Pneumologie 2006; 60(10): 592
DOI: 10.1055/s-2006-956976
Pneumo-Fokus

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Pädiatrische Epidemiologie - Kinder durch Passivrauchen erheblich gefährdet

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Publication Date:
15 November 2006 (online)

 
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Sowohl pränatales als auch postnatales Passivrauchen ist mit respiratorischen Symptomen und Asthma in der Kindheit assoziiert, der Einfluss auf die Lungenfunktionsgrößen ist bisher jedoch weniger bekannt. Moshammer et al. untersuchten den relativen Einfluss der pränatalen und postnatalen Rauch-Exposition auf die Lungenfunktionsgrößen bei Kindern im Grundschulalter. Am J Respir Crit Care Med 2006; 173: 1255-1263

Es wurden insgesamt 20 000 Kinder (6 bis 12 Jahre) aus 9 verschiedenen Ländern aus Europa und Nordamerika untersucht. Die Daten über die Rauch-Exposition wurden mithilfe von Fragebögen erhoben, Spirometer-Messungen erfolgten nach den Richtlinien der American Thoracic Society und European Respiratory Society. In den Ergebnissen zeigte sich, dass Rauchen während der Schwangerschaft mit einer Abnahme der Lungenfunktion korrelierte. Die Abnahme in der Spirometrie lag zwischen 1% bei der FEV1 und bis 6% bei dem maximalen exspiratorischen Fluss bei einer verbliebenen Vitalkapazität von 25% (MEF25). Ein um 4% verringerter maximaler mittlerer exspiratorischer Fluss (MMEF) ging mit einem um 40% erhöhten Risiko für eine schlechtere Lungenfunktion (anhand der MMEF <75% des Solls) einher. Die Ergebnisse der Kinder, die passiv mitrauchten, fielen weniger deutlich aus, waren mit einer Abnahme der Messgrößen zwischen einem halben Prozent bei der FEV1 und 2% bei der MEF50 jedoch messbar.

Zusammenfassend zeigt sich, dass das Passivrauchen ein Risikofaktor für eine schlechtere Lungenfunktion darstellt und ein ernst zu nehmendes Problem für die Gesundheit in der Kindheit und auch der Gesamtbevölkerung ist. Besonders betroffen sind die Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft rauchen. Aber auch bei der noch höheren Anzahl der Kinder, die postnatal passiv rauchen, zeigte sich eine Reduktion in der Lungenfunktion.

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Passives Rauchen während und auch nach der Schwangerschaft beeinträchtigt die Lungenfunktion der Kinder erheblich (Bild: Archiv).

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Bewertung

Die Studie wird in einem zugehörigen Editorial (Am J Respir Crit Care Med 2006; 173: 1184-1185) von M. D. Eisner und F. Forastiere kommentiert: Die Arbeit von Moshammer et al. lieferte einen eindeutigen Nachweis über die Gesundheitsgefährdung durch Tabakrauch auf das nähere Umfeld, insbesondere der Schädigung an Kindern. Aus vielen Studien ist bekannt, dass Tabakrauch allgemein sehr gesundheitsschädigend ist. Die aktuelle Arbeit zeigt jedoch eindrucksvoll, dass Kinder während der Schwangerschaft besonders gefährdet sind, aber auch im Anschluss an die Geburt das Passivrauchen zu einer Lungenfunktionsschädigung führt. In den bisher bekannten Studien konnten diese beiden Faktoren bisher nicht getrennt voneinander beurteilt werden. Diese Studie sollte einmal mehr ins Gedächtnis rufen, dass mit den Kindern der anfälligste Bevölkerungsteil noch mehr vor den Gefahren des Tabakrauchs geschützt werden muss. Zum einen in der Öffentlichkeit, aber es ist mindestens genauso wichtig, sie vor diesen Noxen in der häuslichen Umgebung zu schützen.

Referiert und bewertet von J. H. Storre, Freiburg

 
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Passives Rauchen während und auch nach der Schwangerschaft beeinträchtigt die Lungenfunktion der Kinder erheblich (Bild: Archiv).