Pneumologie 2006; 60(9): 537-538
DOI: 10.1055/s-2006-944236
Pneumologische Bilder
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Pulmonales Hamartom - seltene Ursache für rezidivierenden pulmonalen Infekt unter Immunsuppression

Pulmonary Hamartoma - A Rare Cause of Recurrent PneumoniaH.-J.  Seyfarth1 , S.  Hammerschmidt1 , C.  Gessner1 , T.  Gradistanac2 , H.  Wirtz1
  • 1Abteilung Pneumologie der Universität Leipzig (Leiter: Prof. Dr. med. H. Wirtz)
  • 2Institut für Pathologie der Universität Leipzig (Direktor: Prof. Dr. med. C. Wittekind)
Weitere Informationen

Dr. Hans-Jürgen Seyfarth

Medizinische Universitätsklinik I

Johannisallee 32, 04103 Leipzig

eMail: seyh@medizin.uni-leipzig.de

Publikationsverlauf

eingereicht 2. 5. 2006

akzeptiert 29. 5. 2006

Publikationsdatum:
27. September 2006 (online)

Inhaltsübersicht

Ein 49-jähriger Patient stellte sich mit Reizhusten, Belastungsdyspnoe und Fieber zu einer Nachsorgeuntersuchung 5 Monate nach Herztransplantation wegen ischämischer Kardiomyopathie vor. Bei klinisch und röntgenologisch gestütztem Verdacht auf einen bronchopulmonalen Infekt wurde unter Berücksichtigung der Immunsuppression eine antibiotische Therapie eingeleitet. Im Verlauf rezidivierte der Infekt, Reizhusten und Dyspnoe persistierten. Mit dieser Befundkonstellation wurde der Patient vorgestellt.

Bei der Auskultation fiel ein in- und exspiratorischer Stridor über dem rechten Mittelfeld auf. Die Lungenfunktion zeigte eine Einschränkung der Vitalkapazität, eine relative Überblähung, verminderte endexspiratorische Flüsse und einen erhöhten Atemwegswiderstand bei Ruheatmung. Laborchemisch war neben einer Anämie und erhöhten Retentionsparametern ein C-reaktives Protein von 38 mg/l auffällig. Im nativ durchgeführten Computertomogramm des Thorax stellte sich eine nach dorsal konvexe, sichelförmige Einengung des Unterlappenbronchus rechts dar ([Abb. 1]).

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Abb. 1 Computertomographie des Thorax.

Während der Bronchoskopie fand sich als Korrelat der Bildgebung ein polypöser Tumor, der den rechten Unterlappenbronchus nahezu komplett verschloss ([Abb. 2] a). Die Ostien zum Mittellappen und zu RB6 erschienen unbeeinträchtigt. Die histologische Aufarbeitung der Biopsie des Polypen erbrachte keinen Hinweis für Malignität - Bronchialschleimhaut mit chronischer Entzündung und einer Plattenepithelmetaplasie wurde beschrieben. Es bestand der Verdacht, dass es sich bei diesem endobronchialen Tumor um einen Granulationsgewebspolypen handelt.

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Abb. 2 Endobronchialer Befund vor der Abtragung des Polypen (a); mit LASER-Faser (b); Entfernung des Polypen in toto - Zange mit Polyp hier in der Trachea (c); Aspekt 3 Tage nach Abtragung des Polypen (d).

Daraufhin wurde in einer zweiten Bronchoskopie nach Sedierung und Intubation der Polyp mit dem Nd-YAG-LASER im contact mode (Einzelenergie 5 Watt, Gesamtenergie 270 Watt) herausgeschnitten ([Abb. 2] b, c). In der histologischen Untersuchung stellte sich der in toto geborgene Polyp als pulmonales Hamartom dar ([Abb. 3] a, b). Die bronchoskopische Kontrolluntersuchung wenige Tage später zeigte bereits eine reizlose, glatte Abtragungsstelle ([Abb. 2] d). Die Beschwerden sistierten, die Lungenfunktion besserte sich.

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Abb. 3 Histologische Darstellung: des gesamten pulmonalen Hamartoms (a) eines Ausschnittes (b, Pfeile: Fettgewebe bzw. Knorpel).

Das pulmonale Hamartom ist der häufigste der insgesamt seltenen benignen pulmonalen Tumoren. Die endobronchiale Manifestation ist eine Rarität. Ein multilokuläres Vorkommen ist möglich [1] [2]. Die Symptome reichen von Reizhusten über Dyspnoe und rezidivierende Infekte bis hin zu Hämoptysen [3]. Die wenigen in der Literatur beschriebenen, ähnlich gelagerten Fälle mündeten häufig in eine Lobektomie [4] [5]. Retrospektiv ist der Polyp in der präoperativen CT zu sehen, die Frage, wie lange das pulmonale Hamartom bereits in dieser Ausprägung bestand, muss offen bleiben. Die Bronchoskopie gehört nicht zu den vorbereitenden Untersuchungen vor einer Herztransplantation, sollte aber bei unklarer respiratorischer Symptomatik durchgeführt werden.

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Literatur

  • 1 Ribet M, Jaillard-Thery S, Nuttens M C. Pulmonary hamartoma and malignancy.  J Thorac Cardiovasc Surg. 1994;  107 611-614
  • 2 Laroche C M, Stewart S, Wells F. et al . Multiple recurrent intrapulmonary and endobronchial mesenchymomas (hamartomas).  Thorax. 1993;  48 572-573
  • 3 Sharkey R A, Mulloy E M, O'Neil S. Endobronchial hamartoma presenting as massive haemoptysis.  Eur Respir J. 1996;  9 2179-2180
  • 4 Kurkcuoglu I C, Demircan S, Kurul I C. et al . Endobronchial lipomatous hamartoma.  Asian Cardiovasc Thorac Ann. 2005;  13 372-373
  • 5 Yilmaz S, Ekici A, Erdogan S. et al . Endobronchial lipomatous hamartoma: CT and MR imgaging features (2004 : 5b).  Eur Radiol. 2004;  14 1521-1624

Dr. Hans-Jürgen Seyfarth

Medizinische Universitätsklinik I

Johannisallee 32, 04103 Leipzig

eMail: seyh@medizin.uni-leipzig.de

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Literatur

  • 1 Ribet M, Jaillard-Thery S, Nuttens M C. Pulmonary hamartoma and malignancy.  J Thorac Cardiovasc Surg. 1994;  107 611-614
  • 2 Laroche C M, Stewart S, Wells F. et al . Multiple recurrent intrapulmonary and endobronchial mesenchymomas (hamartomas).  Thorax. 1993;  48 572-573
  • 3 Sharkey R A, Mulloy E M, O'Neil S. Endobronchial hamartoma presenting as massive haemoptysis.  Eur Respir J. 1996;  9 2179-2180
  • 4 Kurkcuoglu I C, Demircan S, Kurul I C. et al . Endobronchial lipomatous hamartoma.  Asian Cardiovasc Thorac Ann. 2005;  13 372-373
  • 5 Yilmaz S, Ekici A, Erdogan S. et al . Endobronchial lipomatous hamartoma: CT and MR imgaging features (2004 : 5b).  Eur Radiol. 2004;  14 1521-1624

Dr. Hans-Jürgen Seyfarth

Medizinische Universitätsklinik I

Johannisallee 32, 04103 Leipzig

eMail: seyh@medizin.uni-leipzig.de

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Abb. 1 Computertomographie des Thorax.

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Abb. 2 Endobronchialer Befund vor der Abtragung des Polypen (a); mit LASER-Faser (b); Entfernung des Polypen in toto - Zange mit Polyp hier in der Trachea (c); Aspekt 3 Tage nach Abtragung des Polypen (d).

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Abb. 3 Histologische Darstellung: des gesamten pulmonalen Hamartoms (a) eines Ausschnittes (b, Pfeile: Fettgewebe bzw. Knorpel).