Der Klinikarzt 2007; 36(1): 56
DOI: 10.1055/s-2006-959086
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Was tun bei Imatinibresistenz? - Neue, viel versprechende Option für Leukämiepatienten

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Publikationsdatum:
31. Januar 2007 (online)

 
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Im Schnitt entwickeln 15-25 % der Patienten mit einer chronisch myeloischen Leukämie (CML) in chronischer Phase im Verlauf einer Imatinibtherapie primäre und sekundäre Resistenzen. Bislang gab es für diese Patienten keine reelle Chance, die Krankheit in den Griff zu bekommen. Mit der Zulassung von Dasatinib (SprycelTM) besteht jetzt eine neue Option, die ihre Wirksamkeit in insgesamt fünf klinischen Studien belegt hat, so Dr. Rolf Linke vom Unternehmen Bristol-Myers Squibb aus München.

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Höhere Ansprechraten bei CML-Patienten mit Imatinibresistenz

Im Rahmen einer dieser Untersuchungen erhielten 101 CML-Patienten in chronischer Phase, die auf die bisherige Behandlung mit Imatinib in einer Dosis von 400-600 mg täglich resistent waren, 70 mg Dasatinib zweimal täglich. Die 49 Patienten der Kontrollgruppe wurden dagegen mit zweimal 400 mg Imatinib täglich behandelt.

Auf Dasatinib sprachen innerhalb von drei Monaten deutlich mehr Patienten zytogenetisch und hämatologisch an, und die guten Ansprechraten blieben über den gesamten Untersuchungszeitraum von 15 Monaten erhalten, berichtete Linke. Bei Studienende hatten 53 % der mit Dasatinib behandelten Patienten vollständig oder partiell zytogenetisch angesprochen, in der Vergleichsgruppe waren dies nur 33 %.

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Wirksam auch bei Bcr-Abl-Mutationen bei ALL

Viel versprechend ist der neue Thyrosinkinasehemmer auch in der Zweittherapie von Patienten mit Philadelphia-Chromosom-positiver akuter lymphatischer Leukämie (ALL). In der Regel bedingen hier spezifische Mutationen im Gen der Bcr-Abl-Tyrosinkinase die ausgeprägte Imatinibresistenz. Eine Erhöhung der Imatinibdosis bringt in diesen Fällen jedoch kaum etwas, sagte Prof. Oliver Ottmann, Frankfurt am Main. Dasatinib hingegen ist bei den meisten dieser Mutationen wirksam.

Der hohe Nutzen zeigte sich zum Beispiel in zwei Phase-II-Studien, an denen die Universitätsklinik Frankfurt mit 35 Patienten beteiligt war. 33 der Patienten wiesen eine Imatinibresistenz auf. Von 30 untersuchten Patienten sprachen 15 auf die Therapie mit Dasatinib (70 mg zweimal täglich) hämatologisch an, zwölf davon vollständig, berichtete Ottmann. 38 % der Patienten zeigten eine komplette zytogenetische Remission.

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Kontrollierbare Nebenwirkungen

Hauptnebenwirkungen der Dasatinibtherapie sind Zytopenien, berichtete Link, zum Teil auch vom Grad III oder IV. Mit einer Dosisreduktion auf zweimal 50 oder 40 mg täglich sei es jedoch möglich die Toxizität zu verringern. Die häufigsten nichthämatologischen Nebenwirkungen sind Ödeme, Magen-Darm-Beschwerden sowie Kopfschmerzen und Erschöpfungszustände.

Roland Fath, Frankfurt

Quelle: Zulassungspressekonferenz Dasatinib, veranstaltet von der Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA, München