Pneumologie 2005; 59(11): 756
DOI: 10.1055/s-2005-921993
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Langjähriges Asthma - Erhöhen kurz wirksame β-Agonisten das Sterberisiko?

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Publication Date:
15 November 2005 (online)

 
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Häufig verschriebene Asthmamedikamente sind bereits seit den 60er-Jahren immer wieder mit Nebenwirkungen in Verbindung gebracht worden. H. Ross Anderson et al., London/Großbritannien, untersuchten in einer Fallkontrollstudie, ob eine Beziehung zwischen langjährig verschriebenen Asthmamedikamenten und Todesfällen besteht (BMJ 2005; 330: 117-120).

Die Autoren wählten aus den Jahren 1994 bis 1998 insgesamt 532 Fälle von Patienten unter 65 Jahren mit der Todesursache "Asthma" aus. Dauer und Schwere des Asthmas, Hospitaleinweisungen und Medikamente waren aus den Krankenakten ersichtlich. Diesen Fällen wurden aus demselben Krankenhaus bzw. der Gemeinde gleich alte Kontrollpersonen mit Asthma zugeordnet. Anhand der Krankheitsjahre, dem Grad der Obstruktion und dem Medikamentenspektrum wurden jeweils 2 etwa gleich schwere Fälle miteinander verglichen.

Tatsächlich war die Verschreibung inhalierter kurz wirksamer β-Agonisten ein bis 5 Jahre vor Studienende bei Patienten zwischen 45 und 64 Jahren mit einem 2fach erhöhten Mortalitätsrisiko assoziiert. Die Verschreibungsfrequenz im Jahr davor hatte dagegen keinen Einfluss auf die Sterblichkeit, und bei jüngeren Patienten unter 45 Jahren schien das Mortalitätsrisiko durch kurz wirksame β-Agonisten eher gesenkt zu werden. Das Risiko, an Asthma zu sterben, wurde durch lang wirksame β-Agonisten wie Salmeterol um 26% gesenkt. Auch Kortikosteroide, ob oral oder als Aerosol, senkten das Mortalitätsrisiko um 11 bzw. 14% nach Angleichung in den beiden Gruppen. Positiv wirkten ferner antimuscarinerg wirkende Medikamente allein. Wie inhalative Kortikosteroide hatten auch Antibiotikaverschreibungen bei unter 45-Jährigen einen ausgeprägt schützenden Effekt. Generell senkten in den letzten Monate und in den letzten 5 Jahren verschriebene Antibiotika das Sterberisiko bei Asthmapatienten um über 40%. Zwischen der Anzahl der verschriebenen Medikamente und dem Sterberisiko fanden die Autoren keinen Zusammenhang. Unzureichende und einseitige Therapie dagegen, d.h. kein Asthmamedikament oder lediglich β-Agonisten, erhöhte generell das Mortalitätsrisiko.

Die Autoren betonen, dass das erhöhte Sterberisiko unter kurz wirksamen β-Agonisten nicht mit Sicherheit auf einen toxischen Effekt zurückgeführt werden kann. Trotz versuchter Angleichung der Fälle könnten die Verstorbenen an weitaus schwererem Asthma gelitten haben, so dass eine vermehrte Verschreibung kurz wirksamer β-Agonisten notwendig gewesen war.

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Fazit

Lang wirksame β-Agonisten stehen in keinem nachgewiesenen Zusammenhang mit einer erhöhten Sterblichkeit bei Asthma. Das erhöhte Risiko für kurzwirksame Bronchodilatoren ist nicht mit Sicherheit auf diese Medikamentengruppe zurückzuführen.

Dr. Inge Kelm-Kahl, Wiesbaden

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Aufgefrischt

Anamnese Asthma bronchiale

Fragen nach den aktuellen Beschwerden:

Bestehen Anfälle von Atemnot?

Häufigkeit und Schweregrad der Atemnot-Episoden?

Haben Sie den Notdienst gebraucht?

Gehen die Anfälle mit Erstickungsgefühl einher?

Wurden Sie dabei bewusstlos?

War eine notfallmäßige klinische Behandlung erforderlich?

Leiden Sie unter nächtlicher Atemnot?

Wie oft pro Nacht/pro Woche?

ist der Husten gering oder quälend?

Haben Sie Sputum?

Menge und Beschaffenheit des Sputums?

Fragen nach der derzeitigen Medikation:

Welche Präparate?

Anwendung regelmäßig oder bei Bedarf?

Wie oft wird ein Dosier-Aerosol angewendet?

Wie lange reicht ein Dosier-Aerosol?

Fragen nach dem bisherigen Krankheitsverlauf:

Alter bei Krankheitsbeginn?

Beschwerdefreie Intervalle?

Sind die Beschwerden progredient?

Welche Auslöser von Atembeschwerden wurden beobachtet?

Verträglichkeit von Acetylsalicylsäure oder anderen Schmerzmitteln?

Anwendung von ß-Rezeptorblockern? (Auch nach Augentropfen fragen!)

(aus: Thiemes Innere Medizin, Thieme 1999)