Pneumologie 2006; 60(4): 212
DOI: 10.1055/s-2006-939796
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Nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom - Zweit- oder Drittlinientherapie mit Gefitinib führt nicht zu Überlebensvorteilen

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03 April 2006 (online)

 
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In 80% der Lungenkrebsfälle liegt ein nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom (NSCLC) vor. Bei Patienten, deren Tumor nicht auf eine Chemotherapie anspricht, sind die Therapiemöglichkeiten begrenzt. Mit Gefitinib, einem Inhibitor des "Epidermal Growth Factor Receptor" (EGFR), der in NSCLC häufig überexprimiert wird, steht eine neue Therapieoption zur Verfügung. Nach ermutigenden Ergebnissen von 2 großen Phase-II-Studien fiel die nun veröffentlichte Phase-III-Studie enttäuschend aus.

An der ISEL ("Iressa Survival Evaluation in Lung Cancer")-Studie, die N. Thatcher et al. an 210 Zentren in 28 Ländern durchführten, nahmen 1692 Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC teil, die auf ihre letzte Chemotherapie nicht angesprochen bzw. diese nicht vertragen hatten (Lancet 2005; 366: 1527-1537). Zusätzlich zur optimalen Supportivtherapie erhielten die Teilnehmer 2:1 randomisiert täglich 250 mg Gefitinib oder Plazebo. Primärer Studienendpunkt war das Überleben in der gesamten Studienpopulation sowie in der Subgruppe mit Adenokarzinom. Sekundäre Endpunkte waren die Zeit bis zum Therapieversagen, objektives Ansprechen, Lebensqualität und Verträglichkeit.

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Keine relevanten Unterschiede im Gesamtüberleben

Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 7,2 Monaten bestanden zwischen Gefitinib- und Plazebogruppe keine relevanten Unterschiede im Gesamtüberleben, weder in der gesamten Studienpopulation (5,6 vs. 5,1 Monate) noch bei Patienten mit Adenokarzinom (6,3 vs. 5,4 Monate). Eine Subgruppenanalyse zeigte allerdings signifikante Überlebensvorteile für Patienten, die nie geraucht hatten (8,9 vs. 6,1 Monate) und für Personen asiatischer Abstammung (9,5 vs. 5,5 Monate). Die Zeit bis zum Therapieversagen (3 vs. 2,6 Monate) und das objektive Ansprechen (8 vs. 1,3%) verbesserten sich unter Gefitinib signifikant. Auch die Lebensqualität stieg. Gefitinib war gut verträglich, Nebenwirkungen Grad 3/4 traten nicht wesentlich häufiger auf als unter Plazebo (30 vs. 27%).

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Fazit

Gefitinib führt bei Patienten mit chemotherapierefraktärem fortgeschrittenem NSCLC - auch bei denjenigen mit Adenokarzinom - zu keiner entscheidenden Verbesserung des Überlebens. Einen Überlebensvorteil haben möglicherweise Patienten, die nie geraucht haben, und Patienten asiatischer Herkunft, so die Autoren.

Renate Ronge, Münster