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DOI: 10.1055/s-2006-959083
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Wenn die Arthrose am Gelenk nagt ... - Zielgerichtete Schmerztherapie mit neuem COX-2-Hemmer
Publication History
Publication Date:
31 January 2007 (online)
- Ein besonderes Coxib
- Signifikant weniger Ulkuskomplikationen
- Kein Anstieg des kardiovaskulären Risikos
- Individuelles Risikoprofil ist entscheidend
- Literatur
Bei der medikamentösen symptomorientierten Therapie von aktivierten Arthrosen geht es um die Schmerzreduktion und die Entzündungshemmung. An nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) kommt man also in der Praxis kaum vorbei, muss dabei aber all ihre kardiovaskulären und gastrointestinalen Probleme im Blick behalten. Mit der Zulassung von Lumiracoxib (Prexige®), einem neuen selektiven Hemmstoff der Cyclooxygenase 2 (COX 2) gibt es seit Anfang Januar eine interessante Alternative.
Denn Lumiracoxib verbindet eine effektive Schmerzreduktion mit einer guten gastrointestinalen und kardiovaskulären Verträglichkeit. Im direkten Vergleich zu einer Celecoxibtherapie (200 mg) war Lumiracoxib in einer einmal täglichen Dosierung von 100 mg ebenso wirksam, was die Schmerzlinderung und die Funktionsverbesserung der betroffenen Gelenke betraf [3]. Zugelassen ist Lumiracoxib derzeit in zwei Indikationen: zur Behandlung von Symptomen bei aktivierter Arthrose des Knie- und des Hüftgelenks.
#Ein besonderes Coxib
"Das Besondere an Lumiracoxib ist seine Molekularstruktur, die von den gängigen COX-2-Hemmern abweicht", konstatierte Burmester. Denn dadurch werde der Wirkstoff schnell aus dem Blutplasma eliminiert und rasch vom entzündeten Gewebe aufgenommen. "Man erhält so praktisch eine Anreicherung von Lumiracoxib im entzündeten Gelenk", so Burmester. Dies macht eine Dosierung von 100 mg am Tag möglich. Außergewöhnlich ist auch die enorme Datenmenge, die bereits vor der Zulassung des neuen COX-2-Hemmers erhoben wurde. Allein in der TARGET[1]-Studie ([1], [2]) haben weltweit 18000 Patienten teilgenommen - eine Vergleichsstudie, die Lumiracoxib (400 mg einmal täglich) mit Naproxen (500 mg zweimal täglich) und Ibuprofen (800 mg dreimal täglich) verglich.
#Signifikant weniger Ulkuskomplikationen
"In TARGET konnte erstmals das primäre Zielkriterium 'signifikante Reduktion von Ulkuskomplikationen' unter einem COX-2-Hemmer erreicht werden", betonte Burmester - und das, obwohl Lumiracoxib mit einer Tagesdosis von 400 mg relativ hoch dosiert war. So sank die Rate gastrointestinaler Blutungen unter Lumiracoxib um 79 %, wenn die Patienten nicht gleichzeitig Acetylsalicylsäure (ASS) eingenommen hatten (p < 0,0001). Unter einer zusätzlichen ASS-Behandlung war der Unterschied mit 21 % allerdings deutlich geringer und nicht mehr signifikant (p = 0,4876). Besonders profitierten dagegen ältere Patienten (> 65 Jahre).
Interessanterweise öffnet sich die Schere zwischen den Studienarmen schon früh: Ab dem 18. Behandlungstag war der Unterschied signifikant. "Das ist durchaus relevant", betonte Burmester, "denn NSAR-bezogene gastrointestinale Komplikationen treten zum Teil sehr früh auf!"
#Kein Anstieg des kardiovaskulären Risikos
Erfreulich ist die Datenlage auch bezüglich des kardiovaskulären Risikos. Die kumulative kardiovaskuläre Ereignisrate (Myokardinfarkt, Schlaganfall, Herztod) unterschied sich zwischen den beiden Studienarmen nicht signifikant (p = 4543; 1) - jedoch bestand ein signifikant günstigeres Blutdruckprofil.
Auch wenn man Naproxen und Lumiracoxib direkt vergleicht, zeigt sich nur ein geringfügiger numerischer Anstieg in der Zahl der Myokardinfarkte (0,38 versus 0,21%, p = 0,1471). Interessant ist dies, da Naproxen zumindest bei regelmäßiger Einnahme eine Plättchenaggregationshemmung zu induzieren scheint, weswegen für diese Substanz sogar ein geringer kardioprotektiver Effekt diskutiert wird, erklärte Burmester.
#Individuelles Risikoprofil ist entscheidend
Trotz dieser beruhigenden Studienergebnisse bleibt das Ziel der Schmerztherapie, Analgetika so niedrig dosiert und so kurz wie möglich einzusetzen, betonte Burmester. Denn gerade bei Arthrosepatienten müsse man den Schmerz über einen langen Zeitraum unter Kontrolle halten. Darüber hinaus müsse man natürlich das individuelle Risikoprofil der Patienten im Auge behalten und sich an den Restriktionen der europäischen Arzneimittelbehörde EMEA bezüglich der Gabe von nichtsteroidalen Antirheumatika und Coxiben orientieren. "Wir geben allen Patienten vorab einen Fragebogen, in dem wir Informationen über eine Blutdrucktherapie, eine bestehende Angina pectoris oder ähnliches abfragen", riet Burmester. "Dann liegt uns von vorneherein ein Risikoprofil vor!"
Stephanie Schikora, Stuttgart
Quelle: "Einführungspressekonferenz "Schmerz im Visier: Zielgerichtete Arthrosetherapie mit Prexige®", veranstaltet von der Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
#Literatur
-
01
Farkouh ME .
et al .
Lancet.
2004;
346 (9435)
675-684
-
02
Schnitzer TJ .
et al .
Lancet.
2004;
364 (9435)
665-674
-
03
Sheldon E .
et al .
Clin Ther.
2005;
27 (1)
64-77
1 Therapeutic Arthritis Research and Gastrointestinal Event Trial
Literatur
-
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02
Schnitzer TJ .
et al .
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665-674
-
03
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2005;
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1 Therapeutic Arthritis Research and Gastrointestinal Event Trial