Zeitschrift für Palliativmedizin 2007; 8(4): 132
DOI: 10.1055/s-2007-1010993
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Öffentlichkeitsarbeit
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Fotoausstellung "Noch mal leben"

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Publication Date:
21 December 2007 (online)

 

"Ich habe ja nie vom Tod geträumt, sondern immer nur vom Leben", sagte Wolfgang Kotzahn wenige Tage vor seinem Tod. Er ist einer von 25 Porträtierten, deren Bilder vor und nach dem Sterben in der Fotoausstellung "Noch mal leben" zu sehen sind. Die Journalistin Beate Lakotta und der Fotograf Walter Schels baten unheilbar Kranke, sie in den letzten Tagen und Wochen begleiten zu dürfen. Aus diesen Begegnungen entstanden einfühlsame Porträts von Menschen, die ihrem Tod sehr nahe sind. Die großformatigen Schwarzweißfotografien werden durch Texte aus dem Leben der Menschen ergänzt.

Die Ausstellung wird seit 2004 in verschiedenen Städten Deutschlands und Europas präsentiert, zuerst im Dresdener Hygienemuseum. Der Palliativstützpunkt Oldenburg holte die Ausstellung im Sommer 2007 nach Oldenburg/Niedersachsen, wo sie im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen war. Schon die Vernissage übertraf mit 450 Besuchern alle Erwartungen. Insgesamt haben 15 000 Menschen aller Altersgruppen die Ausstellung während der 3 Monate gesehen. Der Palliativstützpunkt bereicherte die Ausstellung durch ein Begleitprogramm, u. a. mit Vorträgen, Lesungen, Musik und Diskussionsabenden. In 50 Führungen für Schulklassen, Hospizvereine und andere interessierte Gruppen wurden die Fotografien jeweils von einer Kunsthistorikerin und Akteuren aus der Hospiz- und Palliativbewegung vorgestellt und erläutert. In lokalen und überregionalen Zeitungen, im Rundfunk und Fernsehen fand die Ausstellung ein großes Echo.

Der Palliativstützpunkt Oldenburg, dem 6 Institutionen aus der Hospiz- und Palliativarbeit angehören, informierte in einem Nebenraum der Ausstellung über seine Arbeit und Angebote. In einem Gästebuch und an einer Litfasssäule konnten die Besucher ihren Gedanken und Eindrücken, Lob und Kritik, Botschaften und Gefühlen Ausdruck verleihen. Diese Zeilen, Bilder und Botschaften von Kindern bis zu Hochbetagten hinterlassen einen tiefen Eindruck für die Veranstalter im Nachklang der Fotoausstellung. Hier zeigt sich, wie sehr die Bilder und Texte den Betrachter berühren, welche Erinnerungen sie hervorrufen und vor allem: in welch achtsamer und wunderbarer Weise es Lakotta und Schels gelungen ist, das Thema Sterben und Tod für den Besucher zugänglich zu machen. Jede Effekthascherei oder Sensationslust bleibt außen vor - der Besucher hat die Freiheit, sich vom Ende des Lebens berühren zu lassen, ohne zu verzweifeln. Ihm wird in dieser Ausstellung weder Interpretation noch Botschaft aufgezwungen.

Edelgard Clavey, 67 Jahre, geb.: 29. Juni 1936, gest.: 4. Januar 2004, erstes Porträt am 5. Dezember 2003, Hamburger Hospiz im Helenenstift. - W. Schels und B. Lakotta begleiteten 25 schwer Kranke in den letzten Wochen ihres Lebens. Edelgard Clavey war eine von ihnen. (Bild: W. Schels)

Dies war der Grund, die Ausstellung erstmals in den Norden Deutschlands nach Oldenburg zu holen. Zum einen gelang es, in angemessener Art und Weise das Thema Sterben und Tod der Bevölkerung nahezubringen. Zum anderen bot die Ausstellung eine gute Möglichkeit für eine erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit der Institutionen und der engagierten Bürger in der Hospiz- und Palliativarbeit vor Ort. Es wurden Menschen erreicht, die sich ansonsten vielleicht nicht mit diesem Thema auseinandergesetzt hätten. Der öffentliche Ort des Landesmuseums war dabei sehr hilfreich. Die Besucherzahlen, das Presse-Echo und die persönlichen Rückmeldungen belegen den breiten Zuspruch.

Die Kosten für die Ausstellung sind moderat und durch Spenden lokaler Institutionen gut aufzubringen. Informationen zur Ausstellung erhalten Interessierte unter www.palliativstuetzpunkt.de und www.noch-mal-leben.de. Die Ausstellung ist in der nächsten Zeit in München, Hamburg und London zu sehen. Für Interessierte, die die Ausstellung nicht besuchen können, empfiehlt sich das Buch[1] der beiden Autoren, aus dem die Ausstellung hervorgegangen war. Wir möchten ausdrücklich dazu ermuntern, diese Ausstellung in Ihre Stadt zu holen, um viele Menschen für die Palliativmedizin und Hospizarbeit zu sensibilisieren.

Dr. Steffen Simon, Nina Scheve

Palliativstützpunkt Oldenburg

Literatur

  • 01 Scheis W . Lakotta B . Noch mal leben vor dem Tod. Wenn Menschen sterben. München: DVA 2004. 
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