Pneumologie 2006; 60(3): 133
DOI: 10.1055/s-2006-933652
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Asthma bronchiale - Verhaltensprobleme bei Kindern - Resultat oder Ursache der Erkrankung?

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Publication Date:
15 March 2006 (online)

 
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Bisher konnte noch nicht geklärt werden, ob Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern mit Asthma ein Resultat der Erkrankung sind oder ein Asthma begünstigen. Diese Fragestellung untersuchten Calam et al., Manchester/Großbritannien, anhand einer prospektiven unselektierten Geburtskohorten-Studie (Am J Respir Crit Care Med 2005; 171: 323-327).

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Kinder unter 3 Jahren, die später an Asthma erkranken, zeigen mehr Verhaltensauffälligkeiten als gesunde Kinder (Bild: Archiv, nachgestellte Situation).

Von 1085 pränatal in die Studie eingeschlossenen Kindern konnten im Alter von 3 Jahren 771 bzw. 2 Jahre später im Alter von 5 Jahren 721 standardisierte Fragebogen zu respiratorischen Beschwerden der Kinder erhoben werden. Zusätzlich erfassten die Autoren neben den üblichen soziodemografischen Variablen auch psychosoziale Auffälligkeiten mithilfe standardisierter Fragebogen, dem Eyberg Verhaltensinventar (ECBI), dem Familien-Beziehungs-Index (FRI), der Krankenhaus-Angst- und Depressions-Skala (HAD) und dem generellen Gesundheitsfragebogen (GHQ). Im Alter von 3 Jahren wurden verhaltensauffällige Kinder, ermittelt durch einen Summenwert im ECBI oberhalb des klinisch relevanten Cut-off-Wertes, ohne respiratorische Beschwerden (n=397) denjenigen Kindern gegenübergestellt, die nach dem dritten Lebensjahr ein Asthma bronchiale entwickelt hatten (Late-onset-Asthma bronchiale, n=39).

Es zeigte sich, dass in der Asthmagruppe im Alter von 3 Jahren, also vor Entwicklung der Asthmaerkrankung, mehr klinisch relevante Verhaltensauffälligkeiten im ECBI dokumentiert werden konnten als in der gesunden Vergleichsgruppe, und zwar sowohl in der Anzahl der Verhaltensprobleme (Subskala "Problem" im ECBI 10,8 vs. 1,3%; p<0,001) als auch in der Intensität der Probleme (Subskala "Intensität" 23,1 vs. 6,0%; p<0,001). Familien mit Late-onset-Asthmakindern hatten darüber hinaus im FRI niedrigere Werte in Variablen, die den internen Familienzusammenhalt beschreiben. Hinweise auf ein erhöhtes Angst- oder Depressionsrisiko bei den Eltern von diesen Kindern zeigte sich dagegen bei unauffälligen Werten im HAD nicht.

In der multivariaten Analyse konnten zusätzlich regressionsanalytisch eine Asthmaerkrankung der Mutter (OR 5,4; 95% CI 2,1-13,8, p<0,001), erhöhte Ausdruckswerte im FRI (OR 0,71; 95% CI 0,55-0,9, p=0,005), sowie Rauchen der Mutter (OR 3,3; 95% CI 1,2-8,7, p=0,02) und signifikante Verhaltensprobleme im Kindesalter von 3 Jahren (OR 3,5; 95% CI 1,2-9,9, p=0,02) als unabhängige Faktoren für die Entwicklung eines Late-onset-Asthma bronchiale gefunden werden.

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Fazit

Verhaltensprobleme im frühen Kindesalter sind offenbar mit einem höheren Risiko zur nachfolgenden Entwicklung eines Asthma bronchiale assoziiert und nicht als sekundäre psychische Reaktionen auf die Erkrankung anzusehen.

Dr. Mark Foede, Düsseldorf

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Hintergrundinfo

Asthma bei Kindern

Ein selbstverständlicher Umgang mit Asthma ist für Kinder besonders schwierig. In speziellen Schulungen können die jungen Patienten lernen, mit ihrem Asthma zu leben. Das Wichtigste hierbei ist, dass ihnen erklärt wird, was sie sich zutrauen können und was nicht. Dabei darf ihnen die Erkrankung jedoch keine Angst einfllößen. Besonders wichtig es ist auch, eine möglichst einfache und effektive Therapie anzubieten, um einen erneuten Asthmaanfall zu vermeiden. Sport vermittelt ein positives Lebensgefühl, daher sollten sich Kinder auch weiterhin körperlich betätigen. Allerdings ist nicht jede Sportart geeignet und eine begleitende Therapie unumgänglich. Empfohlen werden Ausdauersportarten mit zyklischen Bewegungsformen wie beispielsweise Schwimmen, Radfahren, Joggen und Badminton.

Daniela Sczesny, Heidelberg

 
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Kinder unter 3 Jahren, die später an Asthma erkranken, zeigen mehr Verhaltensauffälligkeiten als gesunde Kinder (Bild: Archiv, nachgestellte Situation).