Lymphozyten.

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Atopische Dermatitis (AD). Patienten mit intrinsischer AD zeigen eine vermehrte CD14-Expression (Bild: Moll. Dermatologie. Thieme 2005).

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Bewertung

Nur in der Personengruppe mit intrinsischer atopischer Dermatitis konnten Unterschiede zu den gesunden Kontrollen festgestellt werden. Da aber die Anzahl der Infektionen zwischen intrinsischer und extrinsischer Erkrankungsgruppe nicht unterschiedlich ist, können die untersuchten Faktoren kaum eine Erklärung für das Infektionsrisiko liefern. Dennoch geben die Ergebnisse einen wichtigen Hinweis auf immunologische Veränderungen im Zusammenhang mit atopischer Dermatitis. Besonders interessant ist, dass sich - trotz erhöhter CD14-Expression - die prozentuale Bakterienaufnahme zwischen Patienten und gesunden Kontrollen nicht unterscheidet. Die gemessenen Veränderungen scheinen also eher Folge als Ursache des Krankheitsbildes zu sein.

Referiert und bewertet von Dr. Verena Liebers, Bochum

 
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Atopische Dermatitis (AD). Patienten mit intrinsischer AD zeigen eine vermehrte CD14-Expression (Bild: Moll. Dermatologie. Thieme 2005).