Pneumologie 2005; 59(5): 307
DOI: 10.1055/s-2005-870054
Für Sie notiert

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lungenversagen - Hilft dem Patienten die Bauchlagerung?

Further Information

Publication History

Publication Date:
18 May 2005 (online)

 
Table of Contents

Patienten mit hypoxischem Lungenversagen werden zeitweise in Bauchlage gebracht. Durch diese kinetische Therapie wird die Oxygenierungsfunktion der Lunge verbessert. Ob dies aber auch die Prognose günstig beeinflusst, ist umstritten.

In der randomoisierten Multizenterstudie prüften C. Guerin et al., Lyon/Frankreich, die Bauchlagerung bei Patienten mit akutem Lungenversagen (JAMA 2004; 292: 2379-2387). Alle 802 beatmeten Patienten hatten eine deutlich reduzierte Oxygenierungsfunktion der Lunge und waren für mindestens 48 Stunden beatmungspflichtig. In der Lagerungsgruppe (n = 413) wurden die Patienten täglich mindestens 6 Stunden in Bauchlage gebracht. In der Vergleichsgruppe (n = 378) wurde konservativ therapiert. Zielgröße war die Mortalität.

Die kinetische Lagerungstherapie konnte die Prognose der Patienten nicht verbessern. Sowohl bei den Mortalitätsraten als auch bei den Behandlungszeiten zeigte sich kein prognostisch günstiger Therapieeffekt. Nach 28 Tagen waren rund 32%, nach 90 Tagen rund 43% der Patienten, unabhängig von der Gruppenzugehörigkeit, gestorben. Die Inzidenzraten für Beatmungspneumonien betrugen in beiden Gruppen rund 2 Fälle pro 100 Patiententage am Respirator. Der einzige nachweisbar positive Effekt der Lagerung war, dass sich bei diesen Patienten kurzzeitig die Oxygenierungsparameter verbesserten. Allerdings traten unter der Lagerung auch vermehrt schwerwiegende mechanische Beatmungsprobleme auf.

#

Fazit

Die kinetische Therapie durch Bauchlagerung bei Patienten mit schwerem Lungenversagen bleibt ohne nachweisbar günstigen Effekt auf die Mortalität. Auch die Dauer der Intensivbehandlung konnte hierdurch nicht günstig beeinflusst werden, so die Autoren.

Dr. Horst Gross, Berlin