Pneumologie 2006; 60(9): 528
DOI: 10.1055/s-2006-951436
Pneumo-Fokus

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lungenfibrose - CCL18 klinisch relevant

Further Information

Publication History

Publication Date:
27 September 2006 (online)

 
Table of Contents

Lungenfibrose ist einer medikamentösen Therapie oft nur schwer zugänglich. Alveolarmakrophagen werden als zentrale Zellen bei der Pathogenese der Lungenfibrose angesehen, wobei man derzeit von einer "alternativen Aktivierung“ der Alveolarmakrophagen bei Lungenfibrose ausgeht. Es ist bislang jedoch noch ungeklärt, wie im Detail Alveolarmakrophagen zur Pathogenese der Lungenfibrose beitragen und welche Botenstoffe daran beteiligt sind. Am J Respir Crit Care Med 173; 2006: 781-792

Chemokine sind eine Gruppe der Zytokine, welche Leukozyten chemotaktisch an den Ort der Entzündung rekrutieren. Deshalb wird den Chemokinen eine entscheidende Rolle bei der aktiven Entstehung von Lungenerkrankungen wie der Lungenfibrose zugeschrieben. Prasse et al. untersuchten den Einfluss eines neuen Chemokins, Pulmonary and activation-regulated chemokine (PARC) oder CC chemokine ligand 18 (CCL18), bei der Pathogenese der Lungenfibrose. Die Autoren untersuchten Alveolarmakrophagen aus der bronchoalveolären Lavage (BAL) von Patienten mit verschiedenen Lungenerkrankungen, welche häufig mit Lungenfibrose einhergehen: IPF (idiopathische pulmonale Fibrose), Sarkoidose und exogene allergische Alveolitis (EAA) im Vergleich zu gesunden Kontrollprobanden. Die Expression von CCL18 wurde mittels RT-PCR, In-situ-Hybridisierung, Durchflusszytometrie und Immunhistochemie auf mRNA und Protein-Ebene untersucht. Außerdem analysierten sie in vitro die Rolle von CCL18 bei der Interaktion von Alveolarmakrophagen mit Fibroblasten bzw. Kollagen.

Die Zellen aus der BAL von Patienten mit Lungenfibrose hatten eine signifikant höhere Spontanproduktion von CCL18 im Vergleich zu Kontrollprobanden. CCL18-Spiegel korrelierten dabei negativ mit restriktiven Lungenfunktionsparametern der Patienten, was auf eine klinische Relevanz von CCL18 bei der Lungenfibrose hindeutet. In vitro fand man, dass die Ko-Kultur von Alveolarmakrophagen mit Lungenfibroblasten und/oder Kollagen die CCL18-Produktion steigerte.

Zoom Image

Lungenfibrose unbekannter Ätiologie. Eine Überproduktion von CCL18 scheint einen großen Einfluss auf die Pathogenese zu haben (Bild: Thieme Archiv).

#

Bewertung

Diese Befunde weisen darauf hin, dass eine Überproduktion von CCL18 eine entscheidende Rolle bei der Pathogenese der Lungenfibrose spielen könnte. Die Autoren folgern, dass es bei der Lungenfibrose zu einem perpetuierenden Feedback-Mechanismus komme: Th2-Zytokine stimulieren die CCL18- Produktion in Alveolarmakrophagen. CCL18 stimuliert wiederum die Kollagen-Produktion von Lungenfibroblasten. Benachbarte Alveolarmakrophagen binden das produzierte Kollagen, was wiederum zu einer verstärkten CCL18-Produktion führt. Die Blockierung von CCL18 stellt möglicherweise einen neuen Ansatz zur Therapie der Lungenfibrose dar.

Referiert und bewertet von D. Hartl, München

 
Zoom Image

Lungenfibrose unbekannter Ätiologie. Eine Überproduktion von CCL18 scheint einen großen Einfluss auf die Pathogenese zu haben (Bild: Thieme Archiv).