Pneumologie 2006; 60(11): 658
DOI: 10.1055/s-2006-956978
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Asthma bronchiale bei Kindern - Natürlicher Krankheitsverlauf durch inhalative Steroide nicht beeinflusst

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Publication Date:
16 November 2006 (online)

 
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In der von Bisgaard et al. vorgelegten monozentrischen, randomisierten, plazebokontrollierten, prospektiven Doppelblindstudie wurde die Annahme geprüft, dass vor der Entwicklung chronisch-intermittierender Atemwegssymtome im Sinne eines Asthma bronchiale eine Episode mit wiederholten Phasen von asthmaähnlichen Symptomen wie beispielsweise Giemen, (Belastungs-)Dyspnoe und Husten liege und dass die Behandlung mit inhalativen Steroiden in dieser Phase die Manifestation des Asthma bronchiale verzögern bzw. verhindern könne. N Engl J Med 2006; 354:1998-2005

Eingeschlossen wurden 411 Kinder im Alter von einem Monat, deren Mütter an Asthma bronchiale litten und schon während der Schwangerschaft der Studie zugestimmt hatten. Trat erstmals eine 3-tägige Episode von Atemwegssymptomen auf, so wurden die Kinder randomisiert einer der beiden Behandlungs-gruppen zugeteilt: 151 Kinder erhielten für 2 Wochen Budesonid 400 µg/d inhalativ und 150 Kinder wurden mit Plazebo behandelt. Die Eltern wurden angewiesen, beim Auftreten von Atemwegssymptomen für mehr als 3 Tage jeweils eine 2-wöchige Therapiephase zu beginnen und das Studienzentrum innerhalb von 24 Stunden aufzusuchen. Die Beobachtung erfolgte über 3 Jahre.

Der Anteil von symptomfreien Tagen unterschied sich in den beiden Behandlungsgruppen nicht. Auch bezüglich des Anteils von Kindern, die chronisch(-intermittierende) Atemwegssymptome oder akutes schweres Asthma bronchiale entwickelten, ergaben sich keine Unterschiede (24% in der Budesonid-Gruppe vs. 21% in der Plazebo-Gruppe). Die Dauer der Atemwegssymptome lag in beiden Gruppen jeweils bei durchschnittlich 10 Tagen. Nach 3 Jahren zeigte die Behandlung keinen Einfluss auf die Körpergröße und die Knochendichte der Kinder.

Die Autoren folgern, dass die intermittierende Gabe von inhalativen Steroiden bei Kindern ab dem Säuglingsalter bis zum dritten Lebensjahr keine Wirkung auf die Manifestation chronisch-intermittierender Atemwegssymptome im Sinne eines Asthma bronchiale habe und auch kurzfristig kein Benefit dieser Behandlung nachweisbar sei.

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Kommentar

Ebenso wie die Studie von Guilbert et al. (N Engl J Med 2006; 354: 1985-1997) deuten auch diese Daten darauf hin, dass der natürliche Verlauf der Krankheitsmanifestation eines Asthma bronchiale durch die Verwendung von inhalativen Steroiden nicht verändert wird. Im zugehörigen Editorial betonen D. R. Gold und A. L. Fuhlbrigge, Boston/USA, dass die fehlende Symptombesserung durch die inhalativen Steroide auf der starken Heterogenität der Patientengruppe beruhen könnte, da nicht die Schwere der Symptomatik, sondern allein die mütterliche Asthma-Erkrankung Einschlusskriterium war.

Referiert und bewertet von H. Biller, Freiburg