Zeitschrift für Phytotherapie 2006; 27(5): 243
DOI: 10.1055/s-2006-956528
Praxis
Expertenrat
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Expertenrat - Gibt es ein Arzneimittel oder eine Diät bei Parkinson mit Bohnen? Diese Kost soll angeblich Dopamin enthalten, was bei Parkinson nützlich wäre

U. Rothe, J. Schwarzbeck, W. Wilczek
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Publication Date:
07 December 2006 (online)

Levodopa ist als Inhaltsstoff in verschiedenen Bohnensorten enthalten. Bekannt sind v.a. Vicia faba (Ackerbohne, Saubohne, Dicke Bohne) und Mucuna pruriens (Juck- oder Samtbohne) [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7]. Beide Pflanzen werden über das Internet als natürliche Alternative für Parkinson-Patienten propagiert. Im Jahre 2000 wurde über die Wirkung der L-Dopa-haltigen Vicia faba berichtet: Bei acht Patienten wurde in einer nicht kontrollierten Studie die Wirkung von 3u250 g gekochter Bohnen geprüft. Es wurde über eine Verlängerung der »On«-Zeiten berichtet [4]. In zwei älteren Studien konnte nach Einnahme von Vicia faba ein Anstieg der Levodopa-Plasmaspiegel und eine Verbesserung der Parkinson-Symptomatik festgestellt werden [6] [7]. Beweise für eine ausreichende Wirksamkeit fehlen bis heute. Diese Daten bedürfen einer Überprüfung in einer kontrollierten Studie [5].

Mucuna pruriens wird in der traditionellen indischen Medizin bereits seit langem als Parkinsonmedikament eingesetzt. Mittlerweile ist bekannt, dass Mucuna pruriens einen hohen Gehalt an L-Dopa (2-5 %) besitzt [1]. Eine Wirksamkeit wurde in einem Parkinsonmodell an Ratten gezeigt, wobei hier 2,5 g M.-pruriens-Endokarp wirksamer waren als 125 mg L-Dopa [1]. Bewertbare klinische Studien am Menschen wurden von uns in einer umfangreichen Recherche nicht gefunden. Pharmavista verweist auf eine Anwendungsbeobachtung bei 18 Patienten, die jedoch mit einem ayurvedischen Kombipräparat behandelt wurden und damit für eine Bewertung nicht in Frage kommt [2]. In Europa sind noch keine Präparate auf dem Markt; in Indien wurde das Bohnenpulver HP200 unter dem Namen »Zandopa« registriert [1] [3].

Abb. 1 Die Juckbohne (Mucuna pruriens; Fabaceae) ist eine Liane, die in den Tropen weit verbreitet ist

Literatur

  • 1 Hussain G, Manyamw BV. Mucuna pruriens proves more effective than L-DOPA in Parkinson's disease animal model.  Phytother Res. 1997;  11 419-423
  • 2 Nagashayana N, Sankarankutty P. et al. . Association of L-DOPA with recovery following Ayurveda medication in Parkinson's disease.  J Neurol Sci. 2000;  176 124-127
  • 3 Homepage Pharmavista; Mucuna Pruriens: Bohne gegen Parkinson.  http://www.pharmavista.ch/indexD.htm?http://www.pharmavista.ch/news/PVP/0000749D.htm . 2005; 
  • 4 Parkinson Schweiz (in der Schweiz tätige, gemeinnützige Organisation im Dienste Parkinsonbetroffener): Alternative Behandlungsmethoden bei Morbus Parkinson.  http://www.parkinson.ch/de/docs/75_AlternativeBehandlung.pdf . 2005; 
  • 5 Medline-Recherche. 2005; 
  • 6 Rabey JM, Vered Y, Shabtai H. et al. . Broad bean (Vicia faba) consumption and Parkinson's disease.  Adv Neurol. 1993;  60 681-684
  • 7 Rabey JM, Vered Y, Shabtai H, Graff E, Korczyn AD. Improvement of parkinsonian features correlate with high plasma levodopa values after broad bean (Vicia faba) consumption.  J Neurol Neurosurg Psychiatry. 1992;  55 725-727

U. Rothe
J. Schwarzbeck
Dr. W. Wilczek

Apotheke des Klinikums der Universität Regensburg

Franz-Josef-Strauß-Allee 11

93053 Regensburg

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